Kapitel 16

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,,Niemand kommt ungeschoren davon, wenn er Hand an mein Volk und meine Freunde legt."
Maes Stimme war nicht mehr als ein Krächzen, als sie sich aufrichtete.
Es war die Kriegerin in ihr die sprach. Jinoras Hand ruhte immer noch auf der Wange ihres Bruders, während der Strom an Tränen nicht versiegen wollte.
,,Was willst du denn schon ausrichten", lachte Rina. ,,Du bist soweit ich weiß nicht mal eine Bändigerin."
Askanio hob die Finger an den Mund und pfiff eine seltsame Melodie.
Der dunkle Schatten an Soldaten wartete auf Rinas Befehl, während ihre Leute sich vor ihnen positioniert hatten um sie zu beschützen.
,,Sagt Azula, dass ich euch zu ihr geschickt habe", sagte Rina unbeeindruckt. Ihre Hand schnellte nach oben und mehrere Tausend in schwarz gehüllte Soldaten bewegten sich auf sie zu.

Kai bückte sich und zog Meelos Körper auf seinen Rücken, der angesichts seiner fehlenden Körperspannung schlaff an seinem Rücken baumelte. Beide Männer waren fast gleich groß und Meelos nackte Füße berührten
den blutverkrusteten Sand unter ihnen.
,,Lauft so schnell ihr könnt", flüsterte Mae, warf noch einmal einen Blick auf das bewusstlose Gesicht von Meelo und schloss die Augen.
Es waren nur noch wenige Armlängen, die sie von den Soldaten trennten.
Plötzlich kippte einer nach dem anderen schreiend in den Sand.
,,Jetzt", schrie Askanio und die Sandsoldaten stürmten weg von der feindlichen Armee, hin zu einem unbekannten Punkt in der Ferne. Der Sand unter ihnen gab nach und Jinora rutschte etwas zur Seite.
,,Was?", brachte sie stammelnd hervor.
Die Schreie der feindlichen Armee wurden ohrenbetäubend laut.
Ihre Leiber krümmten sich vor Schmerz, rissen an ihren Helmen, während dumpfe kehlige Laute ihren Mund verließen.
Jinoras Blick glitt zu Mae, die von einem glimmenden Schein umgeben war, der aussah als hätte man sie in Licht getaucht.
Sie hatte die Augen fest verschlossen und ihre Hände waren vor ihrer Brust fest zusammengefaltet.
Die Prinzessin hatte wirklich die Kontrolle über zehntausend Soldaten übernommen.
Ein Gedanke überkam sie...
Unter ihnen musste Rina sein, das war ihre Chance.
,,Wir können sie nicht umbringen. Ich verliere ansonsten die Kontrolle über ihren Geist."
Mae sprach jedes Wort so langsam aus, als würde sie jede Silbe mit reiner Willenskraft hervorbringen.
,,Mae hält die Soldaten auf, damit wir in die Tunnel fliehen können", raunte Askanio.
Nein, das würde sie nicht zulassen.
Mae rechnete damit zu sterben, doch bevor das passierte setzte sie all ihre Macht ein um sie zu beschützen...
Sein Opfer würde nicht umsonst sein.
Jinora wandte sich an Kai hinter ihr, der immer noch den schwerverletzten Meelo auf seinem Rücken schulterte.
,,Bring ihn in die Tunnel. Ich bleibe bei Mae und komme nach."
Kai's grüne Augen funkelten angesicht der Lüge, die sie ihm unterbreiten wollte, doch er war sich der momentanen Situation genauso bewusst wie alle Anderen.
,,Beeil dich", sagte er, bedeutete den Luftbändigern mitzukommen und folgte den fliehenden Sandsoldaten.
Askanio blieb genau wie sie neben Mae stehen, die Hände zum Kampf erhoben.
,,Bevor du mich fragst, jemand muss die Tunnel für euch ja öffnen", gab er schmunzelnd von sich.
Daran hatte sie nicht gedacht, doch das war auch nicht der einzige Grund warum er hier geblieben war. Er hatte Mae die Treue geschworen und er würde ihr bis in den Tod folgen.
Sie konnte es in seinem Gesicht lesen.
Wenn Loyalität eine Person wäre, dann wäre es Askanio.
Mae sank in den Sand, die Hände zu einer Mediationpose verbunden.
Die Kraft schien sie langsam zu verlassen.
Jinora blickte in die Richtung ihrer Kameraden, doch anstelle ihrer sah sie nur noch Sand so weit das Auge reichte. Die Eingänge mussten nicht unweit des Schlachtfeld sein, was eigentlich logisch war, da das Gefängnis sich auch am Rand der Stadt befand.
,,Wenn die Tunnel so nah sind, warum können wir Mae nicht einfach in Sicherheit bringen, während sie die Gedankenkontrolle aufrecht erhält?", fragte sie.
Die Schreie der Feinde wurden zu einem leisen Wimmern und auch Maes Glimmen nahm stetig ab.
Zehntausend Menschen zu kontrollieren forderte langsam ihren Tribut.
,,Sie darf sich während der Gedankenkonrolle nicht bewegen, ansonsten kann sie die Verbindung nicht aufrecht halten."
,,Woher weißt du das Alles?"
,,Was meinst du was wir gemacht haben, während du dich ausgeruht hast."
Er sagte es wertfrei, doch sie fühlte sich trotzdem verletzt.
Ein kleine Strähne ihrer braunen Haare wehte in ihr Sichtfeld.
,,Ich hätte eine Idee, die uns eine minimale Chance einräumen würde das ganze zu überleben", sagte sie und erklärte Askanio ihren Plan.

Luft und Sand- Eine Geschichte über Jinora und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt