Allana
Ich schnappte nach Luft, die Erscheinung meines Bruders klebte noch immer hinter meinen Lidern und wenn ich die Augen schloss, glaubte ich beinahe seine Gestalt vor mir zu erblicken. In den letzten Monaten war er um ein paar Zentimeter gewachsen und er schien schlanker geworden zu sein. Auch wenn ich das bei dem schweren Mantel um seinen Körper unmöglich genau sagen könnte.
Ich blinzelte und fand mich nun in der Gegenwart wieder. Hermine schuf mit zitternder Stimme Abwehrzauber, während Ron ungewöhnlich schweigsam das Zelt aufbaute. Harry selbst stand im knöcheltiefen Schnee und murmelte etwas vor sich hin. Ich glaubte Wortfetzen wie „hätte es wissen müssen" zu verstehen. Irgendwann hielt ich die unangenehme Stille nicht mehr aus. „Ich schlage vor, dass wir uns nach diesem kleinen ... Exkurs wieder den Horkruxen zuwenden. Die Sache mit den Heiligtümern ist völliger Unsinn und bringt uns aller Wahrscheinlichkeit nicht weiter."
Seltsamerweise war es Hermine, die etwas dagegen einwendete. „Ich weiß nicht so recht ..." Sie knabberte an ihrer Lippe. „Ich meine, klar, Mr Lovegood hat uns verraten, aber ..."
„Das kannst du laut sagen", grummelte Ron.
„ ... aber ich denke, dass er uns bezüglich der Heiligtümer keine Lügen aufgetischt hat. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir die Suche nach den Horkruxen deshalb vernachlässigen sollten", fügte sie hastig hinzu. „Seine Ausführungen bezüglich des Elderstabs ergeben durchaus einen gewissen Sinn ... warte, ich habe mir ein paar Notizen dazu gemacht." Sie begann fahrig in ihrer winzigen Perlenhandtasche zu wühlen. „Hier muss es doch irgendwo sein ..." Ihr Arm steckte nun bis zur Schulter in der magischen Tasche und ich vernahm ein leises Rappeln aus dem geräumigen Inneren des Accessoires. Ihre Bewegungen wurden fahriger und schließlich schüttele sie fluchend die Tasche. „Es muss hier irgendwo sein. Ich habe es doch eingepackt ..."
„Ich hätte mich ausliefern sollen", murmelte Harry plötzlich. „Riddle hatte Recht, ihr seid alle in Gefahr wegen mir ..."
Hermine stieß einen kleinen Schrei aus und ließ ihre Tasche los, die mit einem dumpfen Geräusch auf den Waldboden aufprallte. „Harry, so etwas darfst du nicht sagen!"
„Es ist aber so."
„Nein, du-" Hermine blickte mich hilfesuchend an, doch ich hob nur die Schultern. Sie schenkte nun Ron einen flehentlichen Blick.
Vielleicht hättest du dich tatsächlich opfern sollen. Dann wäre ich wieder bei Jaime. Ich verspürte keine Reue bei diesem Gedanken, keinen schmerzhaften Stich, keine bitteren Schuldgefühle. Harry war der schillernde Held in dieser Geschichte, aufopfernd und selbstlos und unsinnig perfekt. Vielleicht sollte ich einfach akzeptieren, dass ich nicht so wie Harry war.
Jonathan
Es war, als ob ich lebendig begraben wäre. Geröll und Schutt und Holzsplitter so lang wie mein Arm bedeckten mich. Unter immensen Kraftaufwand schob ich die Überreste der Decke von mir. Ich blickte nach oben auf das gigantische Loch, das in der Decke klaffte. Staub und Schnee rieselten auf mich hinab und färbten meine Haare grau. Ich hustete und hielt mir den Mantelärmel vor dem Mund, damit die Feinkörper nicht in meine Atemwege gerieten. Meine Augen tränten und ich blinzelte mehrmals. Irgendwo unter dem Geröllhaufen neben mir mussten die beiden Todesser begraben liegen und ich war nicht gewillt, ihnen zu helfen, sich an die Oberfläche zu scharren. Mr Lovegood war nirgendwo zu sehen. Was vermutlich auch besser so für ihn war. Ich klopfte mir den Dreck von dem nun völlig ruinierten Mantel und tastete meinen Körper nach Verletzungen ab. Ich blutete zwar aus mehreren kleinen Wunden und ich vermutete, dass ich eine leichte Wunde am Kopf hatte, denn mein Haar war am Hinterkopf ganz blutig, aber der schwere Mantel hatte mich vor einigen Prellungen bewahrt. Nur wo war mein Zauberstab? Ich blickte mich in der Ruine des Zimmers um, doch unter all dem Schutt würde ich ihn unmöglich finden können. Nun gut. Vor ein paar Wochen hatten wir in Zauberkunst mit zauberstabloser Magier begonnen. Bisher waren wir zwar noch nicht weit über den theoretischen Teil hinausgekommen, aber über ein wenig Erfahrung verfügte ich trotzdem ... „Accio Zauberstab", murmelte ich und konzentrierte mich auf den Zauberstab, wie er sich in meiner Hand anfühlte, wie es wäre, ihn zu schwingen und ahmte die entsprechende Bewegung mit der Hand nach. Eine Weile lang passierte nichts und ich seufzte und konzentrierte mich erneut, wobei ich mir der dröhnenden Kopfschmerzen immer bewusster wurde. Vielleicht hatte ich doch eine Gehirnerschütterung.
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Sein Vermächtnis (3)
Fiksi PenggemarVoldemort hat die Macht über die gesamte magische Welt an sich gerissen. Die Wege der Zwillinge haben sich getrennt. Während Jaimes Entscheidungen ihn in eine ungewisse Zukunft führen, versucht Allana alles Mögliche zu tun, um Voldemort entgegenzutr...