Auf in einen neuen Lebensabschnitt

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„Du wirst zu deinem Onkel Keishin Ukai in die Miyagi Präfektur ziehen und dort dann die Karasuno Oberschule besuchen. Dein Onkel hat bereits alles mit der Schule geklärt und..."
Das war er... der Moment der mein Leben erneut verändert hat und jetzt sitze ich hinten in der letzten Reihe im Bus, mit meinen Kopfhörern auf den Ohren, an die kalte Scheibe angelehnt und sehe den Regentropfen dabei zu, wie sie gegen die Scheiben prasseln und vom Wind weggedrückt werden.

'Warum muss das Leben so scheiße zu mir sein?', frage ich mich Gedanken und lasse einen Seufzer aus. Wenn meine Mutter nur mal ein wenig nachgedacht hätte, könnte ich jetzt noch immer mit Kuroo, Lev, Kenma und den anderen in der Turnhalle sitzen und sie bei ihren Spielen unterstützen, aber nein, ich muss ja zu meinem Onkel, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, ziehen.

Als die Station, an der ich aussteigen muss, auf der Anzeigetafel erscheint, stehe ich auf, schnappe mir meinen Rucksack und meine sicher verpackte Gitarre und verlasse den Bus. Schon als ich einen Fuß zur Tür hinaussetze, spüre ich die Regentropfen auf meiner Kleidung und bin schon nach wenigen Minuten, in denen ich in die Richtung des Ladens meines Onkels gelaufen bin, völlig durchnässt. Hätte der mich nicht wenigstens abholen können? Das kann ja noch was werden...

Nach knapp 20 Minuten erreiche ich auch endlich den Gemischtwarenladen "Sakanoshita", meines Onkels, bzw. seiner Familie und gerade als ich an die Tür klopfen will, da alles im Laden dunkel ist, ertönt eine Stimme hinter mir, welche ich, nachdem ich mich zu dieser gedreht habe, einer älteren Dame mit braunen kurzen Haaren und Regenschirm über dem Kopf, zuordnen kann.
„Der Laden hat zu Kleines, Keishin trainiert doch jetzt das Volleyball Team an der Karasuno High und hat deshalb die Öffnungszeiten geändert." Bevor die alte Dame weiter reden und mir womöglich ihre Lebensgeschichte erzählen kann, unterbreche ich sie und frage sie schlicht und einfach wo ich lang gehen muss, um zu der besagten Schule zu gelangen.
„Gleich den Berg hier rauf, einfach immer weiter, bis du zu dem großen Tor kommst, da siehst du die Schule auch schon, aber sag mal Kind, bist du neu hier? Ich hab dich noch nie hier gesehen, wenn du nicht im Regen warten willst, kannst du auch eben zu mir mit rüber kommen, ich wohne gleich neben Keishin, wir kennen uns schon sehr lange. Bist du seine Tochter? Du siehst ihm so ähnlich, die gleiche Haarfarbe und die gleichen Augen! Ich wusste ja gar nicht,..." Da ich wirklich keine Lust habe mich weiter mit ihr unter diesem kleinen Unterstand zu unterhalten, geschweige denn in ihre Wohnung zu gehen, da ich sie nicht kenne, bedanke ich mich leise und drehe mich dann schnell von ihr weg, während ich mich auf den Weg zur Karasuno mache. 'Das dürfte ja dann auch meine neue Schule sein, aber Keishin hätte mir ja schon mitteilen können, dass er nicht da ist...', denke ich mir genervt und stapfe mürrisch gelaunt durch den Regen. 'Wenigstens ist der Gitarrenkoffer wasserdicht', denke ich mir als mein Blick auf eben diesen fällt.

Wenn ich noch auf der Nekoma wäre, würde ich jetzt mit Kuroo Levs Annahmen trainieren oder mit Kenma zocken und nicht wie ne Bekloppte durch den Regen laufen. Auch wenn dieser wirklich vorzüglich zu meiner Stimmung passt. Konfus streiche ich mir eine Strähne meines dunkel blonden Haares aus dem Gesicht und halte mit meinen dunkelbraunen Augen weiterhin Aussicht nach dem Schultor, was mir durch den Regen deutlich erschwert wird. Aber letztendlich, nach, keine Ahnung wie vielen Minuten, erblicke ich das silberglänzende Metall des Schultores.

Nachdem ich den Schulhof endlich betreten habe, wird mir bewusst, dass ich keine Ahnung habe, wo sich die Turnhalle, in welcher mein Onkel das Team trainiert, überhaupt befindet. Gereizt laufe ich also über den Schulhof und stöhne sowohl erleichtert, als auch entnervt auf, da ich nach dem minutenlagen durch den Regen laufen, der mehrstündigen Fahrt im Bus und der Verabschiedung meines alten Teams, nicht gerade die beste Laune habe.

Dementsprechend ist auch mein Gesichtsausdruck genervt, als ich die Hallentür aufstoße und platschnass wie ich bin, nachdem ich schnell meine Schuhe abgestreift habe, in die Halle trete. Das Quietschen der Turnschuhe und auch das Schlagen des Balles verstummt mit einem Mal. Ich will gar nicht wissen wie ich aussehen muss. Mit meinen durch den Regen deutlich dunkleren Haaren, die mir im Gesicht und an den durchs Wasser schweren Klamotten kleben und meinem Gesichtsausdruck, vor welchem selbst Voldemort Angst hätte. „Ähm, können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?", fragt ein Mann mit schwarzen, kürzeren Haaren und Brille verwirrt und sieht mich an. Als ich, noch immer schweigend meine Augen über die restlichen Leute in der Mannschaft wandern lasse, bleibt mein Blick an einem großgewachsenen, blond haarigen jungen Mann hängen, dessen Augen sich, als er meinen Blick bemerkt erschrocken weiten. „Yukiko, bist du das? Verdammt ich hab voll vergessen, dass du schon heute ankommen solltest. Shimizu hol bitte schnell ein paar Handtücher.", ruft er laut und wendet sich dann an eine Schwarzhaarige Brillenträgerin, vermutlich die Managerin, welche dann auch schon im Nebenraum verschwindet. Ich selber stelle währenddessen meinen Gitarrenkoffer und meinen Rucksack an die Hallenwand und ziehe mir meine Jacke, die leider nicht ganz so Wasserabweisend ist, wie gedacht aus und stehe nun in feuchten Klamotten, also Jeans, schwarzen Socken und einem ebenfalls schwarzen, dünnen Rollkragenpulli vor ca. 15 Leuten die mich ziemlich verwirrt, neugierig oder auch einfach, im Falle einer blonden Bohnenstange, gleichgültig anschauen. Gelangweilt schaue ich zurück und lasse mich mit den leise genuschelten Worten: „Habt ihr nix besseres zu tun als mich anzustarren?", an der Wand hinab gleiten, wo ich meine Schuhe neben mich stelle, meine Augen schließe und meinen Kopf erschöpft an die Wand hinter mir lehne. 'Was ein scheiß Tag', schießt es mir durch den Kopf.

Als ich neben mir eine Bewegung wahrnehme, öffne ich die Augen wieder und sehe die Schwarzhaarige, die mir ein Handtuch reicht. „Hier, aber ich denke nicht, dass das wirklich viel bringen wird. Ich habe noch Sportkleidung dabei, die kannst du gerne anziehen, bevor du noch krank wirst. Aber wer bist du eigentlich?", fragt sie mich lächelnd, woraufhin ich nur ein zustimmendes Grummeln von mir gebe, dann aber seufzend hinzufüge: „Yukiko Ukai" Meine Laune ignorierend, richtet sie sich auf und meint dann: „Ich bin Kiyoko Shimizu, Managerin des Teams und in der dritten Klasse. Komm mit, dann kann ich dir die anderen Klamotten geben." Ohne etwas zu sagen richte ich mich wieder auf und folge ihr schweigend zu den Umkleiden, während ich mir meine Haare mit dem Handtuch trockne. „Bist du die Tochter vom Coach oder sonst irgendwie mit ihm verwandt?" „Er ist mein Onkel." Warum halten mich alle für seine Tochter? Sehe ich ihm so ähnlich oder was?

Als Kiyoko und ich in der Umkleide ankommen, reicht sie mir einige Klamotten und meint ich soll, wenn ich fertig bin, einfach wieder in die Halle kommen.

Ich gebe daraufhin nur ein Nicken von mir und sehe ihr dabei zu, wie sie leicht schmunzelnd den Raum verlässt. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hat, fällt mein Blick auf die Kleidung, die vor mir liegt. Ein Trainingsanzug der Karasuno... Augen verdrehend ziehe ich mich bis auf die Unterwäsche aus und trockne mich mit einem zweiten Handtuch vollständig ab. Danach schlüpfte ich in den Trainingsanzug und binde mir meine handtuchnassen Haare zu einem hohen Zopf. Meine nassen Kleider hänge ich einfach über die Banklehne und verlasse mit einem letzten Blick in den Spiegel neben der Tür, die Umkleide.

Sugawara pov.

Wir sind gerade am trainieren, als die Turnhallentür aufgeht und eine durch das draußen herrschende Unwetter völlig durchnässte Person eintritt. Sofort überkommt mich eine Gänsehaut, als ich den kalten Wind, der durch die noch offene Tür in die Halle prescht, auf meiner Haut spüre. „Ähm, können wir ihnen irgendwie behilflich sein?", höre ich Sensei Takeda fragen.

Die Gestalt vor uns entpuppt sich als Mädchen und schon nach wenigen Augenblicken wird mir klar, dass sie wohl irgendwie mit unserem Coach verwandt sein muss.

„Kommt mal bitte alle zusammen!", ruft Coach Ukai hinter mir. 'Huh? Habe ich jetzt die ganze Zeit nur vor mich hingestarrt? Wo ist den das Mädchen hin?' etwas verwirrt blicke ich mich um, begebe mich dann aber zu Ukai und den anderen, welche bereits alle in einem Kreis stehen. „Wer ist das, Coach?", will Hinata nun wissen, woraufhin sich die Blicke aller auf unseren Trainer richten. „Nun... ihr Name ist Yukiko Ukai und sie ist die Tochter meiner großen Schwester Kaya. Sie hat bisher in Tokio gelebt, zieht jetzt aber zu mir und wird ab nächster Woche auch auf die Karasuno gehen... in den ersten Jahrgang." „Und warum wechselt sie mitten im Jahr die Schule?", möchte nun auch Kageyama wissen.

„Ach ja Keishin, was ich gerade noch sagen wollte, danke fürs abholen. Auf dich ist wirklich verlass.", ertönt eine sowohl sarkastische, als auch genervte Stimme, die unmissverständlich zur Nichte unseres Trainers gehört. Ohne uns weiter zu beachten, geht sie auf die Bühne zu und zieht sich, scheinbar ohne Probleme, dort doch.

„Na schön. Jungs ihr übt weiter eure Annahmen und Aufschläge. Ich geh mal mit ihr reden.", damit dreht sich unser Trainer von uns Weg und geht auf das dunkelblonde Mädchen zu. Das wird glaube ich noch sehr interessant... ,,Suga, kommst du jetzt?", ,,Huh? Oh, klar Daichi!", damit richte ich meinen Blick wieder auf mein Team und trainiere mit ihnen weiter.

Between cats and crows - Haikyu!! (Tsukishima FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt