Kapitel 7

418 21 4
                                    


Ein Rascheln erfüllte das Zelt und eine Gestalt schlüpfte in das Zelt. Es war nicht Kai und auch niemand, den Jinora kannte. Die Gestalt war groß und trug die typische Uniform der Sandbändiger.
Haselnussbraune Augen blickten sie belustigt an.
,,Ich schätze, du bist das Mädchen, das ich abholen soll."
Seine Stimme war so tief und kratzig wie die Wüste selbst. Er hielt ihr einen Bündel mit Anziehsachen hin und ein Stöhnen entwich ihrer Kehle. Allmählich fühlte sie sich wie eine Puppe, die alle paar Stunden neu dressiert werden musste. Sie hatte früher schon nichts damit anfangen können und wenn sie eins nicht war, dann eitel.
Jinora ergriff die Uniform der Sandbändiger und bedeutet ihm das Zelt zu verlassen.
Die Uniform schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper und war nach der Robe der Luftbändiger, das bequemste Kleidungsstück was sie je angezogen hatte. Sie ließ an den richtigen Stellen Platz für Bewegungen, die das Bändigen erforderte, während andere Stellen den Körper eng umschlossen.
Jinora wickelte sich den Turban um den Kopf, der ihre Luftbändigertattoos verdeckte und trat aus dem Zelt. Der Bote blickte sie an und pfiff leise.
,,Eine hübsche Sandbändigerin wärst du."
Das Kompliment ließ ihre Wangen wider erwartend erröten, sodass sie den Stoff über ihren Mund und ihre Nase zog. So trugen es die Sandbändiger in der Wüste um sich vor dem feinen Sand und der gellenden Sonne zu schützen.
Der Mann, der sie zu Mae bringen sollte, war keine typische Schönheit. Sein Gesicht besaß gerade einfache Züge und seine Nase schien mehr als nur ein Mal gebrochen gewesen zu sein. Sein Mund war dagegen sinnlich und wenn er lachte, trat ein verschmitzter Ausdruck auf sein Gesicht, welcher die Frauen reihenweise um den Verstand bringen musste.
,,Wollen wir oder magst du mich noch ein wenig anstarren?"
Er grinste Sie an, drehte sich dann aber um und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Hatte er gerade mit ihr geflirtet?
Seine Schritte glitten sicher über den Sand, während Jinora sich Mühe gab, nicht ständig im Sand einzusinken.
Die Sonne war untergegangen, wodurch nur noch wenige Menschen sich außerhalb ihrer Zelte bewegten. Taten sie es doch, so würdigten Sie, sie keines Blickes. Das Dorf war in schummriges Licht gehüllt, dass von Öllampen, die mit spitzen Holzpfählen in den Sand gerammt waren, ausging.
Die bunten Zelte, die kreuz und quer den Sand zupflasterten, glommen durch das Kerzenlicht im Inneren, wie gestrandete Himmelslaternen.
,,Das ist wunderschön", flüsterte Jinora und der Mann vor ihr schnaubte.
,,Viele würden es als zurückgebliebene Kultur bezeichnen."
Spott triefte aus seiner Stimme.
,,Aber du siehst das nicht so?"
Sie sagte es ohne jegliche Wertung in ihrer Stimme.
,,Natürlich sehe ich das nicht so. Diese Menschen sind meine Familie. Sie wurden ihr Leben lang um ihre Ressourcen betrogen und trotzdem sehen sie die Schönheit in den kleinen Dingen des Lebens", damit setzte er seinen Weg fort und Sie folgte ihm.
Jinora wusste eigentlich nichts über die Sandbändiger. Die einzige Geschichte, die sie mit Ihnen verband, war die Geschichte, wie Sandbändiger Appa, den Himmelsbison ihres Großvaters stahlen, um ihn an den Meistbietenden zu verkaufen. Die Tatsache, dass sie jetzt auch ähnliches mit Zinzin vorhatten, führte nicht dazu, dass sich ihre Meinung über sie besserte.
Sie kamen an der Mauer, die das Dorf umgab und einschloß, an.
Die Mauer schien so hoch und undurchdringlich, dass sie überlegte den Mann zu fragen, wie sie diese überwinden sollten. Er stemmte seine Füße in den Boden und seine Arme glitten in einer fliessenden Bewegung durch die Luft. Er war ein Sandbändiger, was auch sonst.
Der Sand rieselte von der Mauer und ließ eine kleine Öffnungen entstehen, durch die sie hindurch schlüpften, dann ließ er die Öffnung wieder verschwinden.
Vor der Mauer war nichts als Dunkelheit und die unerlässlichen Weiten der Wüste.
Zu ihrer Linken sah Jinora, in weiter Ferne ein Zelt, das sie nur erkennen konnte, weil es von Öllampen umgeben zu sein schien. Es war nicht mehr als eine Ahnung.
Eine unbändige Wut erfüllte Sie, wenn sie daran dachte wie Zinzin in diesem Zelt gefangen halten wurde. Jinora riss die Arme hoch und bändigte die Luft, ein Woge brachte sie dem Himmel näher. Das Zelt war weit entfernt, aber sie konnte es viellicht schaffen, bevor der Sandbändiger Verstärkung holen konnte.
Eine Wucht, bestehend aus Sandkörnern, riss sie zu Boden und sie schmeckte Sand zwischen den Zähnen. Schnell sprang Sie wieder auf die Beine, die Hände erhoben, bereit den nächsten Schlag abzufangen.
Der Mann, der sie gerade noch verschmitzt angelächelt hatte, stand ihr nun mit ausdrucksloser Miene gegenüber.
,,Nettigkeit scheinst du schnell auszunutzen" rief er ihr zu.
,,Ich wusste gar nicht, dass Diebstahl und Gefangenschaft eine Nettigkeit darstellen."
Er bändigte den Sand, doch sie wich aus. Jinora verwandelte die Luft um ihn herum zu einem Strudel, in dem er sich nicht mehr bewegen konnte. Der Sand unter ihr schmolz hinweg, sie verlor das Gleichgewicht und rutschte nach hinten weg. Der Strudel versiegte.
Eine Welle aus Sand raste auf sie zu, der sie eine Welle aus Luft entgegen sandte. Die Luft zerstäubte die Sandwelle in winzige Sandkörner, die nun vom Himmel rieselten.
,,Das reicht", erklang eine ihr bekannte Stimme.
Mae stand ein paar Meter entfernt von Ihnen, ihre blauen Augen leuchteten in der Dunkelheit und sie zeigte auf den Mann.
,,Askanio, ich rufe dich wenn du sie zurück bringen sollst."
Der Mann nickte, öffnete einen Spalt in der Mauer und verschwand im Inneren.
Mae blicke Sie an.
,,Dir ist klar, dass das ein dumme Idee war, oder?"
Jinora schwieg und folgte Mae, die sich abgewandt hatte und Richtung Wüste marschierte. Ja es war dumm, aber sie schien die letzen Tage sowieso nur dumme Dinge getan zu haben, was rational immer noch kein Grund war damit fortzufahren.
Sie liefen eine ganze Weile schweigend tiefer in die Wüste hinein. Die Nächte hier waren eisig, aber Jinora war Kälte gewohnt. Mae blieb stehen, setzte sich und schloss die Augen. Jinora tat es ihr gleich.
Ihr Geist leerte sich und Mae's Stimme erklang in ihrem Kopf.

Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt