Kapitel 55

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Sicht Ben

Als ich an der Tür aus dem OP-Waschraum ankomme, drehe ich mich nachdenklich nochmal um. Ist es fair Leyla gegenüber? Ist meine Entscheidung, ihr gegenüber fair? Ist sie Zoe gegenüber fair? Nein! Definitiv nicht. Weder Zoe noch Leyla gegenüber. Mit einmal leichten Lächeln im Gesicht, gebe ich mich also geschlagen: „Naa, guut Leyla, ich komme mit Zoe hohlen, aber nach dem Abendessen fahr ich wieder zu Julia!" Mit diesem Worten zaubere ich meiner bis eben noch so enttäuschten Leyla ein riesiges Strahlen ins Gesicht und doch, muss ich mir innerlich eingestehen, dass es vielleicht noch einen zweiten Grund geben könnte weswegen ich nicht ganz so begeistert, von der Idee mit dem Abendessen mit Zoe bin, aber dafür können Leyla und Zoe absolut gar nichts, darum ist meine Entscheidung auch mit 100%-tiger Sicherheit richtig.

Mit einem großen Satz springt Leyla auf mich zu. Lachend drehe ich sie daraufhin einmal im Kreis um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Nicht so hastig Dr. Sherbaz!" Meine ich weiter lachend, als ich Leylas zurück auf ihre eigenen Füße stelle. Leyla grinst und flüstert zwischen einzelnen Küssen, die sie mir auf den Mund drückt: „Danke... Danke... Danke... Ben... Ich liebe dich!" „Kein Problem, es ist dir wichtig und ich liebe dich auch. Also!" Leyla strahlt weiter mit der Sonne um die Wette, als sie meine Hand nimmt und wir, ich auch mit einem Lächeln im Gesicht, zusammen den OP-Waschraum verlassen, nicht ahnend was uns außerhalb dieses Raumes erwartet.

„Ben?" „Ben?" „Ben?" „Dr. Sherbaz?" Wir werden von so ziemlich allen anderes Assis belagert, auch von deren die eigentlich Feierabend hatten, und nach Informationen zu dem Verlauf von Julias OP gefragt, in erster Linie. Also beantworten Leyla und ich immer abwechselnd Fragen wie: „Wie lief die OP?" „Oh, und dann?" „Wie geht es Julia jetzt?". Aber, bei ein paar Punkten müssen wir... nennen wir es... etwas flunkern. An Stellen wie, als Niklas in den OP gestürmt ist, als Julia den Herzstillstand hatte. Er war dann eben nicht, als verzweifelter Freund (eigentlich) unerlaubt in den OP gerannt, sondern als Arzt um uns zu unterstützen. Naja, eigentlich an jeglichen Stellen, in denen es um Niklas und Julia geht, gibt es ein paar Dinge zurecht zu biegen. Aber... Wir wollen die beiden ja nicht, nennen wir es, in unangenehme Situationen bringen, oder? Naja, die 2.te Hälfte, deutlich größerer Hälfte, der Fragen, besteht aus Fragen zu Niklas und Julia, weswegen wir etwas öfter, etwas ein wenig zurechtbiegen müssen. Aber, es ist halt auch ein ganz klein wenig auffällig, wenn Niklas den Ganzen Tag, noch dazu kommt, dass er eigentlich ja seinen Urlaub gerade bei Julia verbringt, bei einer x-beliebigen 'Assistenzärztin' verbringt und er angeblich ja nichts mit ihr am laufen hat. Da sollte ich ihn vielleicht mal drauf hinweisen.

Nach etwa weitere 1 000 Ausreden die wir für Niklas und Julia erfunden hat, fragt Leyla: „Wieso habt ihr Dr. Ahrend eigentlich nicht selber gefragt? Der ist doch schon ein paar Minuten vor uns, hier entlang." Sie muss gerade auch etwas ähnliches Gedacht haben, wie ich, mit Niklas. „Der meinte er hätte keine Zeit und, dass Sie uns, unsere Fragen gerne beantworten, dann ist er schon verschwunden." antwortet Elias nachdenklich. „Niklas Ahrend!" Leylas Stimme ist so leise und doch hört man, falls man sie hört, genau was sie denkt: Er ist ihr/ bzw. uns ein riesen Gefallen schuldig.

Theresa und Vivi, ja besonders Vivi, die Tratschtante, haben schon jetzt ein wissendes Grinsen aufgesetzt. Nur Bährchen scheint mal wieder nicht zu checken was in den Köpfen der beiden abgeht, und meinen, wüsste ich nicht schon Bescheid, auch. „Maan! Bährchen!" Etwas mitleidig, dass man ihm immer wieder auf die Sprünge helfen muss, klopfe ich meinem 'männlichen' besten Freund, einmal auf den Oberarm, woraufhin Elias nur noch verwunderter, als eben schaut. Daraufhin halten Vivi und Theresa es scheinbar endgültig nicht mehr aushalten und in lautes Gelächter ausbrechen. Und wenn ich so auf die Seite schaue, sehe ich das auch Leyla ganz schön mit sich beschäftigt ist, um es Theresa und Vivi nicht nach zu machen. Als sie meinen Blick auffängt lässt sie ihren Kopf seufzend gegen meine Schulter fallen, bevor sie ein paar mal tief durchatmet. Leyla bewegt sich erst aus dieser Position, als bei Elias endlich der Groschen fällt. Doch er sieht, das ganze anders. Er fragt nämlich stirnrunzelnd und ziemlich skeptisch: „Ihr glaubt dem Klinik Tratsch doch nicht wirklich, oder?" Als er als Antwort, keine Antwort kriegt, was ihm, aber auch Antwort genug zu sein scheint, Wie heißt es so schön? Keine Antwort ist auch eine Antwort! „Ach kommt! Julia würde sich nicht schon wieder auf ihn einlassen! Nicht nach allem was er ihr angetan hat!" Ach....jaaaa, stimmt, da gibt es j auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Zwischen Niklas und mir.

Während ich schon plane wie ich das am dümmsten Anstelle, schauen Theresa und Vivi, Elias jetzt ganz schön skeptisch an. Die beiden wissen genau so gut wie ich und eigentlich auch er, dass Julia bei solchen Dingen nach ihrem Herz handelt und eigentlich ist das, doch etwas was beneidenswert ist, oder? So einfach über die Vergangenheit hinwegzusehen nur, weil man diese Person liebt, dass ist verdammt stark. Das z.B. ich nicht besonders gut darin bin, dass ist ja schonmal offensichtlich...

Um nicht weiter zu grübeln und da wir ja nicht noch ewig hier rumstehen können, frage ich an alle gewandt: „Wollen wir nicht mal zu Julia gehen?" Da alle einverstanden sind, begeben wir uns kurz darauf dann auch relativ zügig dorthin. Auf dem Weg dorthin setzten Leyla und ich ein Pokerface auf, da die anderen Meinen weiter wilde Spekulationen und Diskussionen über das 'bestimmt nicht Vorhandene Verhältnis', laut Bährchen, zu führen.

Unser Pokerface, soll uns eigentlich auch insofern helfen, dass wir sie Unwissenden spielen können das Problem ist nur, Leyla und ich sind Niklas und Julias Beste Freunde (Also Leyla ist Niklas beste Freundin und Julia meine) und das wissen die anderen logischer Weise auch, was Vivi ausgerechnet jetzt auch auffällt. Aber warum? Wenn ich sie, als ich mit ihr, nach der ersten OP geredet hatte, wäre sie ja beinahe geplatzt, wenn sie es mir hätte nicht erzählen können, dass sie Bescheid weiß. Aber, naja, das ist eben Vivi...

Unbewusst, fängt ein verräterisches Grinsen an, mein Gesicht zu zieren, womit ich von Leyla einen gezielten Schlag auf den Oberarm ernte, wodurch Leyla und ich stehen bleiben. „Autsch! Hey! Leyla! Was soll das?" Gespielt böse wende ich meine Aufmerksamkeit Leyla zu. Diese grinst als Antwort nur und gibt mir einen schnellen Kuss, bevor sie wieder weiter läuft. Das sollte wohl sowas heißen wie: Das weißt du genau. Also! Bring deine Gesichtszüge unter Kontrolle, mein Lieber!

Theresa ist die einzige die, diese kleine Situation bemerkt hat und mich kurz darauf schnell am Arm festhält.

IaF djÄ-Caro oder Julia?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt