Im Schatten der Ruinen, im Licht des Feuers

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Jonathan

Ich erwachte mit Voldemorts Stimme in meinem Ohr. Mein erster Gedanke war, dass er mich gefunden hatte und würde er mich dafür büßen lassen, dass ich ihm die Horkruxe verschwiegen hatte-

„Wehe dir", hörte ich eine jugendliche Stimme knurren und ich wurde durch ein Gewicht zwischen meinen Schulterblättern zu Boden gedrückt. Ich wand mich weiter, denn ich wusste nicht, wo ich war, zu wem gehörte diese Stimme, wo war Voldemort, was ist hier los-? Das Blut dröhnte in meinen Ohren. Ich schluckte mühsam. Atmete tief ein, entspannte meine Glieder, sog die verbrannte Luft ein, die Staubkörnchen, welche in meiner Lunge brannten. Meine Wange lag auf kalten Boden. Steinboden. Vertraut. Hogwarts. Ich bin immer noch auf Hogwarts. Das war eine Erleichterung. „Dürfte- dürfte ich aufstehen?", presste ich zwischen trockenen Lippen hervor. Stehender Schmerz war die Folge und ich presste die Augen zusammen. Vermutlich war eine Rippe gebrochen. Oder eher zwei.

„Bitte", fügte ich hinzu.

Die Hand löste sich von meinem Rücken und ich konnte wieder atmen. „Aber keine dummen Spielchen."

Sehe ich gerade so aus, als könnte ich irgendetwas machen, außer zu versuchen, mich nicht zu übergeben? Ich schnaubte, was ein Fehler war, denn erneut durchfuhr mich ein brennender Stich. Ich drückte mich mit den Armen hoch und versuchte dabei, das Gewicht nicht auf meine Bauchmuskeln zu stemmen. Meine Sicht verschwamm. Ich schloss die Augen, bis sich meine Übelkeit ein wenig legte. Steinsplitter unter meinen Handflächen. Kühler Marmor unter meinen Knien.

Meine Muskeln protestierten, als ich mich letztendlich aufrappelte. Ein wenig zittrig stand ich auf den Beinen und suchte Halt an der Säule, hinter die ich Draco gestoßen hatte- „Draco?", hauchte ich. Die geschützte Stelle im Schatten der Säule war leer, natürlich, Draco konnte nicht warten, während ich bewusstlos am Boden gelegen hatte-

„Jemand hat ihn in die Kerker laufen sehen. Der Feigling wird sich vermutlich dort verstecken, bis sein Herr ihn holen kommt."

Meine Schultern sackten herab, denn egal welche Beleidigungen, Hauptsache, Draco war in Sicherheit. Ich tastete mit meiner Rechten kurz meinen Bauch ab, wobei ich die Zähne zusammenbeißen musste, denn bei den Schmerzen, die ich verspürte, musste irgendetwas ohne Zweifel gebrochen sein. Der Zauberstab drückte sich etwas fester in meinen Rücken. „Ich sagte, keine dummen Spielchen."

Ich hob die Hände auf Kopfhöhe an und spreizte die Finger als Verdeutlichung, dass meine Hände leer waren. „Ich denke, ich habe mir etwas gebrochen. Das ... wollte ich nur überprüfen." Ich senkte den Blick auf meinen Bauch. Mein inzwischen vollkommen ruiniertes Hemd spannte sich immer noch darüber. Ich konnte kein Blut erkennen, was vermutlich eine Erleichterung war. Außer ich habe innere Blutungen. „Ich drehe mich jetzt um, ja?", meinte ich und hielt die Hände weiter nach oben. Langsam bewegte ich meine Füße, versuchte mich so wenig wie möglich zu bewegen, denn ich wollte meinen Angreifer nicht verschrecken und außerdem tat mir jede noch so kleine Bewegung weh. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich die halbe Drehung zustande gebracht und blickte in das Gesicht meines Gegenübers. Ich seufzte mutlos, denn natürlich stand der Anführer der Bande vor mir, welche Draco und mich vor wenigen Monaten angegriffen hatten. Der bullige Schüler stierte mich mit offenkundiger Verachtung in den Augen an. Ich war so erschöpft, dass mich diese offenkundige Gefahr beinahe nicht kümmerte. Meine Augen fielen für einen Moment lang zu und tröstende Dunkelheit umfing mich. Ich öffnete die Augen wieder. „War das ... war das Voldemorts Stimme, die ich da gerade gehört habe?"

„Solltest du das nicht eher wissen?", grollte der Junge. Ich bin bis vor einer Minute noch bewusstlos gewesen. Sogar für eine sarkastische Antwort war ich jedoch nun zu müde und so blickte ich meinen Gegenüber nur stumm an.

Sein Vermächtnis (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt