Kapitel 14

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Die Vampire halten Alisha für einen Vampir und beanspruchen sie als Vampirkönigin, die Werwölfe jedoch halten sie für einen Werwolf und beanspruchen sie als Werwolfskönigin.

Was, wenn Alisha beides ist ?

Ethans POV

Ich war unglaublich aufgeregt. Meine schwarzen Lackschuhe klackerten bei jedem Schritt auf dem glänzenden Marmorboden, ich zog mir noch schnell meine Krawatte zurecht, ehe ich den großen Saal betrat. Die massiven Flügel der Tür schwangen auf und alle Aufmerksamkeit lag auf mir. Das Erste, das mir in den Blick stach, waren diese leuchtend grünen Augen, die mich durchdringlich und intensiv ansahen. Ich erwiderte seinen kühlen Blick und ließ mich auf dem Platz neben meinem Vater nieder. Noahs Blick verwirrte mich, wie konnte er eifersüchtig sein, wenn er Alishas Herz für sich gewann... ?

Ein kleiner Verdacht schlich sich in meine Gedanken...

Die Atmosphäre wirkte angespannter als bei der letzten Versammlung von Vampiren und Werwölfen. Mein Vater blätterte rasch seine Dokumente durch, räusperte und erhob sich. Augenblicklich verstummten alle anwesenden Personen.

Der Vampirkönig begann zu sprechen: "Werte Damen und Herren, vielen Dank, dass Sie heute so zahlreich zu unserer äußerst wichtigen Sitzung erschienen sind. Es handelt sich diesmal um die berüchtigte Alisha Eremia. Sowohl das Werwolfs- als auch das Vampirgeschlecht beanspruchen sie als Königin. Wie vielleicht schon bekannt ist, war ihre Mutter ein Vampir und ihr Vater ein Werwolf. Wie konnte sich ein für gewöhnlich unfruchtbarer Vampir mit einem Werwolf fortpflanzen? Dieses Phänomen bleibt bis heute unerklärlich. Immer wieder verursacht die Frage, ob Alisha Eremia nun ein Werwolf oder ein Vampir sei, Uneinigkeiten. Doch jetzt wissen wir die Antwort. Dieses Buch beinhaltet interessante Informationen über den Hybriden, oder auch Vampirwolf genannt.", er nahm das vergilbte Buch in die Hand und las vor, "Der Hybrid - Vampir oder Werwolf? Der Hybrid ist eine Mischung aus Vampir und Werwolf. Viel ist über diese außergewöhnliche Spezies nicht bekannt. Die Hybriden sind die stärkste Rasse von allen vier Rassen. Sie leben geheim und versteckt, keiner hat von ihrer Existenz je Kenntniss genommen. Hybriden sind mächtig, die Dunkelheit ist ihr Verbündeter. Es gibt den Allmächtigen, den Unbesiegbaren, er ist der Anführer aller Hybriden(...) Niemand hat ihn je zu Gesicht bekommen, den Hybridenkönig..."

Sowohl die Werwölfe als auch Vampire machten erstaunte und schockierte Gesichter, manche schienen ungläubig und gröhlten auf. Mir war schon vorher klar, dass diese Neuigkeit so aufgenommen werden würde. Die Anwesenden diskutierten laut durcheinander, ehe das Geschehen ausarten konnte, ergriff mein Vater das Wort: "Ich bitte um Ruhe! Glaubt es oder glaubt es nicht. Warum sollte diese Mittteilung nicht der Wahrheit entsprechen ? Es würde unsere ganze Auseinandersetzung erklären!", verkündete der Vampirkönig. Die Menge verfiel in eine hitzige Diskussion. Ich sah Noah an, der am anderen Tischende saß und mich mit erstaunten Augen ansah. Für mich war diese Neuigkeit ja nichts Neues.

"Es erklärt alles! Die Werwölfe hielten Alisha Eremia für einen Werwolf und die Vampire hielten sie für einen Vampir. Sie ist beides! Ein Hybrid! Sobald sie gebissen wird, kommt ihre Vampirseite zum Vorschein. Und an dem ersten Vollmond ihres 20. Lebensjahres verwandelt sie sich in einen Werwolf. Es gibt laut diesem Buch nicht nur einen Werwolfs- und Vampirkönig, sondern auch einen Hybridenkönig. Wir wissen nicht, ob dieses Buch die Wahrheit beinhaltet, doch es erklärt einiges. Wir werden nachforschen müssen!"

Alishas POV

In der letzten Woche hatte sich mein Körpergewicht wieder stabilisiert, da Ethan immer wieder vorbeischaute und mich zum Essen verdonnerte. Ich hatte keine Ahnung, ob Ethan bescheid wusste, dass ich nicht nur Abstand zu ihm, sondern auch Noah gehalten hatte. Über dieses Thema wollte ich sowieso nicht sprechen.

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Als ich zu Hause ankam und gerade die Tür öffnete, zog Ethan mich an seinen Körper und presste seine Lippen auf meine. Zuerst stand ich überrumpelt da, doch dann erwiderte ich den Kuss langsam und verschränkte meine Arme hinter seinem Nacken. Es fühlte sich einfach unfassbar gut an und in dem Moment vergaß ich, was wir hier taten. Langsam lösten wir uns von einander. Ich wollte an ihm vorbei ins Haus eintreten, doch er packte mein Handgelenk und zog mich zurück.

"Ich will dich. Ich liebe dich einfach und ich weiß, dass du es auch tust.", sagte er. Ohne ihn anzuschauen löste ich mich aus seinem Griff und ging nach oben. Von hinten schlangen sich seine Arme um mich. "Wieso tust du das alles? Dachtest du, ich würde es nicht merken?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich entfernte mich von ihm und drehte mich zu ihm um. "Fang jetzt nicht damit an! Lass es einfach sein.", antwortete ich leicht gereizt. Ein Gespräch über irgendwelche Liebesdramen wollte ich jetzt einfach vermeiden. Er erwiderte nichts mehr.

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Wir saßen im Wohnzimmer, schauten uns einen Film an und tranken Blut. Ethan hatte mich dazu gebracht Blut zu trinken, inzwischen war es für mich zu etwas ganz Natürlichem geworden. Ohne Blut hätte ich es in dieser kurzen Zeit gar nicht geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Und ohne Ethan erst recht nicht.

Bei einer lustigen Szene im Film lachten wir beide auf. Während des Films lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und er legte einen Arm um mich. Es war noch relativ hell draußen, als der Film endete.

"Alisha?", fragte Ethan. "Ja?", fragte ich zurück. "Wo hast du eingentlich das Buch über Hybriden her?", wollte er wissen. Ich überlegte, ob ich es ihm erzählen sollte. Schließlich entschied ich mich dafür und erzählte ihm von der Kirche, dem geheimen Gang, dem Tagebuch und dem Kompass. Alles im kleinsten Detail. Er hörte mir aufmerksam zu und als ich meine Erzählung beendete, sagte er: "Das klingt alles äußerst spannend." Er nahm meine Hände in seine und fuhr fort: "Wie leid es mir auch tut, aber ich schätze wir müssen auf Hybridenjagd gehen. Wir müssen wissen, ob sie existieren oder nicht. Lass uns das Geheimnis lüften okay?"

Er schien zu wissen, dass ich mit der ganzen Sache eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte. Aber er hatte Recht, wir mussten uns vorbereiten, falls sie doch irgendwann auftauchen sollten. Ich starrte auf unsere Hände und nickte leicht.

Den Rest des Tages studierten wir das Tagebuch von Prof. Hamilton. Wir fanden heraus, dass Grayson Hamilton ein Vampirjäger war und sich mit dem Themengebiet 'Übernatürliche Wesen' beschäftigte. Als dieser von Vampiren kaltblütig ermordet worden war, beschloss sein Sohn, Michael Hamilton, sein Streben fortzuführen. Mit Hilfe der Aufzeichnungen seines Vaters erweiterte er sein Wissensmonopol und stieß auf Hybriden. Die Hybriden suchten nach der Hybridenprinzessin...

"Sie suchten nach mir?", sprach ich laut aus.

"Was verwundert dich daran?", fragte Ethan.

"Das ergibt doch alles keinen Sinn!
Wenn sie wirklich nach mir gesucht hätten, wieso habe ich sie dann nie zu Gesicht bekommen?"

Ich las mir nochmal die letzte Tagebuchseite durch.

' 17.08.2007

Liebes Tagebuch,

heute ist es so weit. Ich habe die Hybriden gerufen, um ihnen eine Falle zu stellen.

Falls mein Plan nicht aufgehen wird, bitte ich denjenigen, der mein Tagebuch und die geheime Kammer gefunden hat und gerade genau das liest, das Streben meines Vaters und mir fortzuführen. Alles was du, lieber Leser, brauchen wirst ist hier auf diesem Schreibtisch. Nimm das Tagebuch und den goldenen Kompass mit. Genauere Erklärungen findest du auf den anderen Seiten. Solltest du jemals Nachforschungen benötigen, gehe in die Kammer und bediene dich an den Bücherregalen.

-Prof. Michael Hamilton '

Eine Frage nach der Anderen staute sich in meinem Gehirn auf. Ich fasste nochmal alles zusammen: Die Hybriden suchten nach mir, der Hybridenprinzessin. Michael Hamilton behauptete sie gefunden zu haben und lockte die Hybriden in die Kirche. Er wollte sie zur Strecke bringen und seinen Vater rächen, wobei sein Racheplan aber gescheitert ist...

Laut dem Tagebuch war dies der 17. August 2007, ein Sonntag. Das war der letzte Tag, an dem ich mit meiner Tante in die Kirche ging. Ein böses Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit...

Ich begann zu hyperventilieren und schnappte panisch nach Luft. Ein kalter Schauer überkam mich und hinterließ eine Gänsehaut.

WAS IST AN DEM LETZTEN TAG PASSIERT?!

Zwillinge des Schicksals™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt