Der Wecker schlug Neun, als ich wach wurde und mir müde die Augen rieb. Ich habe vergangene Nacht relativ gut geschlafen und fühle mich auch besser als gestern. Ich greife nach der 0,5 Liter Wasserflasche, die neben meinem Bett steht, und trinke sie in einem Zug leer. Mein Hals war zwar trocken, doch das Schlucken tat mir nicht mehr weh. Das Halskratzen war weg. Ein Glück. Ich hasse es, krank zu sein. Meist schleppe ich Halsschmerzen mindestens eine Woche mit mir herum, dass ich dieses Mal davon verschont bleibe, kann ich also nur begrüßen.
Frisch geduscht und eingecremt schlüpfe ich in meine schwarze, fast blickdichte Nylonstrumpfhose und meinem schwarzen Jeansrock. Dazu kombiniere ich einen dunkelgrünen Strickpullover. Da ich kalte Füße bekomme, ziehe ich mir noch Kuschelsocken an, ehe es auch schon an der Haustür klingelt. Verdammt. Habe ich wirklich eineinhalb Stunden gebraucht?
Bonnie stand etwas nervös vor meiner Tür, in der einen Hand hielt sie eine Tüte vom Bäcker an der Ecke, nicht weit von hier, und in der anderen eine Tüte von der Apotheke, direkt gegenüber. »Guten Morgen, B.«, begrüße ich sie lächelnd, welches sie versuchte zu erwidern. Es funktionierte, wenn auch nicht ganz so überzeugend.
Nachdem sie sich ihre Schuhe und Jacke ausgezogen hat, nehme ich sie zur Begrüßung in den Arm, hoffe, sie ein wenig zu beruhigen. Es scheint zu funktionieren, denn jetzt lächelt sie mich ehrlich und breit an. »Wie geht es dir? Du siehst schön aus«, sagt sie. »Mir geht es viel besser, selbst das lästige Halskratzen scheint sich heute Nacht von mir verabschiedet zu haben«, antworte ich und setze uns eine Kanne Teewasser auf. Denn auch wenn es mir jetzt wieder besser geht, kann es nicht schaden, auch heute noch genug Ingwer Tee zu trinken. Immerhin will ich mich dann doch noch nicht zu früh freuen und heute Abend wieder mit Halsschmerzen kämpfen müssen.
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Das Frühstück zog sich bis 12 Uhr und wie umgingen das Thema mit ihrer eventuellen Schwangerschaft. Doch auch wenn wir in den vergangenen Stunden kein Mucks darüber verloren haben, so warten noch immer die drei Tests in der Apothekentüte, die sich auf der Kommode im Flur befindet, darauf, in Gebrauch zu kommen.
»Ich denke, ich sollte mal die Tests machen, was meinst du?«, fragt Bonnie und steht im selben Moment auf. Nickend stimme ich ihr zu. »Ja, denn du willst doch Gewissheit haben, oder?«, frage ich und dieses Mal ist sie es, die zur Antwort nur nickt. Dann verschwindet sie mit der Tüte im Bad, während ich den Tisch abdecke und alles in die Küche zurück bringe. Gerade als ich mich mit zwei neuen Tassen Tee ins Wohnzimmer, auf meine Couch, setze und in den ganzen Kissen versinke, erscheint Bonnie im Türrahmen. Ich klopfe neben mich und beobachte sie dabei, wie sie auf die Test und dann zu mir schaut, ehe sie sich neben mich setzt. Nun sitzen wir hier. Stumm und schauen überall hin, nur nicht auf die Teststreifen. »Ich habe einen Wecker im Handy gestellt. Eigentlich müsste es gleich klingeln. Glaube ich.« Stumm greife ich nach ihrer Hand, die ich sanft drücke, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine ist. Man hörte ihr an, dass sie aufgeregt war.
Beide zucken wir zusammen, als ihr Handyalarm losgeht, ehe sie danach greift und es ausschaltet.»Schauen wir uns die Ergebnisse gleichzeitig an?«, fragt sie leise und ich nicke, ehe ich nach ihnen greife und sie dann zwischen uns halte. Gleichzeitig schauen wir hinunter und als ich sehe, dass alle drei Positiv sind, schaue ich auf. Bonnie sagt nichts. Kein Laut verlässt ihren kirschrot geschminkten Mund. Doch ihre Augen sprechen für sie. Ich sehe die Tränen. Die Angst und die Ungewissheit. Ich lege die Tests zurück auf den Tisch, ehe ich sie an mich und in eine feste Umarmung ziehe. Sie fängt an zu schniefen und ich spüre, wie ihre Tränen meine Wange berühren. »Ich habe Angst«, sagt sie leise. »Was, wenn wir nicht dafür bereit sind? Was, wenn er plötzlich doch keine Kinder mit mir möchte? Was ist, wenn Chris mich doch nicht heiraten möchte?«, ich drücke sie kurz ein wenig fester an mich, ehe ich mich von ihr löse, um sie ansehen zu können. »Du brauchst keine Angst haben. Er wird sich freuen, das weiß ich. Glaub mir, das wird für ihn die schönste Nachricht sein. Du könntest ihn gar nicht glücklicher machen als mit der Nachricht, dass du schwanger bist. Er wünscht sich nichts mehr als Kinder mit dir. Eine Familie.« Der Versuch, sie aufzumuntern, scheint zu funktionieren. Sie nickt und wischt sich die Tränen von den Wangen, ehe sie nachdem Taschentuch greift, welches ich ihr hinhalte. »Okay«, sagt sie und schnäuzt sich die Nase. »Und jetzt lass uns in die Stadt gehen.Wir holen uns eine heiße Schokolade und gehen ein wenig an der Spree spazieren, ehe wir zu euch nach Hause fahren und dann mit den Jungs zusammen kochen. Okay?«, damit stehe ich auf und warte darauf, das sie sich erhebt. Sie greift nach ihrer Tasse und nimmt einen Schluck, ehe sie nickt. »Okay, dann lass uns losgehen.«
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Dezemberwunder
FanfictionIst es Zufall? Ist es Schicksal? Ist es Glück? Oder ist es doch einfach nur ein Wunder? Das fragt sich Luna, seitdem sie IHM das erste Mal über dem Weg lief. Oder sollte ich besser sagen: in IHN hineinlief? Das man jemanden wie IHN einmal trifft, is...