Kapitel 4

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Jinora hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen.
Hitze versengte ihre Lunge, ehe sie die Augen aufschlug und es sofort bereute.
Ihr Mund war wie ausgetrocknet, ihr Magen rebellierte und ein Pochen hallte in ihrem Kopf wider, als sie die Erinnerungen an die letzte Nacht schmerzlich einholten.
Fluchend erhob sie sich, ließ sich vom Sattel gleiten und blickte in ein Meer aus Sand.
Kai stand ein paar Meter entfernt und stapfte sichtlich genervt durch den Sand.
,,Wo sind wir?"
Jinoras Kehle war ausgedörrt und ihre Stimme klang krächzend.
Kai drehte sich zu ihr um und funkelte sie an.
,,Wieso fragst du nicht deinen Bison? Du hattest doch gestern Abend so einen Spaß."
Jinora blickte schuldbewusst zu Boden.
,,Tut mir leid...Ich hab mich vielleicht etwas daneben benommen."
Kai schwieg.
Jinora schlenderte zu Zinzins Kopf, er war vollständig erschöpft. Er musste die ganze Nacht geflogen sein und die Hitze machte ihm schwer zu schaffen.
,,Er braucht Wasser, sonst kann er nicht los fliegen", sagte Jinora und sah Zinzin besorgt an.
Kai schwieg noch immer.
Irgendwann ergriff er das Wort.
,,Wir sind offensichtlich in der Wüste und im Hoheitsgebiet der Sandbändiger."
Er runzelte nachdenklich die Stirn.
,,Sie sind ein sehr raues Volk und kämpfen hier draußen ums überleben. Sie werden versuchen uns Zinzin wegzunehmen und im besten Fall lassen sie uns dann hier in der Wüste zurück."
Er sprang in einem Satz auf Zinzins Rücken.
,,Jinora hast du irgendwelche Stoffreste, Decken oder Verbände?", fragte er sie ruhig.
,,Ähm ich müsste noch einen braunen Umhang haben und ein wenig Verbandszeug."
Kai riss die Taschen auf, die an ihrem Sattel befestigt waren.
,,Hej das sind meine privaten Sachen!"
Kai suchte unbeirrt weiter und holte den braunen Mantel hervor.
,,Sollen wir jetzt auf deine Privatsphäre achten oder willst du lieber sterben?"
Jinora fühlte sich wie ein kleines Kind das nicht ernst genommen wurde.
Kai entledigte sich seines Oberteils aus und zog sich den Unhang über. Es war ein dünner brauner Umhang, den sie auf ihrer Reise durch Ba sing Se erstanden hatte.
Kai ließ den Mantel offen und sie erkannte dass er deutlich trainierter war als er zu erkennen geben wollte.
Er band das Verbandzeug um seine Handgelenke.
,,Was tust du da?"
Jinora blickte ihn fragend an.
,,Ich werde versuchen mich als einer von ihnen auszugeben und du wirst meine Gefangene sein."

Jinora dämmerte es langsam. Er verbarg seine Luftbändigertattoos. Seine Haare bedeckten seine Stirn und er trennte zusätzlich einen Streifen vom Saum ihres Umhangs ab um ihn sich um den Kopf zu binden.
Als er fertig war deutete nur noch seine Hose auf seine Fremdartigkeit hin. Die Hose bestand aus zwei Lagen. Die obere gelbe Schicht trennte er ebenfalls mit dem Messer durch und warf sie auf den Sattel.
Sie sah ihn verblüfft an. Er sah wirklich aus als könnte zu den Sandbändigern gehören.
,,Hast du das schon öfter gemacht? Ich meine deine Identität verheimlicht?"
Kais Mundwinkel zuckten amüsiert.
,,Das ein oder andere Mal vielleicht."
Wie aufs Stichwort vernahmen sie hinten am Horizont eine Sandwolke.
Er vergrub sein Oberteil durch Luftbändigen im Sand und stellte sich hinter sie.
Er hob das Messer und drückte die Klinge an ihren Hals.
Jinora wollte den Kopf zu ihm herumdrehen, aber er hielt sie fest.
,,So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt."
Kai antwortete nicht sondern hielt den Blick starr auf die Sandwolke gerichtet, die sie nun fast erreicht hatte.

Langsam kamen die Sandgleiter vor ihnen zum stehen. Es waren drei Stück mit jeweils 4 Sandbändigern bestückt.
,,Na wen haben wir denn da" raunte der eine von ihnen. Er war dick und bärtig und seine Haut war von der Sonne braun und ledrig.
,,Sie gehört mir!" Kai verstärkte den Griff um Sie ,sodass sie Mühe hatte zu atmen.
,, Ich habe sie gefunden und somit ist sie auch meine Beute."
Die Sandbändiger fingen an zu lachen.
,,Und wie bist du hier raus gekommen ganz ohne Sandgleiter?"
Daran hatte Jinora gar nicht gedacht. Sie waren aufgeflogen!
,,Ich hatte Einen! Und dann kam der dreckige Sturm und zerfetze ihn mir unter meinen Füßen. Ich musste zu Fuß weiter und fand diese große Beute."
Jinora meinte mal von einem Ehrenkodex der Sandnomaden untereinander gehört zu haben. Derjenige der die Beute fand durfte sie behalten. Der Kodex galt aber nur für ihresgleichen, damit es unter den ansässigen Stämmen keinen Streit gab.
,,Welchem Stamm gehörst du an?"
Ein kleiner dürrer Mann trat hinter dem dicken Mann hervor.
,,Ich gehöre zum südlichen Stamm unter der Führung von Basir."
Die Sandbändiger sahen sich untereinander lange an und nickten dann einstimmig.
,,Können wir dich mitnehmen?"
Jinora sackte erleichtert gegen Kai. Eine kleine Stimme in ihr fragte sich aber woher er wusste was er sagen musste? Und wer war Basir?
Die Sandbändiger fesselten Zinzin und es zerbrach ihr das Herz.
Er war mittlerweile so schwach, dass er kaum Widerstand leistete.
Dann kam der große dünne Mann und fesselte ihr die Hände.

Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt