Allana
Es regnete. Tropfen prasselten auf leinene Dach des Zeltes und formten eine plätschernde Melodie. Nachdenklich saß ich mit angezogenen Knien auf einem der plüschigen und nach nasser Katze müffelnden Sesseln, ein Buch in der Hand. Doch ich konnte mich nicht auf die geschriebenen Zeilen konzentrieren. Langsam fuhr ich mit dem Daumen über da kühle Metall des Ringes an meiner Hand.
Ich wusste, wo sich zwei Horkruxe aufhielten. Einen von ihnen hatten wir bereits in Gringotts zerstört, der andere befand sich im Raum der Wünsche. Doch wie konnte ich meinen Freunden diese Informationen am besten geben, ohne meine eigene Rolle in diesen Geschehnissen zu offenbaren? Wenn ich sagen würde, dass sich ein Horkrux in Hogwarts befände, würde man mir vermutlich sofort glauben, aber der Raum der Wünsche war zu spezifisch, als dass es Zufall sein könnte. Und Gringotts? Der Horkrux im Verlies der Blacks war bereits zerstört, wie also sollte ich das meinen Freunden erklären? Sie würden erfahren, dass ich ein viel umfangreicheres Wissen über die Horkruxe hatte als angenommen. Dass ich sogar vor Dumbledore von den Horkruxen gewusst, und es geschafft hatte, einen von ihnen zu zerstören.
Ich blickte auf. Hermine und Harry saßen am Esstisch, die Köpfe zusammengesteckt und führten ein leises Gespräch. Ein wenig entfernt von den beiden saß Ron, ein altmodisches Radio auf dem Schoß, an dem er mit grimmiger Miene herumschraubte. Alle paar Minuten warf er Harry und Hermine Blicke zu, wobei sich seine Miene noch weiter zu verdunkeln schien. Seine Hände verkrampften sich kurzzeitig so fest um eines der Rädchen, dass ich Angst hatte, er könnte es abbrechen. Dann schluckte er mühsam und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Die anderen beiden schienen von Rons düsterer Stimmung nichts mitzubekommen. Erst als ein trübes Rauschen aus dem Radio erklang, sahen sie erwartungsvoll auf. Ron biss die Zähne zusammen und murmelte etwas Unzusammenhängendes. Dann drehte er erneut an einem der Rädchen.
„-wie bereits im Klitterer geschrieben-" Die jugendlich klingende Stimme brach abrupt ab und Ron fingerte fluchend erneut an dem Rädchen herum. Harry und Hermine blickten sich begeistert an.
„Habt ihr das gehört?", flüsterte Hermine mit glänzenden Augen, „das klang nach George oder Fred Weasley!"
Auch ich konnte mich der allgemeinen Aufregung nicht länger entziehen und rutschte auf meinen Sessel näher zu meinen Freunden. Ron justierte konzentriert einen anderen Schalter und plötzlich war da eine weitere Stimme, die zu sprechen begann. Sie war deutlich ruhiger und meine Schultern sackten ein wenig herab, als ich mich von diesen besonnen gesprochenen Worten tragen ließ. „ ... Deswegen folgendes Appell an alle von Ihnen: Wenn Sie in Kontakt mit Muggelstämmigen stehen, bitte bieten Sie ihnen Schutz an. Verstecken Sie sie. In Zeiten wie diesen sind wir alle aufeinander angewiesen, um zu überleben."
„Ist das Kingsley?", wisperte Hermine aufgeregt. Harry hielt sich einen Finger an die Lippen und nickte stumm. Sein Mund formte ein kurzes „Ja", bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gerät richtete.
„Glaubst du, da sind noch viele Muggelstämmige da draußen?", fragte Hermine an mich gewandt. Ihr Lächeln war ein wenig erschlafft. Auf Hogwarts hatte es eine Vielzahl muggelstämmiger Schüler gegeben, viele von ihnen nur Kinder. Ich hoffte, dass sie es geschafft hatten, unterzutauchen. Gleichzeitig erinnerte ich ich jedoch auch an die dutzenden Hexen und Zauberer, die im Ministerium verhört worden waren. Wie viele waren erfolgreich entkommen? Und wie viele wurden Tag für Tag, Stunde für Stunde von so genannten Greifern oder Todessern gefangen genommen, wobei ihr einziges Verbrechen darin bestand, dass sie Magie nutzen konnten? Wie viele von ihnen mochten wohl noch am Leben sein?
„Auch aus Hogwarts gibt es weiterhin Neuigkeiten", meinte die Stimme von Fred (oder George), der wohl wieder das Mikro an sich gerissen hatte.
„Ganz genau!", erklärte sein Zwilling. „Offenbar hat die Willkürherrschaft der Todesser dort eine neue Stufe des Wahnsinns erreicht – nicht, dass irgendjemand von ihnen jemals klar im Kopf war." Die Zwillinge kicherten, dann räusperte sich jemand vernehmlich. Vermutlich Kingsley. Die beiden hüstelten. Ich vernahm das Rascheln von Pergament. „Nun. Jedenfalls ... Vertraulichen Quellen zufolge befinden sich dutzende Schüler aufgrund von verdächtigen Verletzungen im Krankenflügel. Gleichzeitig gibt es jedoch auch einen winzigen Hoffnungsschimmer, denn-"
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Sein Vermächtnis (3)
FanficVoldemort hat die Macht über die gesamte magische Welt an sich gerissen. Die Wege der Zwillinge haben sich getrennt. Während Jaimes Entscheidungen ihn in eine ungewisse Zukunft führen, versucht Allana alles Mögliche zu tun, um Voldemort entgegenzutr...