Gespräche

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'Kann der mich nicht einfach in Ruhe lassen!?' ‚denke ich mir und wende meinen Blick ab, bis ich ihn auf einmal neben mir lachen höre. „WAS!?" „Du erinnerst mich an mich als Kind. Ich wollte mir auch nie von jemandem was sagen lassen und bin mit dem Kopf immer wieder durch die Wand gerannt. Aber glaub mir, dass bringt dich nicht sehr weit. Die Nekoma Oberschule kommt übrigens auch zu dem Turnier, zu dem wir vor kurzem eingeladen wurden und wenn du unserem Team beitrittst, kannst du ebenfalls mitkommen. Und wegen deiner Mutter.... Kaya und ich hatten nie ein sonderlich gutes Verhältnis zueinander, sie war immer... nun, ein wenig zu aggressiv und Impulsiv für meinen Geschmack und als sie dann mit diesem komischen Typen zuhause ankam und wegzog, wurde der Kontakt immer weniger, bis wir uns schließlich nur hin und wieder für ein paar wenige Minuten auf den Familienfeiern gesehen haben."
'Aha...und?', frage ich mich in Gedanken, antworte aber nichts darauf, was Keishin nur seufzen lässt.

Als wir nach wenigen Minuten hinter seinem Laden anhalten, steige ich recht schnell aus und schnappe mir meine Sachen. Keishin selbst kommt zu mir und öffnet mit den Worten: „Willkommen in deinem neuen Zuhause. Ich habe die Sachen, die in der letzten Woche ankamen, einfach in dein Zimmer gestellt, da ich mir dachte du würdest es lieber selbst einräumen und generell einrichten wollen. Dein Zimmer befindet sich die Treppe hoch, am Ende des Flures links. Daneben befindet sich ein  Badezimmer und gegenüber mein Zimmer. Sieh dich einfach um. Die Küche ist gleich hier hinter der Treppe zu finden und durch den Vorhang da geht es in den Laden, da werde ich wohl die meiste Zeit sein, wenn was ist komm einfach runter." Ich nicke und begebe mich mit meinem dunkelroten Gitarrenkoffer und meinem Rucksack nach oben, während mir in den Kopf schießt, dass dies nie mein Zuhause sein wird...

Wahrscheinlich denke ich viel zu negativ und rede alles, was Keishin für mich tut, schlecht... aber so bin ich halt... obwohl... weiß ich überhaupt, wer ich selbst bin?

Im Flur angekommen, begebe ich mich direkt zur letzten Tür und betrete das Zimmer, in welchem ich ab heute wohl recht viel Zeit verbringen werde. Ich gehe selten raus... eigentlich nur wenn Kuroo mich dazu gezwungen hat oder ich zur Nekoma gegangen bin. Sonst sitze ich meistens in meinem Zimmer, schreibe an meinen Songs und Stücken, höre Musik, zocke mit Kenma oder lese ganz einfach. Wobei... eigentlich war ich mehr in Kenmas uns Kuroos Zimmern, als meinem eigenen...

Von Partys und ähnlichem halte ich nicht viel, da ich mich generell eher schwer damit tue, Menschen an mich heranzulassen... Außerdem sind die meisten Leute einfach nur unfähig und nervig. 'Da fällt mir ein', schießt mir eine Erinnerung durch den Kopf. Schnell kippe ich meine Tasche auf dem hellgrauen, im Zimmer liegenden Teppich aus und fische mein Handy aus dem Gemisch von Büchern, Kopfhörern und anderem unnötigen Zeug, was ich vermutlich gar nicht brauche. Als ich es entsperre, sehe ich gleich einen verpassten Anruf und mehrere Nachrichten in der Gruppe. Da es heute noch nicht sehr spät ist und morgen Wochenende, beschließe ich Kuroo noch mal anzurufen. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich endlich einige sehr gute Freunde gefunden habe, mich anderen besser öffnen kann, wenn ich es denn mal will und noch vieles mehr. Generell sind er und Kenma so ziemlich meine besten Freunde. Kuroo, der auf den Tag genau zwei Jahre älter ist als ich, ist wie ein großer Bruder, der ständig auf einen aufpasst und immer für einen da ist. Und Kenma ist einfach der beste, beste Freund den ich mir wünschen kann, im Grunde ist er das genaue Gegenteil von Lev, mit dem ich auch super klar komme, aber Kenma ist eher ruhig, klug und genau wie ich meist eher der stille Beobachter. Außerdem verbringt er seine Zeit lieber mit Videospielen als mit Menschen, was ich sehr gut nachvollziehen kann.

Ein nostalgisches Lächeln huscht mir übers Gesicht, als ich daran denke, wie Kuroo mir und Kenma unsere Konsolen geklaut hat, damit wir endlich was essen...
Die Kartons in meinem Zimmer ignorierend, wähle ich Kuroos Nummer und warte darauf das er abnimmt.

K: „Hey Kikochan, was gibt's, alles gut?"
Y: „Ja hey, na ja geht so...bin jetzt in meinem neuen Zimmer, aber wirklich zuhause fühle ich mich hier nicht... mein Onkel versucht irgendwie zwanghaft eine Beziehung zu mir aufzubauen und will jetzt auch noch das ich seinem Volleyballteam beitrete..."
K: „Dein Onkel spielt Volleyball?"
Y: „Nein, er hat ein Team was er trainiert, also die von der Karasuno, das Jungenteam"
K: „Oh, da ist doch Sawamura Daichi Kapitän und dieser kleine Knirps, Hinata oder?"
Y: „Kann gut sein, du weißt doch wie schlecht ich mir Namen merken kann. Aber sag mal, woher kennst du die denn?"
K: „Wir hatten schon das ein oder andere Trainingsspiel gegen sie und sie sind echt gut. In zwei Wochen treffen wir sie schon wieder, zu einem Trainingscamp. Bei den bisherigen Spielen waren aber nur die Stammspieler mit, von daher, kein Wunder, dass du die nicht kennst. Aber die sind echt korrekt, also nur keine Scheu."
Y: „Ja das sagst du so einfach... du und Kenma kennt mich mit Abstand am besten, besser als mich meine Mutter je gekannt hat."
K: „Genau deswegen solltest du auf mich hören und dich auf sie einlassen. Versuch es doch wenigstens. Du musst ja nicht gleich deren Managerin werden, aber wenn du mit ihnen klarkommst wäre das ja schon mal was."
Y: „Ich weiß nicht... ich... ich mag neue Leute nicht wirklich.. Solltest du doch wissen... es hat schon nen Grund warum ich die meiste Zeit alleine verbringe... ich kann mir anderen Menschen einfach nicht viel anfangen... ich hab immer das Gefühl die gucken mich komisch an oder wollen mit mir befreundet sein, weil ich kontakt zu den Volleyballspielern habe... auch wenn letzteres wohl eher nicht mehr das Problem sein wird...außerdem, was bringt es mir jetzt Freundschaften aufzubauen, wenn ich, sobald ich kann, zurück nach Tokio ziehe? Es hat mir schon gereicht euch verlassen zu müssen, das brauch ich nicht nochmal. "
K: „Hey Kleines. Wir haben dich nicht verlassen, wir wohnen nur ein paar Autostunden Fahrt entfernt und wenn irgendwas ist, kannst du mir jederzeit schreiben, mich anrufen oder vorbeikommen. Das wird sich nie ändern, versprochen. Und wie gesagt, die Jungs von der Karasuno sind echt ok und wenn dir irgendwer was antut kommen Bokuto und ich vorbei und regeln das... oh im übrigen Bokuto, es hat gerade geklingelt. Er wollte vorbei kommen und über das Wochenende hier bleiben. Willst du noch mit ihm reden?"
Y: „Ne alles gut, grüß ihn ganz lieb von mir und danke... für alles. Ich werde mir Gedanken darüber machen und dann schreiben wir uns demnächst. Hab dich lieb Kuroo und macht nicht zuviel Mist."
K: „Ich dich auch, mach das und keine Sorge Kikochan, machen wir nicht, kennst uns doch"
Y: „Genau deshalb sag ich das ja."

Damit beende ich das Gespräch und lasse mich auf das Bett fallen.
'Hat Kuroo recht und ich bin einfach zu verschlossen? Kann ich den Jungs von der Karasuno wirklich vertrauen und will ich das überhaupt? Soll und kann ich mich auf sie einlassen? Und wenn nicht, wie geht es dann für mich weiter? Ich kann mich ja wohl schlecht die nächsten Jahre in meinem Zimmer einsperren und mich weigern zur Schule oder sonst wohin zu gehen...

Na ja... morgen ist auch noch ein Tag zum Nachdenken.', schießt es mir in den Kopf, als ich die Augen schließe und langsam, aber sicher ins Reich der Träume sinke.

Keishin Ukai pov.

„Yukiko, essen!", brülle ich hoch, erhalte jedoch keine Antwort. War ja klar... so kann das doch jetzt nicht weitergehen... als ich die Nachricht erhalten habe, dass meine Schwester Kaya, Yukikos Mutter bei einem Unfall ums leben kam und mir dann auch noch mitgeteilt wurde, dass Yukiko zu mir ziehen muss, wusste ich absolut nicht, was ich tun sollte. Ich mein ich hab keine Ahnung von Erziehung und ich dachte mir ja schon, das es schwer für sie sein würde, aber das meine Nichte einen SO verschlossenen Charakter hat, hätte ich nicht gedacht. Sie scheint irgendwas mit sich herum zu schleppen, was sie runterzieht und Kraft kostet und der Umzug hierhin, hat ihrem Gemüt nicht gerade positiv beigetragen. Vermutlich hat sie einfach keine guten Erfahrungen gemacht und überspielt deshalb ihren Charakter... so kann ja kein Mensch von Natur aus sein... Kaya ist... war einfach nicht in der Lage ein Kind großzuziehen, vor allem nicht mit ihrer Alkoholsucht...

Tief Luft holend, mich darauf vorbereitend gleich angeschnauzt zu werden, klopfte ich an Yukikos Zimmer Tür, höre jedoch nix. Also öffne ich leicht verwirrt die Tür und sehe Yukiko halb auf ihrem Bett liegend, mit den Beinen über der Kante. 'Sie schläft... na ja war ja auch kein leichter Tag für sie...und was mache ich jetzt? Soll ich sie da liegen lassen? Denk nach Keishin!', denke ich und stehe leicht verzweifelt, mit einer Zigarette im Mund, im Zimmer meiner Nichte.

Kurzerhand entschließe ich mich dazu, ihre Beine aufs Bett zu packen und sie ordentlich darauf zu drehen. Als sie durch meine Berührungen nicht wach wird, atme ich erleichtert die Luft aus, die ich bis gerade eben unbewusst angehalten habe und decke sie zu. „Schlaf gut Yuki... und auch wenn du es vielleicht nicht glaubst, aber ich hab dich lieb und bin immer für dich da."
'Gott wie kitschig...', schießt es mir durch den Kopf, weshalb ich schnell ihr Zimmer verlasse.

Between cats and crows - Haikyu!! (Tsukishima FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt