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„Wir werden etwas machen, ob du das willst oder nicht." Bockig wie ein Kleinkind steht Miri vor mir. Sie kräuselt ihre Nase, verschränkt ihre Arme vor der Brust und stemmt die Hände in die Hüften. Dabei ist mir nicht danach, meinen Geburtstag zu feiern. Unglaublich, dass ich jetzt einundzwanzig sein soll.

Auch Grey war heute Morgen verwirrt, als er seinen Kofferraum mit Alkohol beladen und mir dabei zugehört hat wie ich ihm erkläre, dass ich nicht feiere. Er und Mama denken, ich habe mir eine Grippe eingefangen. Erst nach dem zehn tausendsten Mal, dass ich ihm versichert habe, dass er seien Geburtstag trotzdem feiern kann, hat er sich in sein Auto gesetzt und ist gefahren.

Dabei ist das es keine Grippe die mich plagt, sondern die Tatsache, dass ich jetzt Single bin. Aus irgendeinem Grund, hat sich die Unterhaltung mit Dylan vor ein paar Tagen so endgültig angefühlt, dass ich es nicht noch einmal hinterfragt habe. Auch er hat sich seitdem nicht mehr gemeldet, was untypisch für ihn ist. Normalerweise hätte er angerufen, eine Nachricht geschrieben oder wäre einfach vorbeigekommen und hätte so getan als wäre nie etwas passiert. Vielleicht ist es besser so, wenn wir getrennte Wege gehen, den anderen nicht mehr in den Abgrund ziehen.

„Wir können es nachholen", biete ich ihr als Friedensangebot an, doch sie schüttelt entschlossen den Kopf. Ich beobachte sie dabei, wie sie sich auf die Küchenzeile neben den Herd setzt und dabei fast die Schale mit den Orangen umwirft. Mama hatte die großartige Idee, Orangensaft selbst zu machen, anstatt ihn zu kaufen, wann sie allerdings dazu kommt, ist die andere Frage. Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster an ihr vorbei. Mein Kaffe ist immer noch heiß, doch ich umklammere die Tasse nur fester, anstatt sie loszulassen. Irgendwie fällt es mir schwer etwas anderes zu fühlen als gähnende Leere, der ziehende und brennende Schmerz in meiner Hand ist eine willkommene Ablenkung.

Miri beginnt mir aufzuzählen, welche Gründe dafür sprechen meinen Geburtstag zu feiern und dass ich ihr das schuldig bin, weil sie bei ihrem letzten Geburtstag mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett lag. Damals hab ich ihr versprochen, dass wir das an meinem Geburtstag nachholen werden aber wer hätte wissen können, dass ich mich an meinem Geburtstag so schrecklich fühlen würde?

„Wir haben uns getrennt", platze ich einfach raus, woraufhin Miri ihre Rede stoppt und mich ansieht. Einen Moment lang tut sie nichts anderes. Ich muss ihr nicht sagen, wen ich mit wir meine, denn das ist selbst erklärend. Plötzlich ändert sich etwas in ihrem Gesicht, sie zieht die Stirn in Falten, hopst mit einer Bewegung von der Küchenzeile und kommt zu mir an den Tisch.

„Das.. Wie ist das denn passiert?" Fragt sie ehrlich. Ihre Hand legt sich auf meine, die die Kaffeetasse nicht umklammert. Ich sehe ihr in die Augen und zucke mit den Schultern. Ich bin mir ja selbst nicht im Klaren darüber wie das passieren konnte.

„Ich... ähm... wir haben uns unterhalten und festgestellt, dass wir verschiedene Dinge wollen." Meine Stimme versagt unter dem Kloß, der sich in meinem Hals bildet. Ich unterdrücke das verlangen laut zu seufzen während die Tränen in meinen Augen brennen.

Miri sagt nichts, sondern nimmt mich in den Arm, drückt mich wie sie es schon immer gemacht hat, wenn mein Herz schmerzte und ich lehne mich einfach nur in ihre Umarmung wissend, dass ich wenigstens sie habe. Eine Konstante in meinem Leben schon so lange, dass ich nicht weiß wie ich ohne sie überleben würde.

„Weißt du, gerade deswegen, sollten wir heute ausgehen." Sie schiebt mich von sich weg, damit sie mich ansehen kann. Verständnislos hebe ich eine Augenbraue. Genau deswegen? Das ergibt keinen Sinn. Doch in ihrem Ton liegt nichts Hartes und forderndes wie noch vor ein paar Minuten. Stattdessen lächelt sie mich aufmunternd an.

„Du musst den Kopf freibekommen und ich habe dafür die perfekte Lösung", schmunzelnd legt sie den Kopf schief, doch ich bin immer noch mehr als skeptisch.

JULYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt