Sixty-two

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Die Zeit mit kleinen Zwillingen ging vorbei wie im Flug. Und das meinte ich wirklich ernst.

Ich konnte kaum schlafen und war rund um die Uhr damit beschäftigt die beiden zu umsorgen. Immer wenn ich eine der beiden gerade beruhigt und ihre Bedürfnisse gestillt hatte, legte die andere los.

Auch Harry war zwischenzeitlich heillos überfordert, doch ich war einfach nur froh, dass er es schaffte zwischendurch einkaufen zu gehen.

Doch es gab ein Zaubermittel, dass anscheinend Wunder bewirkte. Ich hatte bisher leider nur eine Vermutung, doch ich beobachtete das schon ein paar Tage.

Harry hatte beide Mädels auf dem Arm, da ich schon wieder pinkeln musste. Das passte den beiden überhaupt nicht. Sie schrieen fast schon als würden sie abgestochen werden und ich hechtete schnell zum Bad.

Doch als ich gerade wieder zurück stürmen wollte, wurden sie langsam ruhiger. Ich öffnete leise die Tür und lauschte.

Wie ich es vermutet hatte. Harry sag leise Kinderlieder vor sich hin. So leise ich konnte ging ich zurück und betrachtete lächelnd das Bild vor mir.

Harry lief langsam hin und her, wiegte Luca und Alia langsam und sang Kindlein Mein.

Ich sah ihn gespielt böse an und bekam nur einen sehr verwirrten Blick zurück. Ich lachte und ließ mich aufs Sofa plumpsen.

Als die beiden eingeschlafen waren, kam Harry mit ihnen zu mir. "Warum so beleidigt?" Flüsterte er. "Egal was ich tue, bei mir schlafen sie nur irgendwann vor Erschöpfung ein. Vom vielen Weinen..." schmollte ich.

"Und du? Ich war nichtmal ne Minute weg und sie schlafen quasi." Er lachte. "Stimmt doch gar nicht, das war Zufall. Sie schlafen bei mir genauso vor Erschöpfung ein, wie bei dir."

Ich zog eine Augenbraue hoch. Das glaubte er doch jetzt selbst nicht. "Nein, mir ist das jetzt schon häufiger aufgefallen. Und ich weiß auch warum!" Er guckte verdutzt und ich strich Luca vorsichtig über die kleine Mütze, die sie trug.

Es sah so unglaublich süß aus, wie die beiden auf Harrys Brust schliefen. "Und was soll das sein?" Lachte er nun leise und glaubte mir wohl nicht recht.

"Ich kann es verstehen..." fuhr ich fort und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor ich mir grinsend auf die Unterlippe biss und den Kopf dann auf seiner Schulter ablegte. "Schließlich kann ich dabei auch unglaublich gut entspannen..."

Harry schien wirklich angestrengt zu überlegen, was ich meinen könnte und ich sah grinsend zu ihm hinauf. "Ich könnte deiner Stimme ja so schon stundenlang zuhören, aber wenn du singst oder summst...?" Nun wurde er schlagartig rot und sah kurz weg.

"Hey Superdad, du bist unsere Zauberwaffe!" Triezte ich ihn, doch er verdrehte genervt die Augen. "Hör auf, das ist nicht witzig!" zischte er. Ich drehte mich wieder komplett zu ihm und war kurz verwirrt.

Dann zog ich mit meinem Zeigefinger sein Gesicht wieder zu mir und musterte es kurz. "Ich meine das Tot ernst. Ist dir das nie aufgefallen? Luca und Alia beruhigen sich innerhalb von Sekunden!"

Ich verstand noch immer nicht so richtig, woher diese Unsicherheit plötzlich kam. Manchmal schlug seine Stimmung so plötzlich um, dass ich nicht richtig hinterher kam.

Doch ich liebte ihn. So sehr, dass ich ihm all diese Unsicherheit und Zweifel nehmen wollte und sie lieber selbst tragen würde.

"Harry?" Fragte ich leise und wartete darauf, dass er mich ansah. Er zögerte kurz, blickte mir dann aber doch in die Augen. "Es ist die Stimme des wundervollsten Vaters, den ich mir vorstellen kann, die unsere beiden Töchter so beruhigt und zum Einschlafen bringt." drückte ich mich noch einmal anders aus und legte meine Hand an seine Wange.

The Teacher ||- H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt