Bitte was?!

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Schweigen erfüllt den Raum, bis ich den Zettel achtlos auf den Tisch fallen lasse. „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein… was soll das?!“, verlange ich wütend von Keishin zu wissen. „Ich habe keine Ahnung Yuki…“ „Das wird der doch wohl nicht ernst meinen oder? Ich meine, ich kenne den Typen gar nicht. Der könnte Gott weiß was erzählen… außerdem warum meldet der sich erst jetzt?! Ich habe noch nie mit ihm gesprochen oder geschrieben und ich werde garantiert nicht zu dem ziehen... Ich kenne diesen Menschen nicht!“ „Hör mal Yuki, ich finde das genauso beknackt wie du... Mach dir keine Sorgen, ich lasse nicht zu, dass dich dieser Typ mit sich nimmt. Dein Zuhause ist hier. Und wenn du nicht mit ihm mit willst, musst du das auch nicht.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher Keishin!“, mischt sich auf einmal meine Oma, also die Mutter von Keishin ein. „Hmm? Was meinst du damit? Wenn sie nicht will, kann er sie nicht zwingen!“ „Nun, wenn dieser Mann wirklich Yukikos Vater ist, was ich mal annehme, dann wird er mit Sicherheit das Sorgerecht für Yukiko erhalten, da diese noch keine 20 und somit volljährig ist. So leid es mir tut, aber wenn er wirklich hier auftauchen sollte, können wir nur abwarten und hoffen, dass er mit sich reden und sich umstimmen lässt. Im Brief klingt er ja gar nicht so schlimm, vielleicht lässt sich das alles einfach und friedlich klären.“

Das kann doch wohl nicht wahr sein… es war doch gerade alles gut und schön… Warum jetzt?! „Das ist doch Mist! Ich gehe garantiert nicht zu irgendeinem daher gelaufenen Russen, der behauptet mein Vater zu sein. Vorher haue ich hab!“, rufe ich aufgebracht, stapfe in mein Zimmer und schließe die Tür ab… Der kann mich nicht dazu zwingen, mit ihn zu gehen… von wo kommt der aufeinmal hervor gekrochen und woher weiß der, dass meine Mutter gestorben ist, wenn er doch nichts mehr mit ihr zutun hatte?! Ist doch alles Schwachsinn.


Auch die nächsten Tage verbringe ich in meinem Zimmer. Ab und zu schreibe ich mit meinen Freunden oder telefoniere mit diesen. Doch die meiste Zeit hänge ich meinen Gedanken hinterher, da ich weder zum Zocken, noch zum Lesen oder Gitarre spielen die Konzentration aufbringen kann… Was ist, wenn Keishin es wirklich nicht verhindern kann, das dieser Typ mich mitnimmt? Muss ich dann meine neuen Freunde wieder verlassen? Möglicherweise sogar ganz Japan verlassen... Kuroo, Kenma und… und Tsukki? Nein, ich will das nicht. Ich will hier bleiben...
Wie schon häufiger in den letzten Tagen spüre ich Tränen in meinen Augen aufsteigen, welche sich ihren Weg nach draußen suchen. 'Schei*e bin ich sentimental geworden', denke ich mir und schaffe es sie, wenn auch mühsam, herunter zu schlucken, als ich auf einmal unten laute Stimmen wahrnehme. Was ist den da los?! Genervt verlasse ich mein Zimmer in kurzer schwarzer Jogginghose und Tsukkis Pulli, welchen ich ihm immer noch nicht wiedergeben habe. Zugegeben, ich habe ihn nach dem Trainingscamp einfach behalten… eigentlich wollte ich ihm den ja echt zurückgeben aber… der ist einfach verdammt bequem.
In diesen Klamotten, Hausschuhen, und mit meinem Handy in der Hand laufe ich also langsam die Treppen runter. Unten kann ich bereits meinen Onkel mit irgendwem lautstark diskutieren hören. Als ich die Tür öffne, sehe ich Keishin, wie immer rauchend in der Küche stehen, mit einem Blick, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt… er sieht echt sauer und mal so gar nicht begeistert aus. Der andere Mann ist bereits etwas älter, so um die vierzig schätze ich… Er hat dunkelbraune, fettig wirkende Haare, blaue trübe Augen und sieht generell nicht sehr vertrauenswürdig aus… niemand dem ich nachts auf der Straße begegnen will… Wer das wohl ist?
Neugierig betrete ich die Küche, wobei sich die Blicke der Anwesenden auf mich richten, als ich mich lässig mit skeptischen Blick an den Türrahmen lehne. „Ahh, du musst Yukiko sein. Gut, dass du hier bist, hast du schon gepackt?“, richtet sich der Fremde an mich und sieht mich durchdringen an. „Ähm was? Gepackt? Fahren wir irgendwo hin?...", frage ich, doch als Keishin den Kopf schüttelt, spreche ich weiter und richte meinen Blick fest auf den Fremden : ,,Wofür denn dann und wer sind Sie überhaupt?“ „Du bist lustig. Dimitri Iwanow, dein Vater. Ich bin hier um dich, wie bereits geschrieben, abzuholen.“ „Sie kommt nicht mit ihnen mit, wenn sie nicht will! Sie können nicht einfach herkommen und behaupten ihr Vater zu sein. Wir kennen Sie gar nicht!“ „Du Jungspund hast mir gar nichts zusagen. Sie ist meine Tochter und es ist meine Sache, wo und bei wem sie lebt, klar! Außerdem will sie selbstverständlich bei mir leben. In Moskau wird es ihr besser gehen als hier. Also Yukiko hol jetzt deine Sachen.“ „Reden Sie so nicht mit Keishin. Ich kenne sie beim besten Willen nicht und mich kriegen keine zehn Pferde dazu, zu einem Fremden nach Moskau in RUSSLAND zu ziehen. Ich spreche nicht mal Russisch. Ich bleibe hier bei meiner Familie und meinen Freunden. Außerdem hat Keishin recht, können Sie überhaupt beweisen, dass sie mein Vater sind?“ „Du bist ziemlich aufmüpfig, aber keine Sorge, das treibe ich dir schon noch aus. Deine Familie bin ich und ich verbiete dir diesen Ton mir gegenüber. Du wirst mit nach Russland kommen, ob du willst oder nicht. Das hast du nicht zu entscheiden. Du hast auf mich und das was ich sage zu hören und dem folge zu leisten. Offensichtlich hast du hier in Japan gar keine Erziehung genossen, das werde ich noch nachholen und jetzt hopp. Hol deine Sachen, damit wir aus dieser schäbigen Hütte verschwinden können. Und keine Sorge du wirst mich noch näher kennenlernen, die Fahrt nach Hause dauert schließlich eine ganze Weile. Und bevor du jetzt weiter herumzickst, ich war mit deiner Mutter Kaya Ukai zusammen, musste sie aber kurz vor deiner Geburt verlassen, da es nicht mein Plan war, länger in Japan zu bleiben. Du solltest hier in Japan bei deiner Mutter aufwachsen und eigentlich solltet ihr dann nach Russland ziehen, wenn du etwas älter bist, allerdings gab es dort einige Komplikationen und der Kontakt hat sich irgendwann verlaufen und ist völlig abgebrochen.“

Schockiert blicke ich ihn an. Was ist das denn für ein Verrückter?! Der soll mein Vater sein, aber garantiert nicht! Bei dem hackts wohl! „Also erstmal ist das, was sie als schäbige Hütte bezeichnen, mein Zuhause und zweitens, wiederhole ich mich jetzt nur einmal. Lassen Sie Keishin in Ruhe, selbst wenn Sie wirklich mein Vater sind, war er mehr für mich da, als Sie jemals. Ich kenne Sie nicht und habe keine Ahnung, was Sie denken und was Ihnen einfällt auf einmal nach 16 Jahren in meinem Leben aufzutauchen und alles durcheinander zubringen und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich will Sie gar nicht kennenlernen. Warum sind Sie nicht mal früher auf die Idee gekommen, sich nach Ihrer Tochter zu erkundigen? Es hat Sie doch überhaupt nicht interessiert was mit mir ist, warum tauchen Sie also jetzt plötzlich auf?! Ist aber im Grunde auch egal, ich bleibe nämlich hier!“, schnauze ich den Mann vor mir schon ziemlich respektlos, aber doch noch irgendwo höflich an... Immerhin sieze ich ihn... „Schön, dann fahren wir halt ohne deine Sachen. Die kann dein liebreizender Onkel ja hinterherschicken.“ Mit wütendem Gesichtsausdruck kommt der Mann auf mich zu und schnappt, ehe ich reagieren kann, nach meinem Handgelenk. „Lassen Sie sie los!“ „Lassen Sie mich los!“, schreien mein Onkel und ich gleichzeitig. Als dieser auf uns zugehen will, überkommt mich mit einem Mal die Angst, dass dieser Typ Keishin was antut, wenn der sich jetzt einmischt, weshalb ich mich mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, von diesem Dimitri Iwanow losreiße und kurzerhand die Flucht ergreife.

Sein Fluchen und seinen Ruf, dass ich gefälligst stehen bleiben soll, ignoriere ich und renne zur Haustür, welche ich panisch aufreiße, als ich hinter mir Schritte höre und rausrenne. 'Übertreibe Ich vielleicht mit meiner Reaktion? Nein ganz bestimmt nicht der Typ ist doch Irre!', stelle ich innerlich fest. Ohne wahrzunehmen wohin ich renne, stürze ich mich durch die einbrechende Dunkelheit, welche langsam aber sicher alles in tiefes Schwarz taucht. Währenddessen läuft mir ein Fluss aus Tränen über mein Gesicht, auf welchem noch immer ein gehetzter und ängstlicher Blick liegt. Die Lichter der Straßenlaternen erleuchten mir schwach den geterrten Weg, welchen ich schweratmend entlang hechte.

Nach kurzer Zeit, nachdem alle Luft meine Lungen verlassen hat und ich vor Atemnot und vermutlich auch der Kälte, welche langsam durch meinen Körper kriecht und mir eine Gänsehaut verpasst, zitternd in eine Schnappatmung verfalle, bleibe ich stehen und sehe mich gehetzt nach einem Verfolger um, welchen ich aber glücklicherweise nicht erkennen kann.
Darüber, wie ich gerade für andere aussehen mag, mache ich mir keine Gedanken, da ich gerade damit beschäftigt bin mich panisch umzusehen, als wäre der Teufel  persönlich hinter mir her. (HöHöHö Sebastian Michaelis dürfte gerne hinter mir her sein😈)

Between cats and crows - Haikyu!! (Tsukishima FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt