Rinas Erinnerungen Teil 1

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,,Papa warum reden alle immer über diese Azula, wenn sie dich sehen."
Die Sterne am Nachthimmel spiegelten sich in den Eisplatten des weiten Meeres wider.
,,Azula ist meine Mutter und deine Großmutter."
Rina ließ von dem gebratene Fisch in ihrer Hand ab und blickte erstaunt ihren Vater an.
Die goldenen Augen ihres Vater reflektierten das Licht des Lagerfeuers wie pures Gold und ihre Brust schwellte vor Stolz merklich an.
,,Ich habe wenig Erinnerungen an sie, da ich noch sehr klein war als sie mich verließ. Im Grunde war sie eine verletzte Seele, die versuchte eine selbsterschaffene Leere in sich selbst zu füllen."
Seine Stimmung änderte sich und eine schwere schwielige Hand landete auf ihren Kopf und Wärme durchströmte sie.
,,Ich werde nicht mehr lange leben und ich weiß, dass ich dich dann nicht mehr beschützen kann..."
Die Stimme ihres Vaters versagte und er räusperte sich.
,,Lass dich nicht für eine alte Rache missbrauchen. Wer weiß ob Mutter noch lebt, aber selbst wenn, so ein Leben ist nicht erstrebenswert."
Seine goldenen Augen trafen auf ihre blauen.
,,Du bist eine Nachfahrin von Azula, aber auch von Avatar Roku. Ich habe dir den Namen seiner Tochter nicht umsonst gegeben."
Er lächelte leicht und Rina merkte erst jetzt, dass sie geweint hatte.
,,Du darfst nicht sterben Papa. Ich bin nicht stark genug."
Seine schwielige Hand wischte ihre Tränen weg.
,,Rina, vergiss nicht was ich dir gesagt habe."
Sie nickte langsam.
Im Gegensatz zu ihrem Vater war sie eine Bändigerin.
Eine Feuerbändigerin wie Azula, was sie für den Clan interessant machen würde.
,,Bändige nur wenn es keiner sieht", wiederholte sie seine Worte leise.
Ihr Vater lächelte sie an und dieses Bild sollte ihr für immer im Gedächtnis bleiben.

,,Azulas Sohn war ein Schwächling, der keinerlei Interesse an unserem Kampf gezeigt hat", murmelte die alte Frau und Oberhaupt ihres kleinen Clans.
,,Er konnte nicht einmal bändigen", raunte ein anderer Mann der Alten zu. Sie hatten sich auf dem heiligen Berg versammelt, den sie immer besuchten, wenn jemand aus ihrem Clan verstarb.
Rinas Hände ballten sich so stark zusammen, dass Blut in den Schnee unter ihr tropfte.
Es war die Trauerfeier ihres Vaters und der Großteil des Clans schien nicht einmal traurig über sein Ableben zu sein.
,,Wir hatten ihn ja eigentlich aufgenommen, damit er uns in unserem Bestreben unterstützen würde...als nächster Feuerlord."
Die Worte fühlten sich so falsch an, dass Rina am Mantel ihrer Mutter zog. Mit ihren zehn Jahren verstand sie mehr als ihr lieb war und doch zu wenig um die Situation zu erfassen. Ihre Mutter blickte beschämt zu Boden. Sie machte keine Anstalten ihren Vater vor den Anderen zu verteidigen. Rina löste die Hände vom Mantel ihrer Mutter.
,,Er war kein Schwächling!", schrie sie in die Menge.
Alle drehten sich verwundert zu ihr herum.
Die Hand ihrer Mutter griff um ihren Oberarm und versuchte sie zurück zu ziehen, doch sie riss sich los.
,,Mein Papa war ein Held", sagte sie erstickt.
Vereinzelnde Leute fingen an zu lachen, bis alle mit Ausnahme ihrer Mutter einstimmten.
Diese schien sich nur noch mehr zu schämen.
,,Lasst das Mädchen doch. Immerhin ist sie ein genauso großer Nichtsnutz wie ihr Vater", sagte die Alte.
,,Mein Papa war kein Nichtsnutz!", schrie sie, doch die ersten Leute wandte sich schon wieder von ihr ab.
Sie ließ Feuer in ihrer Handfläche erscheinen und warf es auf die alte Frau.
Eine Wasserwand löschte das Feuer bevor es sie erreichen konnte.
Alle Anwesenden richteten ihren Blick auf sie und Rina wurde bewusst, dass auch sie ihren Vater hintergangen hatte.
Sie hatte offenbart, dass sie eine Feuerbändigerin war.

,,Du bist ein Werkzeug, vergiss das nicht."
Die alte Frau schrie sie an, während Rinas Körper in dem eiskalten Bad feststeckte.
Eisschollen umgaben ihren zierlichen Körper und berührten im Rhythmus der Wellen ihre Schultern.
,,Ich bin kein Werkzeug", antwortete sie zwischen zusammengebissen Zähnen.
Ihr Blut fing an zu rebellieren und ein schmerzerfüllten Zischen entrann ihrer Kehle.
Gleich würde es so schmerzhaft werden, dass sie schreien würde, aber sie würde es so lange hinauszögern wie nur nötig. Sie würde dieser verdammten Blutbändigerin die Genugtuung eines schnellen Aufgebens ihrerseits nicht geben.
Die alte Frau lachte und verzog ihr von Falten übersätes Gesicht zu einer Fratze.
,,Du vorlautes Ding. Es ist eine Schande, dass du von der großen Azula abstammst, aber immerhin bist du nützlicher als dein Vater."
Rina schloss die Augen, der Schmerz war übermächtig und dann schrie sie.

Ihr dunkles Haar klebte feucht an ihrem Kopf, als sie den Iglu ihrer Mutter betrat.
,,Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht durchnässt nach Hause kommen sollst."
Eine Hand schnellte nach vorne und warf ihren Kopf zurück. Ein taubes Gefühl breitete sich auf ihrer Wange aus und Rina widerstand dem Drang ihre Hand an ihre verletzte Wange zu heben.
Ihre Mutter war eine schöne Frau ohne Bändigerkräfte, die alles daran gesetzt hatte die Frau von Azulas Sohn zu werden, der als Kind in die Obhut der Blutbändiger gegeben worden war. Sie war so unbedeutend in dieser Welt, dass sie sich durch ihn erhofft hatte zu Ruhm und Geld zu kommen. Nur leider war ihr Vater an solchen Dingen nicht ansatzweise interessiert gewesen...
Eine Wärme durchströmte sie, als sie an ihren Vater dachte, der die Sanftmut in Person gewesen war und sie wunderte sich wieder einmal wie er so jemanden wie ihre Mutter hatte lieben können.
,,Es tut mit leid."
Ihre Mutter holte mit der anderen Hand aus und traf die noch unversehrte Wange.
,,Wieso hat man mich nur mit so etwas wie dir bestraft. Ich habe gehört, dass du dich wieder widersetzt hast. Du weißt, dass du den Namen deines Vater wieder rein waschen musst."
Rina nickte langsam, was ihrer Mutter endlich ein zufriedenes Lächeln entlockte.

Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt