Und was jetzt?

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Yukiko pov.

Als ich am nächsten Morgen wach werde, blicke ich erstmal ein wenig verwirrt an die weiße Decke über mir. Als mir aber das Geschehen von gestern wieder einfällt, schüttele ich kurz den Kopf und fische mir einige Klamotten aus den noch unausgeräumten Umzugskartons. Lustlos schlürfe ich durch den stillen Flur bis zum Bad und schließe, in diesem angekommen, die Tür ab. Verschlafen blicke ich in den Spiegel über dem Waschbecken und bemerke erst jetzt, wie beschissen ich eigentlich gerade aussehe. Allem vorweg meine halbgeöffneten Augen, die mir müde entgegen blicken und meine Haare, die eher an ein Vogelnest erinnern.

Kopfschüttelnd beginne ich mit meiner Morgenroutine. 'Wie viel Uhr haben wir eigentlich?', als ich mich das frage und kurz darauf aus dem Fenster sehe, merke ich, dass es wohl noch früh am Morgen sein muss, da die Sonne gerade erst aufgeht. Schulterzuckend, wende ich mich ab und führe meine Routine fort.

Als ich umgezogen und bereit für den Tag das Bad verlasse, höre ich lautes Schnarchen aus dem Zimmer meines Onkels. 'Das der nicht selbst davon aufwacht', denke ich mir und begebe mich zurück in mein Zimmer. 'Und was soll ich jetzt machen?'

Da es Samstag ist und ich heute nichts weiter geplant habe, entschließe ich mich dazu, entgegen meines eigentlichen Verhaltens, ein wenig die Gegend zu erkunden. Also schnappe ich mir mein Handy, Kopfhörer und Geld und schreibe noch schnell, aus Solidarität einen Zettel, auf welchem ich meinem Onkel Bescheid gebe, dass ich draußen unterwegs bin. Wenn er sich überhaupt dafür interessiert... nicht so wie meine Mutter. Ihr war es völlig egal wo ich mich rumgetrieben habe. Selbst wenn ich mehrere Tage in Folge bei Kuroo geschlafen habe... meistens hat sie, glaube ich, gar nicht mitbekommen, dass ich nicht da war... na ja sie hatte ja eh fast immer nur ihren Alk im Sinn... kein Wunder, dass ich bin wie ich bin. Mir diese Gedanken aus den Kopf verbannend, begebe ich mich durch den Flur, die Treppen runter und raus. Hoffentlich ist Keishin nachher da... einen Schlüssel besitze ich schließlich nicht...so...wo geh ich den jetzt lang? Kurzerhand beschließe ich mich dazu in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, in welcher meine neue Schule liegt. Den Schulweg kenne ich schließlich schon.
Gedankenverloren laufe ich durch die Straßen und komme dann in einem größeren Park an 'Eigentlich ja ganz schön hier', schießt es mir durch den Kopf, als ich den kleinen See in etwa der Mitte des Parkes bemerke. Einen leisen Seufzer auslassend, lasse ich mich vor dem See auf einer, über Nacht getrockneten Holzbank nieder und hole mein Handy aus der Tasche. Mittlerweile ist die Sonne bereits voll und ganz zu sehen und als ich auf mein Handy blicke, sehe ich, dass es bereits kurz vor 8. Uhr ist. 'Wie lange bin ich denn jetzt bitte durch die Gegend gelaufen?! Naja solange ich nachher wieder zurück finde...'
Mindestens  20 minuten sitze ich hier, lasse mich von den warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut wärmen und denke über mein bisheriges Leben und meine Zukunft nach. Kurzerhand öffne ich, auf meinem Handy, meinen Chat mit Kuroo und schreibe ihm:
„Hey, mal ne Frage... du kennst mich ja ziemlich gut und daher würde ich gerne wissen wollen, was du jetzt in meiner Situation machen würdest. Wir haben zwar gestern schon telefoniert, aber na ja... Das Problem ist, wie dir ja bereits bekannt sein sollte, bin ich echt schlecht darin, mich auf Menschen einzulassen. Ich habe eigentlich gar keine Lust auf die Karasuno zu gehen... auch wenn ich weiß, dass ich es besser sollte... Ich weiß nicht wie mein Onkel reagiert oder ob es ihn überhaupt interessiert, ob ich zur Schule gehe oder nicht, aber, so wie ich ihn gestern kennengelernt habe, würde er mich einfach zur Schule schleifen... Wie soll ich mich in meiner neuen Klasse verhalten? Wenn ich einfach alles überspiele und mich von allem genervt gebe, wird dass sicher keine schöne Zeit aber einfach zurückhaltend und komplett still kann ich glaub ich auch nicht bleiben... ach man..

Nachdem ich mir die Nachricht noch einige Male durchgelesen habe, schicke ich den Text mit einem leisen Seufzen ab und stehe von der Bank auf. Weitere 1 ½ Stunden laufe ich durch Miyagi, wobei ich mich in Gedanken verliere, ehe ich irgendwann stehen bleibe. 'Und wo muss ich jetzt lang?', frage ich mich selbst und gehe dann nach kurzer Zeit einfach in die Richtung, in der ich Keishins Laden vermute.
Jedoch merke ich schon nach kurzer Zeit, dass mir nix bekannt vorkommt.' Hab ich mich jetzt allen ernstes verlaufen? Genervt fummel ich mein Handy aus meiner Tasche und suche so über Google Maps (Ich weiß, dass es in Japan und im Anime anders ist, aber das ist ja nur ne FF), nach dem Laden meines Onkels. Na toll... ich bin gerade knapp ne viertel Stunde in die falsche Richtung gelaufen. Gerade als ich mein Handy wieder wegpacken will, sehe ich dass ich zwei Nachrichten von Kuroo habe.
„Hey, wie schon gestern gesagt, die Jungs von der Karasuno sind echt korrekt, also soweit wir sie bisher kennen. Ich weiß wie schwer es dir fällt, dich anderen zu öffnen, aber du musst mit irgendwem darüber reden."
„Vielleicht ja mit deinem Onkel. Oder mit Daichi, dem Kapitän. Von den Leuten da scheint niemand Geheimnisse oder Vertrautes einfach so weiter zu sagen. Aber es bringt auch nix, wenn ich dir nur Tipps gebe, am Ende liegt es, und dass weißt du ja auch selbst, an dir und den Entscheidungen die du triffst, ich kann dir nur Ratschläge geben und dich unterstützen. Bokuto und ich gehen jetzt noch mit Kenma und ein paar von den anderen Trainieren. Such dir auch nen Club an der Karasuno. Vielleicht findest du da ja jemanden von dem du von Anfang an ein gutes Verhältnis hast, wie zu kenma oder lev und was deine neue Klasse angeht, sei einfach du selbst. Ach ja und ich soll dich von Bokuto grüßen."

'Und wer bin ich selbst?... Ist doch Mist... klar kuroo hat recht... auch wenn es mich erstaunt, dass er so ernst ist... aber...  na ja... da kann ich mir auch noch später Gedanken drüber machen.'
Also schaue ich nochmals auf die Karte, auf meinem Handy und mache mich auf den Weg, züruck zum Laden von Keishin. Auf dem Weg zu eben diesem, mache ich mir weiterhin Gedanken...von denen ich mir ja noch nicht genug mache... gott ist das nervig...
Beim Laden angekommen, gehe ich durch die Eingangstür und sehe meinen Onkel bereits am Verkaufstresen, rauchend sitzen. „Oh, hey Yuki. Du warst heute Morgen nicht da, also hab ich dir das Essen in der Küche stehen lassen. Wo warst du eigentlich?"... einen Moment schweige ich ihn einfach nur an, bis ich mich dann doch zu einem „Spazieren... hab mir die Gegend angesehen... danke fürs essen machen", durchringe und durch den Vorhang hinterm Tresen in den Flur der Wohnung verschwinde. Schnell schnappe ich mir das Essen aus der Küche und verkrieche mich mit diesem auf mein Zimmer.
Vielleicht sollte ich mal die Kartons auspacken... dann fühlt es sich vielleicht auch mehr nach zuhause an. Also mache ich mir Musik an, im Moment "Monster" von Skillet und beginne damit meine Klamotten in die, sich bereits im Zimmer befindlichen Schränke einzuräumen. Ich muss zugeben, ich liebe englische bzw. amerikanische Musik. Mit Japanischen Liedern kann ich nicht wirklich viel anfangen. Klar manche Bands sind ganz cool aber... na ja, jeder hat seinen eigenen Geschmack.

Um ca. 16. Uhr habe ich mein ganzes Zeug verstaut und lasse mich zufrieden auf mein Bett zurück fallen. Noch kurz lausche ich dem Ende des Liedes, welches aktuell durch mein Zimmer hallt und bestimmt auch unten im Laden zu hören ist und entschließe mich dann dazu mich meinen eigenen Songs zu widmen. Also schalte ich Sabaton, dessen Song "To Hell and Back" gerade durch meine Boxen hallt, aus und schnappe mir mein Song Buch, in welches ich Liedideen, einzelne Strophen, Reime oder auch einfach Situationen reinkritzle, aus welchen man vielleicht mal was basteln könnte. Auf einigen der Seiten befinden sich auch Zeichnungen oder Texte die ich geschrieben habe, wenn ich mir über mein Leben, meine Mitmenschen oder, wie in den meisten Fällen, meine Mutter Gedanken gemacht habe. Um mich aber nicht direkt runterziehen zu lassen, überspringe ich alle Seiten bis ich zu der Seite komme, auf welcher ich, seit dem Tod meiner Mutter, einen Liedtext mit Noten verfasse. Ich liebe es Songs zu schreiben und meine Gitarre zu spielen. Singen mache ich eigentlich eher selten, meistens nur wenn mich Kuroo darum bittet, da ich laut ihm ja eine Ach so tolle Singstimme habe...
Daher dauert es auch nicht lange, bis ich meine Gitarre aus ihrem Ständer hole und beginne die Noten vor mir, in Töne umzuwandeln.
Leise mitsummend, schließe ich meine Augen und lausche den Klängen.

Between cats and crows - Haikyu!! (Tsukishima FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt