Pì erhob sich in den Himmel, an seinem Hals eine in Silber gehüllte Kapsel, in der sich eine Papierrolle mit einer Nachricht befand.
Jinora hoffte inständig, dass die Nachricht rechtzeitig ankam, geschweige denn, dass sie selbst die Wüste rechtzeitig erreichen würde.
Die kalte Luft ließ ihre Wangen taub werden, während die bald nur noch schemenhaften Adlerschwingen ihre einzige Hoffnung darstellten.Die Si Wong Wüste erschien unter ihnen und Jinora lenkte Zinzin Richtung Boden, ohne den immer noch leeren Horizont aus den Augen zu lassen. Sie landeten weit weg von den Mauern des südlichen Stammes.
Sie würde den Rest zu Fuß zurück legen und sofern ihr Plan funktionierte, ohne Schwierigkeiten das Tor passieren.
Jinora hatte in Zinzins Satteltasche eine Botschaft für Kikki und Korra befestigt, die auch sie über die Ereignisse informieren würde.
Sie schnalzte mit der Zunge und Zinzin erhob sich mit einem Laut, der über die Dünen hallte und flog davon.
Ein kleines Ziehen durchzog ihr Herz, als sie ihm nachblickte...
Sie war wieder allein...Die Uniform der Sandbändiger schmiegte sich an Jinora wie eine zweite Haut.
In Hira'a gab es viele begnadete Schneider, die ihr in kürzester Zeit eine Uniform schneiderten, die vom Original nicht zu unterscheiden war.
Ihre Haare und ihr Gesicht wurden von dem seidenen Turban verdeckt, der sie vor dem rauen Sand der Wüste schütze.
Sie brauchte zwei Tagen um das Tor zur Stadt zu erreichen, mit seiner großen Öffnung die durch das Sandbändigen geschlossen werden konnte.
Es waren zwei harte Nächte in der Wüste gewesen, in denen sie nicht hatte schlafen können, da sie wachsam bleiben musste.
Viel zu viel stand auf dem Spiel und sie konnte es sich nicht leisten unvorsichtig zu werden.
Es waren Wochen gewesen, die sie in der Luft verbracht hatte, auf dem Weg in die Wüste, in der Alles anfangen hatte und hoffentlich auch sein Ende nehmen würde.Sie war schon von weitem gesehen worden, sowie sie die Wachen vom Weitem hatte sehen können. Fünfzehn Armlängen trennten sie vom Tor, als die Wachen sich ihr in den Weg stellten und ihre Hände um ihre Arme legten.
Die äußeren Mauern der Stadt waren sonst von bunten Sandgleitern gesäumt, die wie gestrandete Schiffe im Sand brach lagen und von mindesten zwei Wachen beaufsichtigt wurden. Jetzt lagen weder Gleiter vor den Mauern, noch waren andere Soldaten zu sehen, die um die Mauer patrouillierten.
,,Wer bist du?", fragte der Mann rechts von ihr.
Seine braunen Augen waren grimmig zusammengezogen, während auch sein Gesicht, ein Turban verdeckte. Der Druck um ihre Arme wurde fester und die Anspannung ließ nur langsam von ihr ab.
,,Ich bin Ayane, Sandbändigerin des westlichen Stammes und eine Freundin von Askanio", brachte sie ruhig hervor.
Stille legte sich über sie Drei, als die beiden Männer plötzlich anfingen schallend zu lachen.
,,Hast du gehört? Sie ist angeblich eine Sandbändigerin", gluckste der linke Mann zwischen seinen Lachsalven.
,,Bestimmt wieder eine Verehrerin von der,
der Junge nichts mehr wissen will", lachte der Andere und hielt sich den Bauch mit seiner noch freien Hand.
Jinora beschlich ein mulmiges Gefühl.
Sie hatte sich vorgestellt, dass die Uniform und ein Name sie wenigsten durch die Tore bringen würde, aber sie war zu naiv gewesen.
,,Weißt du wodurch du aufgeflogen bist?", raunte ihr der linke Mann grinsend ins Ohr.
Seine Haut war so braun wie der Sand selbst, als er die Augen leicht zusammenkniff und die Hand, die er um ihren Arm geschlungen hatte, leicht lockerte.
,,Sandbändiger laufen stets im Sand, Du hingegen gleitest über ihn.
Ich weiß nicht wer du bist, aber verschwinde solange du noch die Zeit dafür hast."
Damit ließen die beiden Männer sie los und gingen zurück zu ihren Posten.
Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen. Ihr Proviant war leer und zur nächsten Stadt waren es Wochen, die sie nicht überleben würde.,,Ihr habt recht... ich bin keine Sandbändigerin...Ich kann nicht mal bändigen.
Ich...ich... dachte Askanio liebt mich.
Er war immer so nett und schmeichelnd und dann...", sie wandte sich mit tränennassen Gesicht zu den beiden Wachen um.
,,Ich will doch einfach nur, dass unser Baby seinen Vater kennenlernt."
Jinora's Hand legte sich auf ihren flachen Bauch. Ihre Schultern zuckten, als sie erneut anfing zu weinen.
Die Wachen starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an. Überforderung stand ihnen ins Gesicht geschrieben und Jinora schmunzelte unter dem Stoff des Turbans.
Eine Streitmacht war kein Problem, aber eine verzweifelte schwangere Frau ließ sie sich wünschen einen anderen Beruf ausgewählt zu haben.
,,Ich bitte euch ja gar nicht mich hereinzulassen, aber bitte", Jinora krampfte sich schmerzerfüllt zusammen ,,...holt ihn wenigsten her, damit ich ihm von unserem Baby erzählen kann!"
Sie hoffte natürlich inständig, dass sie sie, angesichts der unangenehmen Situation, so hereinlassen würden, aber die Beiden winkten einem kleinen Jungen hinter der Mauer zu und schickten ihn los um Askanio zu holen.
Ihre runzlige dunklen Gesichter mit den pechschwarzen Brauen und kohlefarbenden Augen, die jeden Feind nur beim Anblick umkehren ließen, blickten sie argwöhnisch,mit einer Spur von Mitleid in ihnen, an.
Mehrere Minute vergingen, in denen sich Jinora in den Sand setze, ganz die verzweifelte Frau, die sie vorzugeben versuchte.
,,Ich habe niemanden geschwängert Loi! Wenn ich es dir doch sage!"
Askanio kam mit dem kleinen Jungen um die Ecke ins Sichtfeld.
Jinora saß nun im Schneidersitz im Sand, den Kopf soweit gesenkt, dass man ihre Augen nicht sehen konnte, sie aber die aus dem Tor kommenden Personen.
Askanio baute sich vor den Wachen auf, die Arme lässig in seine Hosentaschen gesteckt.
,,Was ist hier verdammt nochmal los!", fragte er gereizt, als die Männer gleichzeitig auf Jinora deuteten.
,,Sie behauptet dein Kind auszutragen."
Ihr Herz raste, als sie sich bewusst wurde, wie unangenehm die Situation für Askanio und sie werden würde.
Ein wütenden Zischen entfuhr Askanio, als er er den kurzen Abstand zwischen ihnen überwand.
,,Steh auf Mädchen", befahl er kalt und Jinora erhob sich mit gesenkten Kopf.
,,Dann wollen wir doch mal sehen wer sich so etwas ausgedacht..."
Jinora blickte auf und Aksanio verstummte.
Seine blauen Augen musterten ihr verdrecktes Gesicht, ehe er sich abrupt den Schaulustigen zuwandte, die sich mittlerweile vor dem Tor versammelt hatten. Sie überflog die Menge von vielleicht zehn Leuten, überwiegend Soldaten. Weder Kai, Mae oder Rina konnte sie entdeckten.
,,Ich denke mein Mädchen und ich haben etwas zu besprechen", sagte Askanio kleinlaut und seine Wangen liefen rosig vor Scham an.
Der kleine Junge Loi, der Askanio begleitet hatte, schnaubte laut und grinste sie frech an, die Wachen brachen abermals in ein schallendes Gelächter aus.
Askanios schwielige Hand schloss sich um ihre und zog sie durch die Traube an Menschen hinein in die Stadt aus Sand.
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Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und Kai
FanfictionVor fünf Jahren hat er sie verlassen und doch kann sie sich ihren Gefühlen für ihn nicht entziehen... Der Welt droht ein erneuter Krieg, doch nur Wenige sind sich der akuten Bedrohung bewusst. Jinora und Kai treffen sich nach fünf Jahren wieder, als...