Kapitel 15

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Triggerwarnung: Das folgende Kapitel enthält Kriegshandlungen, die zum Teil sehr detailliert beschrieben sein können.

Alles was Jinora sehen konnte war Feuer und Sand.
Ein Großteil der Sandbändiger hatten sich ihnen angeschlossen als die feindlichen Truppen die Stadt verließen, während ein paar Wenige zum Schutz in der Stadt geblieben waren.
Seitdem waren 24 Stunden vergangen und sie hatten nichts mehr von den Familien, Soldaten oder Luftbändigern im Inneren gehört.
,,Wenn wir so weiter machen, könnte das böse enden", murmelte Askanio hinter ihr.
Er hatte recht.
Sie kämpften nur mit halber Kraft, da sie taktisch vorgehen mussten.
Der Sieg oder die Niederlage dieses Kampfes hing von den Sandvölkern ab.
Rinas Armee konnte sie jederzeit erreichen und wenn sie ihre ganze Kraft ausschöpften, hatten sie der Verstärkung nichts mehr entgegenzusetzen...
Doch auch wenn die Sandvölker ihnen nicht zu Hilfe kamen, mussten sie es schaffen den Dorfbewohner ein kleinen wenig Zeit zu erkämpfen.
Mae war in der Nacht zu ihnen gestoßen, nachdem sie die Stadt vergeblich nach Rina durchsucht hatte und durch ihr Erscheinen hatten die Sandbändiger neuen Mut geschöpft.
Ein Schwert schlitzte ihren rechten Oberarm auf und ließ sie leicht aufstöhnen.
Ein hämisches Lachen drang aus dem Stahlhelm, der den Kopf ihres Gegners bedeckte.
Askanio landete mit einem krachenden Geräusch auf seinem Helm und stampfte ihn mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit in den Sand.
Er bändigte den Sand so, dass er den Gegner vollständig unter ihm begrub und ihm die Luft zum Atmen nahm.
Seine Kleidung wies zahlreiche Blutspuren auf, die aber scheinbar nicht von ihm selbst stammten.
Er zwinkerte ihr zu, bevor er sich zu seinen Kameraden begab, die das Tor vor Eindringlingen schützten.
Sie waren einfach zu Wenige und doch hatten sie sich noch einmal aufgeteilt, um die Feinde so weit vom Tor wegzutreiben wie sie konnten. Die Luftbändiger, ein paar der Sandbändiger und Mae bildeten die erste Verteidigungslinie, während Askanio mit den restlichen Sandbändigern das Tor bewachte.
Jinora kam sich feige vor, aber sie brachte es nicht übers Herz einen der Soldaten zu töten, was Kai's Vermutung über sie eigentlich nur bestätigte. Wieder einmal war ihr jemand zur Hilfe geeilt und hatte damit seinen eigentlichen Posten verlassen.
Ein Schrei riss sie aus ihrer kurzzeitigen Trance und ließ sie die Umgebung mit dem Blick absuchen.
Ein Sandbändiger lag schwerverwundet am Boden, die Hände auf seine rechte Seite gepresst, das Gesicht kreidebleich.
Der Sand unter ihm färbte sich blutrot und obwohl er schon am Boden lag, ließ sein Gegner Flammen auf ihn herabregnen, die seine Haut verbrannten.
Der Schrei war so markerschütternd, dass sie ohne nachzudenken losrannte um die knapp zwanzig Meter zwischen ihr und dem Mann zu überwinden.
Gleich hatte sie es geschafft...
Rohan erschien vor ihrem Blickfeld und ihr Herz blieb einen Augenblick stehen.
Seine Bewegungen waren so schnell, dass sie den Angreifer nur noch durch die Luft fliegen sah, bevor er mehrere Meter nach unten fiel und reglos liegen blieb.
Ikki hatte recht gehabt, Rohan gehörte wahrscheinlich zu den besten Luftbändiger, die sie je gesehen hatte. Seine Figuren waren so fließend wie die Luft die er bändigte und dazu kam noch seine Schnelligkeit...
Sie erreichte den Mann auf dem Boden, der sie aus seinen matten blauen Augen ansah, während das Blut unaufhaltsam durch seine Hand in den Sand sickerte.
,,Bleib ganz ruhig", schrie Jinora ihn durch das Kampfgeschehen an.
Kai und auch Meelo hatten mittlerweile zu ihr aufgeschlossen und wehrten die Angriffe von Außen geschickt ab.
Der Mann vor ihr hatte lockiges schwarzes Haar und musste nicht viel älter als sie selbst sein.
,,Ihr dürft nicht verlieren", hauchte er, bevor seine Hand sich von seiner Verletzung löste und in den Sand rutschte
,,Nein, nein, nein!"
Hysterisch presste sie ihre Hände auf seine Wunde, während Tränen ihre Sicht verschleierten.
Eine Hand griff nach ihr und zog sie von den Mann weg, dessen Namen sie nicht einmal gekannt hatte.
Ein weiterer Mensch, der nicht hätte sterben müssen.
Das Blut des Mannes haftete an ihrer Kleidung, an ihren Haaren...
,,Jinora!"
Kai hatte seine Hände auf ihre Wangen gelegt und blickte ihr fest in die Augen.
,,Schieb es weg von dir. Jetzt ist nicht die Zeit dafür."
Er ließ sie los und drehte sich gerade noch rechtzeitig von einem herannahenden Feuerball weg.
Sie musterte die Menschen um sich herum, auf der Suche nach ihren Freunden.
Meelo stand vor ihr, Kai neben ihr, Rohan befand sich im Kampf mit zwei Feuerbändigern, denen er mit Leichtigkeit auswich und dann war dort Mae, die mit ihrem Schwert jeden noch so kleinen Schlag abfing.
Sie waren alle noch da.
Sie lebten noch.
Sie würde sie nicht sterben lassen.

Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt