Kartoffelsalat

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„Dein Bett ist weicher als meins", stellte Harry fest. Er fuhr mit der Hand über den weichen Stoff von Malfoys Bettdecke. In der anderen Ecke des Raumes hatte Malfoy nun Blaises Bett beschlagnahmt; er lag auf dem Rücken auf der weichen Matratze und starrte an die Decke des Himmelbetts.

„Ach, wirklich?"

„Ja, ehrlich."

Hat dein Daddy etwa Snape bestochen, oder wie kommt das, Slytherin Prinz?, dachte Harry, doch er wagte es nicht, die Worte auszusprechen.

„Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte Harry nach einer Weile. „Wir müssten doch längst beim Abendessen sein!" Schnell holte er seinen Zauberstab hervor. Ein einfacher Zeit-Zauberspruch zeigte ihm an, dass es bereits 18:47 Uhr war. Das Abendessen hatte um halb Sieben begonnen. Harry schreckte auf und liess seinen Zauberstab auf das Bett fallen. „Malfoy, komm!"

Malfoy hatte Harrys Erkenntnis mitverfolgt und stand gemächlich auf. „Wieso willst du stressen?", fragte er kopfschüttelnd. „Ich habe ohnehin keine Freunde, die hier sind. Und den anderen ist es sowas von egal."

Harry schaute ihn etwas verwirrt an. Dann fiel ihm wieder das Gespräch mit Susan ein. Malfoy hatte alleine am Tisch gesessen.
Er ging zur Türe und hielt diese offen. „Komm jetzt", forderte er. „Ausserdem habe ich Hunger."

Harry wartete eine Weile, doch als Malfoy nicht die geringsten Anstalten machte, mitzukommen, meinte er: „Gut, dann gehe ich eben alleine. Viel Spass beim Verhungern, Malfoy!" Mit diesen Worten verliess er den Raum.

Als Harry schon fast die Treppe erreicht hatte, packte Malfoy ihn plötzlich bei der Hand.

„Lauf mir nie wieder davon, Potter, merk dir das", hauchte Malfoy ihm von hinten ins Ohr, sodass seine Lippen Harrys Haut streiften. Ein kalter Schauer durchfuhr Harrys Körper und die Schmetterlinge meldeten sich wieder.

Malfoy liess Harrys Hand nicht mehr los, bis sie vor dem Eingang der grossen Halle standen. Harry atmete tief durch und schwang das Tor auf. Wie erwartet richteten sich alle Blicke auf sie, und die Leute wunderten sich, dass sie bei ihrem gemeinsamen Anblick an deren Gesichter keine Verletzungen eines Kampfes vorfanden.
Schnell fanden die beiden ihren Weg zum Slytherin-Tisch und setzten sich weit weg von den wenigen anderen Slytherins.

„Wieso haben die uns so seltsam angeschaut?", fragte Malfoy, als sie die leckeren Speisen auf ihre Teller schöpften. „Uns sehen sie wohl nicht so oft zusammen, nicht wahr?", erklärte Harry. „Und ausserdem, so als völlig unwichtiges Detail, sind wir viel zu spät."

Malfoy zog belustigt die Augenbrauen hoch. Dann widmete er sich wieder seinem Essen.

„Und vielleicht", flüsterte Harry ihm beinahe lautlos ins Ohr, „sahen wir auch ein bisschen gay aus..."

Malfoys Augen wurden grösser, und er musste sich schnell auf den Kartoffelsalat auf seinem Teller konzentrieren.
Er mochte Kartoffelsalat. Mit den weichen Kartoffeln, dem Schnittlauch und der ... fuck, Potter sieht mich an ... würzigen Rahmsauce.

Doch Harry hatte genau gesehen, wie Malfoys blasse Wangen errötet waren, und grinste. Er hatte es wieder geschafft, Malfoy verlegen zu machen. Vor der gesamten grossen Halle. Zufrieden biss er in sein Brötchen.

Den Rest des Abendessens mieden sie ihre Blicke und standen erst auf, nachdem der grösste Teil der Schüler weg war. Schweigend gingen sie die Gänge hinunter in den Slytherin Gemeinschaftsraum. Dort angekommen, stiegen sie die Treppenstufen zu ihrem Schlafzimmer hoch.

Als Harry hinter ihnen die Türe schloss, blieb Malfoy in der Mitte des Raums stehen und sah ihn mit funkelnden, bösen Augen an.

„Das war NICHT okay."

Harry lachte und meinte:
„Komm schon, das war so offensichtlich. Wir kommen zu spät, haben beide verstrubbelte Haare und sitzen dann noch nebeneinander am Slytherin-Tisch. Nein echt, du hättest dich sehen sollen:
Oh, mein Kartoffelsalat ist so schön angerichtet! Sieh mal, Harry, echt spannend!"
Harry machte mit der Hand eine Geste, als würde er gleich in Ohnmacht fallen und lachte sich dann kaputt.

Verärgert verengte Malfoy die Augen. „Du treibst es ein wenig zu weit, will ich meinen."

„Wer war hier derjenige, der mich aufgefordert hat, in seinem Bett zu schlafen? Und eins kann ich dir sagen; dies werde ich heute auch tun", warf Harry dem blonden Slytherin an den Kopf.

Da hast du's, meldete sich Malfoys innere Stimme zu Wort, jetzt bereust du es. Und zwar richtig.

The Holiday Game - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt