„Ich möchte wirklich nichts Großes machen", wiederhole ich zum zehnten Mal, während ich mich selbst im Spiegel anschaue und den blauen Fleck direkt über meiner Augenbraue überschminke. Über das Handy kann ich meine beste Freundin seufzen hören, doch das ist mir eigentlich egal. Es ist mein Geburtstag und nicht ihrer. Mir ist absolut nicht nach feiern zu mute. Viel lieber würde ich mich in meinem Bett verkriechen.
„July komm schon, dein Bruder feiert auch und außerdem denke ich, du könntest das wiedermal vertragen", versucht sie mich zu überzeugen, doch ich schüttle nur den Kopf, obwohl sie das nicht sehen kann. Mein Augenlid ist geschwollen, doch egal wie oft ich versucht habe es zu kühlen, die Schwellung wollte einfach nicht zurückgehen. Ich kann nur hoffen, dass es niemandem auffällt, wenn ich meine Haare offen trage.
„Können wir ein anderes Mal darüber reden?", bitte ich. „Ein anderes Mal? Es sind nur noch drei Tage, Jules", erinnert sie mich und ich kann ihren mahnenden Blick quasi schon vor mir sehen, was mir ein kleines Lächeln abringt. Als es an der Tür klopft, öffne ich hastig meine Haare und kämme sie nach vorne.
„Ich muss auflegen, wir hören uns später", noch bevor Miri etwas sagen kann, drücke ich den roten Hörer. Drei Tage bis zu meinem Geburtstag, das klingt so absurd.
„Die Tür ist offen", lasse ich die Person wissen, die geklopft hat. Als die Tür aufgeht, steht Grey vor mir und sieht mich nachdenklich an. Seine Stirn ist in Falten gelegt, überlegend beißt er auf seinem Lippenpiercing rum.
„Was gibt's?" Fragend sehe ich zu ihm rüber, während ich Labello auftrage. Ich muss nur noch einmal Arbeiten, dann habe ich eine ganze Woche frei. Eigentlich hatte ich mich auf meinen Urlaub gefreut aber jetzt würde ich am liebsten durchgehend arbeiten um nicht nachdenken zu müssen.
Sein Blick fällt auf meinen Arm. Ich folge seinem Blick und kann förmlich spüren, wie mir alle Farbe aus dem Gesicht weicht. Schnell ziehe ich meinen Morgenmantel über, der Dylans Fingerabdrücke vom Vorabend überdeckt. Ich war so konzentriert auf mein Gesicht, dass ich das komplett vergessen hatte.
„War er das?" Will er wissen. Blanke Wut breitet sich auf Greys Gesicht aus. Ich hasse diesen Blick an ihm, denn ich weiß, dass sich etwas in Greys Kopf verändert hat. Als hätte man einen Knopf gedrückt. „Nein, das verstehst du falsch, ich.." „July, war er das?" Wutentbrannt sieht er mich an. Das Gefühl mich übergeben zu müssen breitet sich in mir aus.
Wie gerufen klingelt es an der Tür. Ich brauche nicht nachzusehen, wer das ist, denn das Dylan mich abholt war schon lange abgemacht und mir war auch bewusst, dass unser Streit daran nichts ändern würde.
Bevor ich reagieren kann, stürmt mein Bruder die Treppen nach unten und reißt die Tür auf. Noch bevor Dylan irgendetwas sagen kann, holt Grey aus und lässt seine Faust in das Gesicht meines Freundes fallen. Geschockt stehe ich am oberen Ende der Treppe. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich mich wieder bewegen kann.
„Grey", schreie ich, doch da holt er schon zum nächsten Schlag aus, während Dylan den ersten noch zu verarbeiten scheint. Gleichzeitig mit meinem Vater komme ich auf der verschneiten Veranda an. Lautstark zieht er die beiden auseinander. Auch wenn ich mir wünschte, er würde von der ganzen Sache nichts mitbekommen, bin ich froh, dass er hier ist, denn ich würde die beiden nicht auseinander bekommen.
„Fass sie nie wieder an", knurrt Grey wütend. Seine Lippe blutet, doch im Gegensatz zu Dylan hat Grey kaum etwas abbekommen. Mein Freund hingegen liegt mit blutender Nase im Schnee. „Du Mistkerl hast jeden Schlag verdient, was bist du nur für ein Weichei." Papa schaut perplex zu mir und dann wieder zu seinem Sohn, der vollkommen außer Kontrolle zu sein scheint.
Auch Mama und James stehen in der Tür und sehen verwirrt hin und her. „Was stimmt mit dir nicht", fauche ich in Greys Richtung. Überrascht und mit großen Augen sieht er mich an, während ich Dylan helfe aufzustehen. „Er hat nichts getan, zumindest nicht was du denkst. Du kannst nicht einfach auf andere Leute losgehen!"
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JULY
General Fiction// Spin off zu GREY! // Ich war eine Marionette, hing an den Fäden in deiner Hand, bis du sie durchgeschnitten hast. Deine Hand, sie war ein Ort, warm und voller Sicherheit bis sie dir ausgerutscht ist. Und trotzdem hing ich an den Fäden, mit alle...