Kapitel 47

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Sicht Niklas

Nachdem Julia schläft verschwinde ich aus dem OP-Vorbereitungsraum und setzte mich auf einen Stuhl der im OP-Flur steht. Die nächsten Stunden ziehen sich nur so. Immer wieder stehe ich auf, laufe im OP-Flur hin und her und setze mich wieder, während mein Kopf sich anfühlt, als würde er gleich platzen, vor lauter Gedanken die dort drinnen herumschwirren. Was wenn sie es nicht schafft? Wenn wir nie die Chance haben richtig glücklich zu sein? Wenn wir nicht einen Tag, als Paar, richtig genießen dürfen? Wenn ich erst viel zu spät kapiert habe, dass ich Julia liebe? Wenn ich sie nie richtig glücklich machen konnte, weil ich nicht warten konnte und direkt danach mit einer anderen Frau rumgeknutscht habe und sie unendlich verletzt habe? Wenn ich ehrlich zu mir bin: Ich habe Julia bisher nur unglücklich gemacht! Bei unserer Affäre, als ich nicht warten konnte und sie unter Druck gesetzt habe, Was sich von der Situation mit Caro jetzt, nicht wirklich unterscheidet, und jetzt. Ich musste das Gespräch mit Caro ja unbedingt möglichst schnell abschließen um mit Julia glücklich zu werden und habe ihr eigentlich keine Wahl für eine andere Option gelassen... Und jetzt liegt sie im OP. Leyla kann sagen was sie will, aber wenn ich es nicht so eilig gehabt hätte, wäre sie jetzt nicht im OP und ich würde nicht hier rum sitzen und mich wahnsinnig machen. Wir würden gemütlich eigekuschelt auf der Coach sitzen oder Essen machen...

Nach einer Weile, kommen Dr. King, die Gestern schon eine Nachtschicht hatte und Dr. Koshka, die jetzt eine 24h Schicht vor sich hat, auf mich zu gelaufen. Einmal mehr wird mir bewusst wir dringend wir Verstärkung in unserem Team nötig haben. Ein, Zwei Assis würden schon nicht schaden. „Dr. Ahrend, was ist mit Julia?" „Wo ist sie?" „Wie geht es ihr?" fangen beide gleichzeitig an mich mit Fragen zu löchern. Das einzige was ich momentan antworten kann und weiß ist: „Sie ist noch im OP." Woraufhin Dr. Kling mit einem „Verdammt, Julia, halt durch!" hörbar ausatmet und Dr. Koshka etwas auf russisch flucht. „Wissen Sie was sie hat?" fragen die beiden gleich daraufhin schnell. Ich seufze „Nicht so wirklich. Ihr rechter Unterarm ist gebrochen muss, aber nicht operiert werden und sonst hat sie einige Verletzungen im Bauchraum. Mehr weiß ich, aber auch nicht. Tut mir leid." Beide seufzen. 

Dann stellt Dr. Kling, die wohl am blödesten zu beatwortende Frage der Welt: „Warum waren Sie eigentlich bei Julia? Sie hatten doch frei!" Doch Dr. Koshka übernimmt das Antworten für mich mit einem: „Man, Vivi! Hast du Tomaten auf den Augen? Das ist doch offensichtlich." Dr. Koshka schaut kurz zu mir, dann schiebt sie Dr. Kling mit einem: „Entschuldigen Sie uns kurz!" ein Stück weiter weg. Sie redet eine Weile auf sie ein, bis Dr. Kling nur noch nickt. Dann kommen sie nochmal kurz zu mir, damit ich ihnen versprechen kann ihnen Bescheid zu geben, sobald es etwas neues von Julia gibt. 

Als die beiden Feierabend haben und ich mich immer noch nicht bei den beiden gemeldet habe, kommen sie nochmal zu mir. „Was? Es gibt immer noch nichts neues?" Dr. Kling klingt fast genauso verzweifelt wie ich mich fühle. Niedergeschlagen schüttel ich mit dem Kopf. Klar, das ist eine Anspruchsvolle OP, bei der es viele Komplikationen geben kann, aber das so eine OP soo lange dauert wie jetzt gerade, ist schon ungewöhnlich, auch wenn ich sagen muss, dass ich keine Ahnung habe, wie viel Zeit bisher verstrichen ist. Julia packt das! Egal was passiert ist! Die letzten... die Zeit hier vorm OP halt, habe ich mir das dauernd in den Kopf gerufen, jetzt gerade auch. 

„Darf ich mich setzten?" fragt Dr. Kling plötzlich. Ich nicke mit einem schnellen „Klar, bitte." Daraufhin setzt sie sich dankend und Dr. Koshka verschwindet mit einem schnellen: „Vivi, sag mir, bitte Bescheid, sobald es was von Julia gibt. Ich muss!"  Dr. Klingt nickt daraufhin nur. Nach etwa 10min in denen wir weiter, diesmal zusammen, auf eine Nachriht von Julia warten, bricht Dr. Kling mit einem etwas scchüchternen: „Darf ich sie, was fragen?" das Schweigen. „Eh, ja klar." Ich brauche kurz um mich zu sammeln. „Lieben Sie Julia?" Ohne zu zögern nicke ich: „Ja, das tue ich. Schon immer. Ich habe nur gebraucht bis ich es verstanden habe..." Dr. Kling nickt. „Ich freue mich, für Sie und Julia, wirklich!" Ich nicke, leicht lächelnd mit einem „Danke." „Ich soll das erstmal für mich behalten. Mit Ihnen beiden, oder?" Ich nicke und wende mich seufzend ein Stück von ihr ab. Aber, nicht Grundlos. Die Türe zu dem OP, in dem Julia operriert wurde wird aufgeschoben und rauskommen: Leyla, Ben und Dr. Moreau, und sie schauen alles andere, als Begeistert. 

Dr. Kling und ich werfen uns kurz einen mit Sorge und Angst gefüllten Blick zu, bevor wir aufspringen und das OP-Team erwartungsvoll anblicken. Dr. Moreau geht einfach stumm an uns vorbei. Was die Situation nicht gerade entschärft, naja wenigsten hat er keinen doofen Spruch dagelassen. Leyla flüstert Ben etwas zu, woraufhin dieser mit Dr. Kling verschwindet. So bleiben nur noch Leyla und ich übrig. Ich schaue zu Leyla. Das was sie gemacht hat, war doch eindeutig, oder? „Sie ist...?"Nein, dass kann ich weder ausprechen noch denken! Leyla schüttelt schnell mit dem Kopf: „Nein, Nein, Nein! Niklas, sie lebt!" Überglücklich und erleichtert ziehe ich Leyla in meine Arme. Sie lebt! „Danke." Leyla seufzt und schaut, nachdem wir uns voneinander gelöst haben, traurig an. „Was ist?" Erneut seufzt Leyla. Sie scheint noch mit sich zu ringen. „Leyla, hier gehts um Julia!" Leyla nickt, seufzt nochmal und meint dann Kleinlaut: „Sie ist noch nicht über den Berg." Ich erstarre. Meine Julia, es kann jeder Zeit etwas passieren und ich kann sie nicht mal beschützen. Dass ist doch alles ein riesen großer Albtraum!

Leyla, die meine auffkommende Panik bemerkt zu haben scheint, sagt schnell: ,,Niklas, sie ist erstmal stabil, wenn du magst kannst du zu ihr. Sie wird gerade auf die ITS verlegt!'' Ich nicke, doch erst muss ich noch eine Frage loswerden: ,,Wenn, es Julia soweit ,,gut'' geht. Was macht Ben, dann mit Dr. Kling?'' Leyla grinst: ,,Zum einen wollte ich dir, dass mir Julia lieber alleine beibringen und zum anderen dachte ich, du und Julia, ihr wollt vielleicht noch ein wenig Zeit zu zweit.'' Ich nicke und nehme Leyla mit einem leisen ,,Danke.'' nochmal in den Arm. Einen schnell Kuss kriegt sie auch noch auf die Backe gedrückt und dann mache ich mich ziemlich aufgeregt auf den Weg zu Julia auf die ITS.

IaF djÄ-Caro oder Julia?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt