8; Flucht

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Ich war bereits längere Zeit gelaufen, als ich plötzlich vor einer Bande Banditen stand, dessen Umrisse im Dunklen kaum zu erkennen waren. Dennoch konnte ich ausmachen, dass sie grimmig auf mich herabblickten.

„War nur noch die Frage wer schlimmer war, diese Banditen oder die Welt in der, der Graf vermutlich täglich versuchen würde, sich an mich ranzumachen?...", fragte ich mich gedanklich, während ich instinktiv einen Schritt zurück machte, wo ich auch schon gegen jemanden stieß.

Erschrocken blickte ich hinter mich und sah ein weiteres grimmiges Lächeln, das nur mir zu gelten schien. Doch in der nächsten Sekunde, in der ich realisierte, dass ich rennen sollte, hatte mich der Bandit hinter mir bereits am Arm gepackt!

„Lass mich los!", schrie ich verzweifelt, während ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er dachte nicht einmal daran. „Was sollen wir mit ihr machen? So eine Chance bekommen wir sicher nicht so schnell wieder", meinte einer, während alle ein Stück näher zu mir kamen um mich genau unter die Lupe zu nehmen.

„Im Schloss war es um einiges besser!", schoss es mir durch den Kopf, doch trotzdem sagte mir mein Gefühl, dass ich dorthin nicht zurück wollte, genau so wenig wie ich in den Fängen der Banditen keine Sekunde länger sein wollte! Eine Zwickmühle? Vermutlich!...

Ich suchte mit meinen Augen einen Ausweg, während meine Gedanken auf Hochtouren liefen und ich alle Möglichkeiten durchging wie ich entkommen könnte.

„Wie wäre es, wenn wir sie mitnehmen", meinte einer, der mit einem Dolch in die Richtung meines Gesicht deutete. Was mich schwer schlucken ließ: Was hatte er mit dem Dolch vor?...!
„Pack deinen verdammten Dolch weg, oder willst du sie verletzten?!", meinte der Bandit verärgert der anscheinend die Kontrolle über diese Bande hatte.

Der Mann mit dem Dolch wollte ihn gerade wegpacken als ich meine Chance sah und mit meiner anderen Hand, dessen Arm nicht festgehalten wurde, nach dem Dolch griff.
Durch den Überraschungseffekt hatte ich den Dolch fast in meiner Gewalt, da er ihn beinahe losgelassen hätte. Doch er griff wieder fester zu, während der andere der mich am Arm fest hielt nach hinten zog und ich mich an der Klinge des Dolches verletze, welcher mir einen Schnitt am Arm einbrachte.

Wie gelähmt stand ich einen Moment da und starrte auf die blutende Wunde auf meinem Arm, während der Anführer verärgert sagte: „Genau das hatte ich gemeint!" Er seufzte und meinte schließlich: „Nehmt sie schon mit, bevor die Wachen vom...! Kommen" Da verstummte er, weil die Wachen des Schlosses angerannt kamen, die ich zuvor abgehängt zu haben schien.

„Schei**", stießen so ziemlich alle Banditen aus, bevor sie auch schon ihre Waffen zückten und sich den Wachen entgegenstellten, da sie zu wissen schienen, dass weglaufen keinen Zweck mehr hatte.

Der Bandit, der mich immer noch festhielt, zog sich mit mir in den Hintergrund zurück, während er immer das Geschehen im Auge behielt. Einen Augenblick jedoch ließ er etwas zu locker, sodass ich die Möglichkeit ergriff und mich losriss.

Ohne zu zögern rannte ich weiter, tiefer in den Wald, ohne noch einmal zurück zu sehen und womöglich in das überraschte Gesicht des Banditen zu blicken.

Ich hielt nicht an, auch als meine Lungen wie verrückt brannten und ich fast keine Luft mehr bekam, da ich Seitenstechen hatte. Ich lief weiter! Ich hatte keine Ahnung wohin, Hauptsache ich konnte so viel Entfernung wie möglich zwischen mich und das Schloss zu bringen.


--zur selben Zeit im Schloss beim Grafen--

Der Graf war gerade auf der Suche nach Sina, da sie so plötzlich von der Feier, Reißaus genommen hatte, worauf er sich nicht so recht einen Reim  machen konnte. Doch schien er keinerlei Bedenken zu haben, dass es an dem Kuss lag.

Er suchte bereits eine Weile nach ihr und ging nun wieder zurück in den Tanzsaal wo die Feier stattfand, in der Hoffnung Sina wäre wieder dorthin zurückgekehrt. Doch statt Sina fand er seine Wachen,  die die Feier offensichtlich mit einer Bande Banditen im Gewahrsam gecrasht hatten und sich nach dem Grafen umsahen, obwohl sie eigentlich draußen stehen sollten um das Anwesen zu bewachen.

„Was ist denn hier los?", fragte der Graf entgeistert, als er schnurstracks auf seine Wachen zuging und einen kurzen Blick auf die Gäste links und rechts warf, die an der Wand standen und still zu den Banditen hinüberblickten.

„Wir haben die Banditen im Wald in Gewahrsam genommen, als wir ihrer Gräfin hinterher sind, da sie getürmt ist.", erstattete die Oberwache Bericht. „Sie ist was?!... Findet sie, sofort. bevor ihr etwas passiert. Diesem Wald ist nicht zu trauen!" sagte der Graf ernst, mit Besorgnis im Unterton.

„Noch etwas Graf, wir müssen leider annehmen, dass die Banditen der Gräfin etwas angetan haben, da sie das hier bei sich hatten", sagte die oberste Wache und hielt dem Grafen dabei einen blutverschmierten Dolch hin.

Der Graf presste seine Lippen entsetzt aufeinander und blickte von dem Dolch weg, bevor er den Banditen einen abgeneigten Blick zuwarf und sich dann zu den Gästen wandte um etwas zu verkünden: „Die Feier gilt hiermit als beendet, da unerwartete Unannehmlichkeiten aufgetreten sind. gehabt euch wohl." Bei den Letzen Worten drehte er sich auch schon weg und hob eine Hand zum Abschied.

Da brachen die Gäste in Getuschel aus, was den Grafen überhaupt nicht zu kümmern schien. Seine Sorge galt alleine seiner Gemahlin, die irgendwo dort draußen, verletzt im Wald und verängstigt sein musste.


--Bei Sina im Wald—

Ich hatte schon längst die Orientierung verloren als ich schließlich eine kleine Hütte im Wald erblickte und erschöpft darauf zusteuerte. Ich fragte mich, wem diese Hütte tief im Wald wohl gehörte, und ob er oder sie etwas dagegen hätte, wenn ich diese Nacht darin verbringen würde?... aber wenn niemand da war, konnte auch niemand Nein sagen, oder?..

Bei ihr angekommen, öffnete ich die Tür, die sofort zu knarren begann und begab mich ins Innere, bevor ich sie auch schon wieder hinter mir schloss.

Es war fast stockdunkel, sodass ich so gut wie nichts sah. Ich stieß gegen ein paar Gegenstände, die daraufhin umfielen oder am Boden zerbrachen, was mich mein Gesicht verziehen ließ, während ich mir einen Weg in die Ecke der Hütte bahnte. Dort angekommen ließ ich mich erschöpft auf den Boden sinken. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt war ich bald darauf weg gedämmert.


Türknarren weckte mich aus meinem tiefen Schlaf, woraufhin ich müde die Augen einen Spalt weit öffnete und Richtung Tür schaute. Ein Blick und zwei erschrockene Blinzler reichten um hellwach zu sein.
Ich schluckte schwer, „Bitte sag mir das, dass das nur ein Traum ist, bitte lass es nur einen Traum sein...", wiederholte ich in meinem Kopf, während ich wie gebannt zu der Gestalt bei der Tür starrte, die ihre roten Augen direkt auf mich gerichtet hatten!

The legend of the black ghostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt