Thirty-one

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Nach einer halben Ewigkeit und nachdem Leila sich etwas beruhigt hatte, antwortete sie ihrer Psychologin endlich.

Ich stieß vor Erleichterung die Luft aus und mir viel ein Stein vom Herzen. Ich wollte die Gespräche der beiden nicht belauschen. Immerhin war das mehr als privat und ich hatte schon zu viel gehört, während sie versuchte Leila zu beruhigen.

Ich ging also in die Küche, um mir ein Wasser zu holen und setzte mich damit ins Wohnzimmer aufs Sofa.

Ich legte den Kopf in meine Hände und wusste immer noch nicht, meine Gedanken zu ordnen.

Ich hätte es wissen müssen. Nach allem, was sie mir schon über ihre Kindheit erzählt hatte, hätte es mir klar sein müssen. Natürlich hatte sie Probleme mit Beziehungen. Spätestens als sie von ihrer Psychologin sprach.

Und vor allem hätte ich sie nie dafür auslachen dürfen, dass sie eifersüchtig war. Gott sei Dank konnte ich das das letzte Mal in der Uni klären, vor den Ferien mit Steffi.

Sie hatte mich in den Schultoiletten auch mit diesem Verlorenen Blick angesehen, doch dort habe ich ganz anders reagiert. Heute hatte ich es fast schon darauf angelegt.

Eine Halbe Stunde später, hörte ich, wie Leila die Tür aufschloss. Ich blickte auf und sah ein total verheultes Mädchen, dass sich das Telefon ans Ohr hielt und nickte. Sie sah unsicher und schüchtern aus. Zerbrechlich.

Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe und hatte mit dem freien Arm ihren Bauch umschlungen. Auch ihre Körperhaltung war eingefallen.

Dieses Mädchen war nicht das selbe, wie die Leila, die ich bisher kannte. Doch auch ich mochte nicht viel besser aussehen. Auch meine Augen mussten rot und gequollen sein. Auch ich sah sie unsicher und verzweifelt an.

Ich stand auf und beobachtete sie, wie sie sich von der Psychologin verabschiedete und tapfer lächelte. Dann legte sie auf.

Sie traute sich nicht mich anzusehen und spielte nervös mit ihren Fingern. "Harry, ich..." ihr Stimme zitterte und sie brach den Satz wieder ab. Sie schüttelte den Kopf und bekam wieder Tränen in den Augen.

Sie wollte Richtung Küche gehen, doch ich war mit ein paar Schritten bei ihr und schnitt ihr den Weg ab. Sie sah noch immer nicht hoch und strich sich eine Träne von der Wange.

Ich schlang einfach meine Arme um ihren Körper und drückte sie an mich. "Es tut mir leid..." flüsterte ich und spürte, wie sie den Kopf schüttelte und ihr Gesicht noch tiefer in meiner Halsbeuge vergrub.

Sie weinte wieder, doch diesmal rannte sie nicht weg. "Mir tut es leid... ich hätte es dir sagen, erklären müssen. Du wusstest doch gar nicht, was los war..." ihre Stimme war noch immer schwach und zittrig, erst jetzt sah ich, dass auch der Rest ihres Körpers zitterte.

Ich brachte sie aufs Sofa und wir setzten uns. "Hier, möchtest du was trinken?" Bot ich ihr mein Glas an, dass noch Rand voll war.

Sie nickte und nahm einen großen Schluck. Sie stellte es wieder ab und lehnte sich an meine Schulter. "Du brauchst dich dafür nicht entschuldigen, du kannst doch gar nichts dafür." Flüsterte ich leise und hielt sie ganz fest, dass sie nicht wieder weg laufen könnte.

"Was hat Dr. Porter dir erzählt?" Fragte sie leise. Ich schwieg kurz und überlegte, wie ich es am besten anfing. Konnte ich jetzt etwas falsches sagen, dass das ganze nochmal schlimmer machen würde?

"Ich... Es tut mir leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte..." ich kniff die Augen zusammen und hoffte, sie war nicht sauer.

"Nein, das war eine sehr gute Reaktion. Aber ich hätte es dir gerne erzählt. Ich wollte dich nicht damit erschrecken, so wie jetzt." Sie atmete einmal laut aus und ein. "Also was hat sie dir erzählt?" Fragte sie wieder und ich nickte.

The Teacher ||- H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt