Kapitel 39- Streithammel

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Meine ganze Woche verlief astrein. Bis Freitag. Der Freitag war Sturmtag, oder besser gesagt voller Streithammel. Das Ganze fing schon früh am morgen an. Zu früh. Viel zu früh, für meinen Geschmack.

Lautes Geschrei ließ mich aus meinem wohlverdienten Schlaf hochfahren und beinahe kerzengerade im Bett aufsetzen. Ich wühlte mich unter meiner Bettdecke hervor, steckte meine Füße in die Plüschpuschen in Hasenform und wollte gerade losschlurfen, als mir auffiel, wie entsetzlich kalt es war.

Also schnappte ich mir mein Oberbett- kanariengelb hin oder her- und legte es mir um die Schultern. Dann steckte ich schlaftrunken meine Nase aus der Tür und schaute den Flur herunter. Für ein paar Sekunden war alles still und ich fragte mich, ob ich das Ganze vielleicht nur geträumt hatte, da wurde plötzlich eine der Türen aufgerissen und Hidan stürmte heraus. Nackt bis auf ein mickriges Handtuch um seine Hüften, dass er auch zu verlieren drohte.

Mir klappte die Kinnlade herunter. So leise wie möglich wollte ich mich wieder in mein Zimmer zurückziehen, da hatte er mich auch schon bemerkt und rannte irgendwas rufend auf mich zu.

Ich war so perplex, dass ich gar nicht reagieren konnte, und blieb zur Salzsäule erstarrt stehen. Schon war Hidan bei mir und zog an meiner Bettdecke.

„Gib sie mir!", rief er zwischen aufeinander klappernden Zähnen. „Die verdammte Dusche hatte nurnoch kaltes Wasser und ich brauche dringend Wärme!"

„Dann geh in dein verdammtes Zimmer und hol dir deine eigene Decke!", rief ich und dachte gar nicht daran meine Decke loszulassen. Was mir im ersten Moment nämlich nicht aufgefallen war, war die Tatsache, dass Hidans Haare allein aus dem Grund so platt wie immer auf seinem Kopf Anlagen, weil er bis gerade noch unter einem Duschhahn voll mit Eiswasser gestanden hatte. Und das wollte ich nicht in meiner Decke haben!

Die wäre bis zum Sankt Nimmerleinstag muffig!

„Gib her, bei Jashin!", fauchte Hidan.

„Tu ich nicht!", donnerte ich zurück.

„Sei keine Spielverderberin und gib mir die verdammte Decke", presste Hidan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte meine Hand auseinander zu biegen. „Wenn Kakuzu dir 'ne neue Decke besorgen muss, verzeiht er dir. Mir nicht!"

„Mir doch egal!", rief ich wütend.

„RUHE!", donnerte Kakuzus Stimme von irgendwoher und wir rangelten leiser fluchend und schließlich ganz stumm weiter.

Plötzlich räusperte sich jemand neben uns und wir fuhren beide herum. Mittlerweile hatte Hidan eine meiner Hände losgeeist und fest im Griff, während wir den Kampf auf der anderen Seite fortführten.

Als wir jetzt aufschauten war ich so aus dem Konzept gebracht, dass ich aus Versehen losließ und Hidan nach hinten stolperte, auf den Hintern fiel und von MEINER SCHÖNEN DECKE begraben wurde, die nun mit Sicherheit nass und muffig werden würde.

„Schön, du kannst die Decke behalten, Hidan! Aber du sorgst dafür, dass ich ne neue bekomme", fauchte ich und man hörte Hidan nur dumpf murmeln.

Dann fuhr ich zu Itachi herum. „Toller Moment, um aufzutauchen! Ich hatte gerade fast gewonnen!"

Itachi antwortete nicht, sondern schob sich einfach an mir vorbei.

„Hey!", rief ich ihm hinterher, „Du könntest dich wenigstens entschuldigen!"

Nun fuhr Itachi herum. „Entschuldigen?", fragte er in einer Tonlage, die so eisig war, wie ich sie bei Sasuke noch nicht erlebt hatte. „Warum sollte ich mich bei dir entschuldigen?"

Das tat weh. Plötzlich war meine Wut verraucht und mir wurde fast schlecht, so viel geballte bittere Traurigkeit sammelte sich auf einen Schlag in meiner Magengegend. „Du- du glaubst also, bei jemandem wie mir brauch man sich nicht entschuldigen?", fragte ich leise. Doch Itachi war schon die Treppe hinunter verschwunden.

Hidan hatte es fast geschafft sich aus seiner Decke hervor zu winden und bevor er jetzt auch noch mit irgendwas kommen konnte, rannte ich in mein Zimmer und schlug die Tür zu.

Ich starrte auf mein leeres Bett und dachte nur: „Na, ganz toll. Jetzt konnte ich mich nicht mals mehr unter der Bettdecke verkriechen." Ich schmiss mich trotzdem darauf, schnappte mir meinen Teddy und schluchzte auf.

Von allen nur nicht von Itachi hätte ich gedacht, dass er mich so wenig schätzte. Er war doch derjenige gewesen, der mir Mut zugesprochen hatte und mir gesagt hatte, als alle anderen in der Schule so ekelhaft gewesen waren.

Und in Wirklichkeit dachte er also genauso?

Wenn er mich nicht schätzte, wer dann? Ich schluchzte noch einmal auf und vergrub mein Gesicht im Fell meines Teddys. Ich wollte nicht nach unten. Ich wollte nicht in die Küche und ich wollte Itachi am liebsten nie wieder begegnen.

Noch lieber hätte ich nie wieder jemals an ihn gedacht, aber wie verflucht wiederholte mein blödes Gehirn seine Worte. „Wieso sollte ich mich bei dir entschuldigen? Wieso sollte ich mich bei jemandem wie dir entschuldigen? Wieso..." Immer und immer wieder, bis ich lauter weinte als meine Gedanken.

Ich hasste Hidan ich hasste Itachi und ich wollte mich am liebsten für immer hier verkriechen.

Irgendwann wurde ich ruhiger. Und trotzdem konnte ich es nicht aufhalten, dass unaufhörlich neue Tränen über meine Wangen flossen.

Mein Teddy würde hinterher ganz schön sauer sein. Er hasste Wasser. Und nass werden sowieso.

Aber er stand mir tapfer bei. Auch, als Sasori genervt meine Tür öffnete und nach mir rief. Als ich mit dünner stimme antwortete, wurde Sasori plötzlich sofort hektisch, schloss erstmal die Tür hinter sich, zog sich meinen Schreibtischstuhl heran und setzte sich zu mir ans Bett.

„Hey...", sagte er leise. „Was ist denn los?"

„Ich weiß nicht...", antwortete ich dünn. Dabei wusste ich nur nicht, wie ich es erzählen sollte. Sasori sah mich mit einem sehr besorgten Blick an und augenblicklich tat es mir leid, ihm so sorgen zu machen. Sasori überlegte einen Moment, dann legte er seine eigene, von dem ganzen Wachs, das er für seine Figuren benutzte glatte, wachsige Hand auf meine und strich darüber.

„Das tut mir so leid, Amaya. Ich hätte mehr auf dich achten sollen... Ich dachte nur, du schienst so gut klarzukommen und ich wollte mich nicht so einmischen und den überfürsorglichen Onkel raushängen lassen... Ist was in der Schule?"

Ich brachte es fertig gleichzeitig den Kopf zu schütteln und zu nicken. Und dann sprudelte alles aus mir heraus, was in der letzten Woche passiert war und Sasori sah immer besorgter und besorgter aus, drückte meine Hand und beruhigte mich.

„Ich weiß, das tut weh...", murmelte er leise. „Ich habe lange nach einem Weg gesucht diese Verletzungen zu umgehen, weißt du? Ich hatte schon gedacht es ist besser sich gar nicht mehr auf Bindungen einzulassen, gar keine Gefühle zu hegen, dann kann man auch nicht verletzt werden...

Aber das ist nicht die Lösung."

„Und was ist sie dann?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Sasori ehrlich. „Aber auf lange Sicht muss man das verletzende in Kauf nehmen, wenn man die ganzen schönen Gefühle wie Freude erleben will."

„Ich glaube ich werde nie wieder froh", murmelte ich dumpf und Sasori lächelte.

„Doch das wirst du. Jeder fühlt sich so, wenn er Liebeskummer hat."

„Ich habe keinen Liebeskummer", murrte ich und Sasori schmunzelte.

„ist klar. Und das da ist auch kein Teddybär, der sein jährliches Bad bereits hinter sich hat."

Halb musste ich lachen und Sasori seufzte erleichtert auf. „Siehst du. Es geht schon wieder. Und dein Widerspruchsgeist ist auch schon wieder da."

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Stellt euch vor, bei mir hat es heute geschneit. Anstelle eines Schneemanns habe ich eine Schneeente gebaut. Ich glaube ich habe zu viel über Sasuke geschrieben. x3

So, und wie die weitergeht und ob sich Amaya und Itachi wieder vertragen, das erfahrt ihr am Mittwoch bei unserem Leseabend. Bis dahin, ich freue mich auf euch.

𝑺𝒄𝒉𝒂𝒂𝒍𝒕𝒂𝒖𝒔𝒄𝒉𝒆𝒓 //𝐴𝑘𝑎𝑡𝑠𝑢𝑘𝑖 𝐹𝑓 ❥𝐼𝑡𝑎𝑐ℎ𝑖 [𝑴𝒐𝒅𝒆𝒓𝒏]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt