Kapitel 3

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"Ich kann es dir beweisen."

"Und wie?"

"Ich habe Durst. Nach dir.", in dem Moment leuchteten seine Augen rot auf und seine Eckzähne verlängerten sich spitz zulaufend. Mein Herz blieb stehen und es bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich wollte schwer schlucken, doch dass gelang mir nicht, denn ich war völlig erstarrt.

Er beugte sich immer tiefer zu mir, nun lag ich unter ihm. Ich hatte Angst, Angst vor dem, was passieren würde und Angst vor ihm. Mein Herz schlug immer schneller und heftiger, meine Augen weit aufgerichtet und mir stockte der Atem. Es dauerte nun nicht mehr lange, bis er zu beißen würde. Ich konnte inzwischen fühlen, wie sein Atem meinen Hals kitzelte. Mich durchfuhr ein kalter Schauer. Wehre dich! Alisha, du musst dich wehren!, schrie meine innere Stimme. So fasste ich all meinen Mut zusammen, ich fühlte mich unheimlich stark, stärker als je zuvor. Meine Verzweiflung und Angst verschwand, so kam es dazu: Ich schubste ihn mit all meiner Kraft von mir weg. Doch das, was ich anrichtete, hätte ich von mir niemals erwartet...

Er flog hochkant mit voller Wucht gegen die nächst beste Wand, doch selbst die Wand blieb nicht unbeschadet. Sie bekam tiefe Risse und als Ethan von der Wand auf den Boden fiel, zerfiel sie in Schutt und Asche.

"Scheiße, meine Wand!!!", fluchte ich lauthals. "Und um mich machst du dir keine Sorgen?", fragte Ethan mit einem aufgesetztem Schmollen. Seine Augenfarbe war inzwischen wieder so blau wie vorher und seine Eckzähne hatten wieder die normale Größe. Er knackste mit seinem Nacken, renkte sich ein und stand auf. Meine Kinnlade hing immer noch herunter, wie geht das bitte schön?! Das hätte nicht mal der stärkste Muskelprotz der Welt geschafft!

"Mach deinen Mund lieber zu, sonst fliegen dir die Fliegen noch in den Mund.", sagte Ethan. Als ich realisierte, dass er gerade auf mich zu kam, schüttelte ich meinen Kopf, um wieder klare Gedanken zu haben. "Komm mir ja nicht zu nahe!", drohte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. "Calm down, ich hatte nie vor dir etwas anzutun.", erwiderte er. Ethan fuhr fort: "Das gerade warst du. In dieser Notsituation voller Angst und Verzweiflung wurden deine Kräfte als Vampir freigeschaltet. Siehst du? Jetzt hast du deine Beweise. Ach ja, aber eine Kostprobe von deinem Blut wäre allerdings trotzdem nicht schlecht..."

Aber wie...? Das ist die einzige logische Erklärung dafür, ich weiß, dass es wahr ist. Aber ich will das einfach nicht glauben! Ich hatte meine Eltern nie kennengelernt, ich wusste nicht einmal ihre Namen oder wie sie aussahen! Und wenn ich doch eine Vampirprinzessin sein sollte, hier sieht man ja mein 'Schloss'! Mein Haus ist nichts weiter als eine Bruchbude, davor war es einfach ein hässliches, altes, kaputtes, kleines Einfamilienhaus, aber durch die zerfallene Wand ist es jetzt schlussendlich doch eine Bruchbude! Ich bin doch keine Prinzessin, nein das kann nicht sein! Ich habe keine Familie, sogar meine damalige Tante, von der ich meinen Nachnamen habe und die mich bis ich 12 war großgezogen hat, ist verstorben! Ich bin allein, völlig zurückgelassen und arm. Durch einpaar Nebenjobs komme ich gerade noch so durch die Runden. UND SOWAS SOLL EINE PRINZESSIN SEIN?!

Ich merkte gar nicht, dass ich angefangen hatte zu zittern und mir Tränen runterflossen. Nun entwich mir ein leiser Schluchzer, zwei starke, kalte, aber dennoch sanftvolle Arme schlangen sich um mich. Ich stand einfach regungslos da und eine Träne nach der anderen tropfte auf den Teppichboden. "Hey, nicht weinen. Ich weiß, dass das alles für dich neu und kompliziert ist, aber glaub mir, du wirst alles verkraften. Du hast noch Zeit zum überlegen, denn deine Kräfte sind noch nicht vollständig erwacht. Doch denke immer an eines: Ohne dich, ohne die Königin der Vampire ist das Volk zum scheitern verurteilt... Wenn was ist, ich bin immer für dich da, ruf einfach nach mir.", er drückte mich noch einmal fester an sich und löste sich dann von mir. Ich hörte, wie er hinter sich die Haustür leise schloss. Ich wollte, dass er blieb, denn ich hatte zum ersten Mal das Gefühl von Geborgenheit und...es fühlte sich wie ein richtiges zu Hause an. Er fühlte sich wie ein richtiges zu Hause an. Jemand, der mich versteht, der weiß wie ich fühle... Nach genau so einer Person habe ich mich gesehnt.

Ich habe keine Freunde, bin mutterseelenallein und jetzt... wird sich das wohl ändern...? Ich verstehe Ethan, wahrscheinlich ist er wieder gegangen, weil er mich nicht sehen will. Wer will schon etwas mit einem armseligen Mädchen, wie ich es bin zu tun haben? Pff, wie konnte ich nur denken, er würde etwas mit mir zu tun haben wollen...

Ethan POV

Ich kann sie verstehen, sie will sich das alles nicht eingestehen, ein Vampir sowie ich zu sein. Und noch schwerer wird das, da sie auch noch die Vampirprinzessin 'Alisha Eremia' ist. Am liebsten hätte ich, dass sie für immer ein Mensch bleibt, denn jedes mal wenn ich bei ihr bin und ihren wohltuenden Geruch einatme und ihre anziehende Körperwärme genießen darf, fühle ich mich wie auf Wolke sieben. Ich habe sie erstmal alleine gelassen, damit sie alles verarbeiten kann und lernt, diese Tatsache zu akzeptieren. Es wäre zu schade, den Vampir in ihr, der leise tief in ihrem Inneren schlummert, zu wecken und sie somit zu einem Vampir zu machen. Leider wird genau dies an unserer anstehenden Hochzeit passieren...
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Hallo Leute, bitte dran bleiben und voten *-* - Danke :) Bild von Alisha an der Seite ^^

xo Bebe_x3

Zwillinge des Schicksals™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt