lil happy lil sad
Let Me Die
Es war dunkel draußen und mehr als die Lichter anderer Autos gab es nicht zu sehen. Stattdessen fokussierte ich meinen Blick auf meine Spiegelung an der Fensterscheibe. Ich befand mich auf dem Beifahrersitz und Hanji wollte einfach keine Ruhe geben. Ich hatte noch nie viel zu erzählen gehabt, doch sie erzählte mir detailgetreu was während meiner Abwesenheit passiert war. Zwischendurch lachte sie wie eine Krähe und zum ersten Mal freute ich mich darauf gleich zu Hause sein zu können. Dort hatte ich nämlich endlich wieder meine Ruhe.
Von Eren hatte ich mich verabschiedet, nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich nun von jemandem abgeholt werden würde. Unsere Diskussion war fürs erste vergessen. Ich hoffte einfach, dass er mich ganz schnell vergessen würde. Seinen Schal trug ich immer noch. Zwar erklärte ich, dass ich ihn nachher im Auto nicht mehr brauchen würde, doch er bestand darauf, dass ich ihn anließ während ich wartete. Komischer Junge. Erwartete er denn überhaupt, dass ich ihm den Schal zurückbrachte? Es gab immerhin keine Garantie für unser Widersehen.
Ich fragte mich ob Erwin immer noch die Miete für mich zahlte oder mittlerweile wohl keinen Sinn mehr darin sah, ein leerstehendes Haus zu finanzieren. Vielleicht hatte er mich doch nicht vergessen. Vielleicht verdiente er aber auch mittlerweile so viel Geld, dass er die kleinen Ausgaben, wie meine Hütte, gar nicht erst wahrnahm. Erwin musste inzwischen Unmengen an Geld besitzen, welchen Wert hatte so eine Hütte dann noch für ihn? Ein unkomfortabler Gedanke, dass wir beide mal zufrieden unter einem Dach gelebt hatten, doch das war schon lange Geschichte.
„Hanji, schau gefälligst auf die Straße ich habe gerade erst eine Nahtoderfahrung hinter mir!", erklärte ich ihr nun schon zum dritten Mal, aber sie lachte nur und erzählte einfach weiter. Vielleicht hätte ich mich doch lieber auf die Diskussion mit diesem Jungen einlassen sollen. Hanji hatte noch nie Rücksicht auf andere genommen. Zumindest war es mir noch nie aufgefallen. Es war einfach nicht ihre Art und daran konnte wohl niemand etwas ändern. Ich war mir sicher, dass auch sie sich einen Dreck für mich interessierte, denn wäre es nicht so, dann hätte ich ihr nicht so lange am Telefon erklären müssen, warum sie mich doch bitte abholen sollte. Im Endeffekt wusste ich nicht einmal welches meiner Argumente sie letztendlich überzeugt hatte. Es war seltsam sie wieder zu sehen und vor allem zu hören, wobei ich das am wenigsten vermisst hatte.
Ich sah aus dem Fenster und versuchte ihre Stimme auszublenden, was mir anfangs noch etwas schwerfiel.
Sah ich für andere immer noch krank aus? Immerhin hatte ich keine Haare auf dem Kopf, war blass, ausgehungert und schwach, musste dutzende Medikamente einnehmen, einen Mundschutz tragen und hatte wöchentlich das Krankenhaus am Hals. Ich selbst würde mich noch nicht als gesund betiteln. Wie viele Blicke und dumme Kommentare musste ich in Kauf nehmen, wenn ich das Haus verließ? Würden mich Leute auf der Straße anrempeln, weil sie mich unansehnlich fanden? Dachten sie ich würde sie anstecken? Alles Fragen, die mich immer tiefer in den Sitz sinken ließen. Mein Blick schweifte von meinem Mundschutz weiter hinunter zu dem roten Schal, den ich immer noch um meinem Hals trug.
„Levi..?" Ihre unsichere Stimme brachte mich zurück in die Realität. Ich vermutete nichts Gutes.
„Was hast du angestellt?"
„N-nichts!", stritt sie sofort ab. Nun war ich mir sicher, dass etwas nicht in Ordnung war. „Es geht nur um etwas, dass du vielleicht wissen solltest, bevor wir zu uns nach Hause fahren."
Stutzig zog ich meine Augenbrauen zusammen: „Zu uns nach Hause?" Ich hoffte inständig, dass ich dieses ungute Gefühl zu Unrecht hatte.
„Hör mir zu. Es sind auch teilweise gute Nachrichten. Ich meine Erwin hat sich wieder gemeldet-"

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Blutmond || Ereri FF
FanfictionIsoliert von den grauen Wänden des Krankenhauses. Mein größter Kampf sollte es sein den Krebs zu besiegen und zu leben, doch es war das Leben selbst, dass mir den größten Schmerz bereitete. Nach etwa einem Jahr wurde ich nun endlich entlassen. Ich h...