Kapitel 5.1

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The Neighbourhood

The Beach


Das Rauschen der Reifen, die sich auf der Autobahnstraße durchdrehten, erklang in meinen Ohren. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, mein Leben bestand nur noch aus meinem Zimmer und dem Krankenhaus. Ich sollte froh sein, dass ich wenigstens zu Hause ohne Mundschutz herumlaufen konnte. Zumindest so lange bis Hanji wieder etwas auf dem Herd stehen ließ...

„Erzähl mir etwas über dich.", meinte Eren nachdem wir fünf Minuten schweigend nebeneinandersaßen.

„Über mich gibt es nichts zu erzählen." Beziehungsweise mochte ich es nicht darüber zu reden, weil es nichts Besonderes an mir gab.

„Jeder hat etwas über sich zu erzählen.", meinte er und konzentrierte sich bis auf ein paar kurze Blicke in meine Richtung weitgehend auf die befahrene Straße, die sich vor uns erstreckte, während ich mich immer noch dabei quälte meine Rückenschmerzen zu verdrängen.

„Wir kennen uns doch gar nicht."

Irritiert schüttelte er den Kopf „Dann ändern wir das eben jetzt.", meinte er selbstsicher.

„Und warum sollte ich gerade dir etwas erzählen?" Fragend wendete ich meinen Blick von dem grünen Streifen, der aus Bäumen, Büschen und anderen Sträuchern bestand, zu ihm. Entspannt saß er im Sitz und steuerte den Wagen, während er sich mit dem einen Arm an die Mittelkonsole lehnte. Sein Fahrstil war das komplette Gegenteil zu Hanjis ruckelndem Etwas. Im Gegensatz zu ihr hatte man bei Eren das Gefühl, dass er sein Auto voll und ganz unter Kontrolle hatte. Jede motorische Bewegung lag in seiner Macht und sein Wagen gehorchte ihm aufs Ganze. Konnte man sein Auto dominieren? Wenn ich Eren dabei zusah, mit welcher Leichtigkeit sich seine Hand um das lederbezogene Lenkrad bewegte, kam es mir nämlich fast schon so vor.

„Immerhin spiele ich gerade dein Taxi... Kleiner Scherz. Es war nur so still."

Auch wenn er es höchstwahrscheinlich nicht sehen konnte, nickte ich verstehend. Mir persönlich war seine alleinige Anwesenheit soziale Interaktion genug gewesen, doch Eren war anscheinend die Art von Mensch, die nie leise neben jemandem sitzen konnte. „Dann erzähl du doch etwas.", entgegnete ich „Ich bin sowieso immer noch völlig ausgelaugt."

„Warum sollte ich gerade dir etwas erzählen?", äffte er mich nach und lächelte leicht.

„Sehr witzig.", schnaubte ich und sah wieder nach draußen. Der grüne Streifen war allerdings auch nicht interessanter als meine eigene Spiegelung in der Fensterscheibe.

„Kommunikationen sind nicht wirklich dein Spezialgebiet, oder?"

Ertappt verschränkte ich meine Arme. „Es ergab sich eben nie dazu.", meinte ich stumpf.

Meine Aussage ließ ihn nachdenklich werden „Darf ich dich etwas fragen? Stimmt es, dass dich nie jemand besuchen gekommen ist?"

Petra und Eren redeten also über mich. Klasse...

„Ihr redet über mich?"

„Was?"

„Was?" Okay vielleicht kam meine Gegenfrage ein bisschen ohne Kontext. „Petra und du.", ergänzte ich.

„Ach so... Vielleicht hat sie mir das ein oder andere über dich erzählt."

Ich zischte. Hatte diese Frau schon mal etwas von Schweigepflicht gehört?

„Stimmt es denn was sie gesagt hat?", zog er seine Frage wieder in den Vordergrund. Ich wurde stutzig. Es stimmte, dass mich nie jemand besuchen kam, doch das war nicht der eigentliche Grund meiner Schweigsamkeit.

Blutmond || Ereri FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt