Kapitel 15

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Ich versuchte unter ständigem Husten zu atmen, da ich zu ersticken drohte. So langsam ging mir die Luft aus und ich krallte mich panisch an Ethans Arm. Er handelte sofort und brachte mich vor die Tür, an die frische Luft. Dort gelang es mir endlich, einen tiefen Atemzug zu holen.

Noch bevor sich ein Gefühl der Erleichterung in mir breit machen konnte, durchzuckte ein höllischer Schmerz meinen Kopf. Ich hörte ein lautes Stimmengewirr in meinem Kopf. Es war ein Gemisch aus Verschiedenen Stimmen und Rufen, dem schmerzenden Stöhnen einer Frau und nach einer Weile kam das Schreien eines Babys dazu. Keine klaren Wörter waren zu erkennen, das Stimmengewirr schien immer lauter zu werden und der unfassbare Schmerz breitete sich von meinem Kopf immer weiter in meinen gesamten Körper aus.

Das einzige was ich von meinem Umfeld noch wahrnahm, war ein lauter Schrei, der meiner Kehle entwich. Es war unerträglich !

Bevor ich endgültig zusammensackte, spürte ich noch eine warme Flüssigkeit mein Gesicht hinunterlaufen.

****** etwas später ******

Mit dem beruhigenden Schallen einer Klangschale in den Ohren erlangte ich langsam mein Bewusstsein zurück. Meine Sicht war verschwommen, alles was ich erkennen konnte waren die unklaren Umrisse von lichtspendenden Kerzenflammen. Nacheinander schaltenten sich meine Sinne allmählich wieder ein - ich spürte eine kühle Hand um meine, die Schwere meines Kopfes und nahm Ethans samtige Stimme wahr.

"Wie fühlst du dich ?", hauchte er leise und behutsam. Ich ließ meinen Blick durch den dunklen Raum schweifen. Alles schien sehr magisch und mystisch. Der Raum war mit lauter mystischen Gegenständen und orientalischen Teppichen dekoriert.

An Ethans Augen blieb ich hängen. Durch das eisige Hellblau hindurch konnte ich beim genaueren Hingucken einen blassen, leichten roten Schimmer erkennen. Ich betrachtete jede einzelne Stelle seines makellosen, markanten Gesichts. Sein Gesichtsausdruck strahlte Offenheit und Erleichterung aus. Er schenkte mir ein schwaches Lächeln.

Mein Blick schweifte weiter zu der Richtung, aus der ich den angenehmen Schall einer Klangschale wahrnahm. Dort saß eine Frau mittleren Alters, ihrem Aussehen nach war sie eine Südländerin. Sie trug einen orangefarbenen Sari und war ebenfalls mit orientalischem Zubehör geschmückt. Ihr schwarzes, gelocktes Haar fiel ihr locker über die Schultern.
Ihr Blick war nach unten auf die Klangschale gerichtet, die sie in regelmäßigen Abständen anstieß und somit das magische Schallen im Raum verteilte.

Sie legte den Klangstab beiseite, nahm verschiedene Kräuter aus einer Schale und stampfte sie in einem Mörser. Die intensive Kräuterfahne stieg mir in die Nase und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Sie richtete ihren Blick auf mich. Mit einer Handbewegung rief sie mich zu sich an den Tisch.

"Gut, dass du wach bist. Dann kann ich dich jetzt endlich mit dem Kräutertee versorgen.", sagte sie und goss heißes Wasser aus einer Thermoskanne zusammen mit den zerstampften Kräutern in eine Tasse. Ich versuchte mich aufzurichten, was aber kläglich scheiterte. Ethan half mir und stützte mich. Zusammen gingen wir die paar Schritte, bis ich mich erleichtert in den Stuhl sinken ließ. Jetzt konnte ich die Frau von nahem betrachten, sie war natürlich schön und sie hatte ebenmäßige, gebräunte Haut und rehbraune Augen.

Meine Finger umfassten die warme Tasse und bei jedem Schluck konnte ich spüren, wie der wohlige Kräutertee von meiner Kehle in die Speiseröhre floss.

"Wie fühlst du dich?", fragte die mir gegenübersitzende Frau und legte ihre Hand auf meine. "Besser. Danke.", antwortete ich schlicht. Ich fühlte mich schwach, kraftlos und müde. Als ich mir kurz über das Auge rieb, spürte ich eine Art Kruste auf meinem Gesicht. Die Frau hielt mir einen kleinen Handspiegel hin und schenkte mir einen mitfühlenden Blick.

Zwillinge des Schicksals™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt