Kapitel 4 (...Eigentlich alles...)

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Sicht Niklas

Nachdem Julia und ich fast 5h um das Leben, des Patienten gekämpft haben kommen wir beide völlig erschöpft von der langen Schicht und der anstrengenden OP, aus eben diesem. Gerade habe ich mir, meine Handschuhe ausgezogen, Julia steht noch an der OP Tür, da fangen die Geräte, des Patienten schon wieder an zu piepen. Das wievielte mal sie das bei diesem Patienten heute schon gemacht haben, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall nicht das erste Mal. Nur dieses mal gibt es ein kleines Problem bei der Sache das es die letzten male nicht gab: Ich kann Julia nicht helfen. Ich bin nicht mehr steril und rechtzeitig steril werden, kann ich auch nicht mehr. Das würde zu lange dauern! Julia hingegen ist noch steril, das Problem ist nur, dass Julia während einer Wiederbelebung noch nie alleine war.. Sie würde den Patient auch ohne meine Hilfe retten können, da bin ich mir sicher, aber sie hat das, wie eben schon mal gesagt, noch nie ohne Hilfe gemacht. Also heißt es Überzeugungsarbeit leisten.

Für den Anfang probiere ich es, genauso wie ich es bei jedem anderen Assistenzarzt auch gemacht hätte: „Dr. Berger ich weiß Sie können das schaffen, gehen Sie da rein und retten Sie dem Mann das Leben." Denn letzten Teil des Satzes sage ich fast schon flehend, aber Julia ist unsicher. Sie schaut sich um, schaut mir nicht in die Augen und kaut unsicher auf ihrer Unterlippe herum. Alles Zeichen dafür dass sie unsicher ist. An sich selber zweifelt. Zweifelt, ob sie es schaffen würde.

Nach kurzem innerlichen hin und her, entscheide ich mich daraufhin dazu Julia doch nochmal zu duzen, um sie zu Überzeugen. Sie muss da jetzt rein wenn der Mann den Tag überleben soll! „Julia Du kannst das ich weiß, dass Du das kannst. Ich glaube an Dich! Du bist eine tolle Ärztin denke jetzt nicht darüber nach was wäre wenn, mach' einfach. . .Komm Du bist gut! Du brauchst mich nicht! Ich weiß es einfach, vertraue mir bitte....!" Julia sieht mich überrascht an. In ihren Augen kann ich sehen, dass sie trotzdem noch zweifelt, aber sie scheint zu überlegen. „Im Ernst?" Julia redet leise, als könnte sie nicht glauben, dass ich es ernst meine. Aber, das tu' ich. Schnell nicke ich und beobachte, erleichtert wie Julia sich daraufhin umdreht und wieder in den OP Saal geht. Ich habe es geschafft. zum Glück, jetzt muss sie nur noch an sich glauben, dann läuft dass!

Stoltz beobachte ich wie Julia es tatsächlich, jetzt nicht dass ich daran gezweifelt hätte, habe ich nicht! Ich habe von Anfang an, an sie geglaubt, ganz ohne Hilfe eine*s*r Ober*arztes*ärztin schafft unseren jungen Patienten zu retten. Als unser Patient wieder stabil ist, wenn man seinen jetzigen Zustand so bezeichnen kann, lässt sie sich nochmal die Vitalwerte durchgeben und prüft sie, wie ein Profi. Es vergeht keine weitere Minute, da kommt sie schon strahlend wie ein Honigkuchenpferd wieder aus dem OP und kaum hat sie sich auch ausgewaschen das habe ich während ich sie "beobachtet habe" gemacht, fällt sie mir immer noch strahlend, um den Hals. „Ich habe es geschafft Niklas, ich habe es wirklich geschafft. Danke dass Du an mich geglaubt hast Du. . ." flüstert sie leise, doch noch bevor sie den letzten Satz beendet drückt sie mich von sich und schaut mich entschuldigend an. Wofür genau weiß ich nicht. Entweder für die Umarmung oder für das Wegdrücken. Schnell dreht sie sich um und sagt nun fast wieder in ihrer alten Distanz, Julia hat schon vor einer Weile eine ziemlich hohe Mauer um sich herum aufgebaut: „Danke nochmal, Dr. Ahrend!" und dann ist sie weg. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, aus dem OP Waschraum verschwunden.

Ich sehe ihr etwas traurig hinterher. Ich hätte ihr gerne noch gesagt wie stolz ich auf sie bin, aber vielleicht hat sie meinen Blick ja auch richtig verstanden. Außerdem war es schön sie in meinen Armen zu halten. . . Nein! Es war wundervoll und so vertraut! Doch bevor ich weiter von Julia schwärme ermahne ich mich selbst: „Niklas du hast eine Freundin und die macht sich sicher Sorgen. Du bist nicht nach Hause gekommen und gemeldet hast du dich auch nicht! Aber von anderen Frauen Träumen kannst du oder was?". Unweigerlich muss ich an Caro denken und das schlechte Gewissen macht sich mir breit. Ich habe mit ihr doch eigentlich alles, alles außer dass sie meinen Sohn nicht leiden kann und immer alles allein entscheidet, aber sonst... Caro ist eine tolle Frau, keine Frage! Sie ist sportlich, sie sieht gut aus, aber... Sie ist nicht Julia... Schockiert von mir selber schaue ich mich um. Als hätte jemand meine Gedanken gehört. Man! Ich sollte dringend schlafen! Damit ich meine Gedanken und Reaktionen wieder unter Kontrolle kriege. Julia hat mich NUR umarmt und sie hat mich NUR geduzt, also kein Grund so zu reagieren!

Ich schüttel mich nochmal, bevor ich Caro schreibe warum ich nicht nach Hause kam und das ich heute, wegen der gerade beendeten OP, in der Klinik schlafen würde. Wie es sich für einen guten Freund gehört, schreibe ich ihr auch noch schnell, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht und das ich sie liebe. Ich seufze und denke noch kurz an Caro. Irgendwie ist das mit uns nicht so wie es sein sollte... Es fühlt sich nicht richtig an und im nächsten Moment dann doch wieder...

Immer Noch mit diesem Gedanken Wirrwarr im Kopf, laufe ich müde in mein Büro um mich dort hinzulegen. Ich sollte wirklich ganz dringend eine Mütze Schlaf abbekommen! 

IaF djÄ-Caro oder Julia?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt