„Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen",rief ich laut, um überhaupt die Musik übertönen zu können. Sie sah mich nur lächelnd an. „Warum denn nicht?" „Ich dachte, du magst mich nicht." „Heißt das, ich darf deshalb keinen Spaß haben?" Sie grinste mich an und ich musste automatisch zurück grinsen. Sie sah so schön aus. Es fühlte sich so an, als ob wir komplett alleine wären, obwohl wir mitten in einem großen Pulk aus unseren betrunkenen, feiernden Mitschülern standen. Jemand drängte von hinten gegen sie, sodass sie näher an mich heran kam. Vorsichtig, aber immer noch grinsend, legte ich meine Hände auf ihre Taille und begann langsam wieder zu tanzen. Mein Herz schlug unfassbar schnell und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte das wunderschönste Mädchen der Schule im Arm und tanzte mit ihr! Sie legte ihre Hände auf meine Brust, schloss die Augen und bewegte sich im Takt mit. Ein kleines Lächeln lag dabei auf ihren Lippen. Lippen, die so zart aussahen. So unschuldig. So weich. Wie es sich wohl anfühlte, wenn ich sie küssen würde? Schnell vertrieb ich diesen Gedanken aus meinem Kopf. Stattdessen beugte ich mich so weit vor, dass meine Lippen an ihrem Ohr waren und ich nicht mehr ganz so schreien musste. „Du siehst wunderschön aus." Sie lächelte mich strahlend an. Mein Hals wurde ganz trocken und der Drang sie zu küssen wurde immer stärker. Trinken, ich brauchte was zu trinken. Ich beugte mich wieder zu ihr und fragte: „Möchtest du etwas trinken?" Sie nickt mit leuchtenden Wangen. Anstatt sie einfach stehen zu lassen und sie dann wieder suchen zu müssen, nahm ich sie bei der Hand, umschlang ihre Finger mit meinen und zog sie dann vorsichtig hinter mir her in die Küche.„Rhys, ich schaff das nicht!"
Nervös wie ich war fuhr ich mir immer und immer wieder durch meine Haare, die ich mir heute Morgen mühsam in Form gebracht hatte. Wahrscheinlich sahen sie jetzt wieder aus, wie ein Vogelnest. Warum hatte ich das gemacht? Verzweifelt sah ich Rhys an, der mit verschränkten Armen neben mir an seinem Auto lehnte.
„Jetzt entspann dich mal, Noah", murmelte er, kam auf mich zu, zog meine Hände aus meinen Haaren und begann, sie zu richten. „Jetzt atme mal tief durch, sonst wirst du es verhauen."
„Danke, das hilft mir wirklich sehr", gab ich sarkastisch zurück.
„So schlimm sind deine Haare doch gar nicht. Und du hast dich schick angezogen. Du siehst gut aus, vertrau mir."
Tatsächlich hatte ich mich heute Morgen bemüht, mich etwas schicker anzuziehen. Also nicht so gemütlich sportlich wie sonst und wie es wettermäßig bisher noch möglich war. Natürlich rannte ich nicht immer nur in Trainingshosen und Pullover oder Tshirt herum, nur dann, wenn es warm genug war. Zudem war es bei meinem vielen Training einfach praktischer. Nein, am Morgen hatte ich mir wirklich Mühe gegeben. Jetzt trug ich eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Tshirt, weiße Sneaker und ein dunkles Jerseyhemd darüber. Zudem hatte ich mir mal die Mühe gemacht, meine dunkle Uhr anzuziehen, die ich sonst nur auf Anzügen trug.
Schick, aber lässig. Modern. Nicht zu spießig.
„Außerdem war sie doch schon bei dir im Bett. Und sie hat deiner ganzen Date-Geschichte zugestimmt. Wasa soll da noch schief gehen?", versuchte Rhys mich aufzumuntern. „Sei einfach du selbst, dann klappt das schon." Er klopfte mir auf die Schulter.
Ich nickte und sah die Straße hinunter in die Richtung, aus der Maliah kommen sollte. Eigentlich war der Plan gewesen, dass wir nach dem Unterricht zusammen in das Diner im Park gehen würden. Jedoch hatte sie mir vormittags geschrieben, dass sie spontan noch ein Sondertraining aufgedrückt bekommen hatte und ob es in Ordnung sei, wenn wir uns eine Stunde später als verabredet bereits im Diner treffen würden. Natürlich hatte ich zugestimmt, nachdem ich einen halben Herzinfarkt bekommen hatte, da ich dachte, sie würde ganz absagen. Rhys war so nett gewesen und hatte mich zum Park begleitet und versuchte jetzt, meine blanken Nerven zu beruhigen. Ich zog mein Handy hervor. Vielleicht hatte sie ja geschrieben? Doch keine neue Nachricht war auf meinem Bildschirm aufgetaucht. Nur eine von meiner Oma, ob ich am Wochenende zum Essen kommen wollen würde. Schnell sagte ich ihr zu und steckte dann mein Handy wieder in meine Hosentasche. Am Ende der Straße tauchte eine Person auf, die zielstrebig auf uns zu kam.
„Oh Gott, da ist sie. Sei cool. Sei einfach cool", plapperte ich auf Rhys. Er warf mir nur einen belustigten Blick zu.
„Sei du liebe cool."
Trotzdem ließ er sich von mir auf die Fahrerseite zu schieben.
„Hast du alles? Soll ich dich später abholen?"
„Ne, alles gut", schnell tastete ich meine Taschen ab, ob ich alles wichtige eingepackt hatte. „Ansonsten melde ich mich bei dir. Danke."
Rhys nickte. „Dann viel Spaß." Er stieg ein, startete den Motor und ließ mich alleine stehen. Genau im richtigen Augenblick, denn Maliah war nur noch fünf Meter von mir entfernt. Obwohl sie gerade noch Fußball gespielt hatte, sah sie wunderschön aus. So wie immer. Sie trug eine etwas weitere dunkle Hose, Momjeans oder so, ein engeres weinrotes Shirt und hatte die Haare wieder mit einem dieser großen Haargummies zu einem Zopf gebunden, das ebenfalls weinrot war. Zudem trug sie eine goldene Kette und schwarze Vans. Ihre Schultasche hatte sie über eine Schulter gehängt. Ich werde glaube ich nie verstehen, warum Mädchen diese großen Taschen statt Rucksäcke nahmen. Vielleicht eine Sache des Styles oder so.
„Hi", kam es von ihr, wobei sie merkwürdig schüchtern wirkte.
„Hey", lächelte ich sie an. Ich konnte einfach nicht anders. Dieses Mädchen machte mich einfach glücklich. „Hast du Hunger?", fragte ich, woraufhin sie heftig nickte, was mich zum Lachen brachte. „Dann ist ja gut, dass wir hier sind."
Zusammen gingen wir die letzten Meter zum Diner. Möglichst unauffällig atmete ich tief durch und versuchte etwas runter zu kommen. Dieses ständige Herzrasen war bestimmt nicht gut. Das Diner lag direkt an einem kleinen See, der im Winter immer zufror und auf dem man dann Schlittschuhlaufen konnte. Es war schon etwas in die Jahre gekommen, aber ziemlich gemütlich. Und das Essen war wirklich gut.
„Wie war das Training?", versuchte ich ein Gespräch anzufangen.
„Anstrengend, aber sonst ganz gut."
„Das ist doch super. Und warum genau dieses Sondertraining? Eure Saison ist doch eigentlich vorbei oder habe ich das falsch im Kopf?"
Maliah schüttelte den Kopf. Wir waren am Diner angekommen und natürlich hielt ich ihr die Tür auf. Innen drinnen war es ziemlich leer. Ich deutete Maliah an, dass sie entscheiden sollte, wo wir sitzen und sie ging auf einen der Tische zu, die direkt am Fenster standen. Das Sonnenlicht fiel angenehm herein und kurz schloss ich genießerisch die Augen.
„Das ist eine ziemlich unnötige Geschichte, um ehrlich zu sein", antwortete Maliah auf meine Frage zum Training.
„Ich hab Zeit und sitze bequem", entgegnete ich, lehnte mich auf der blauen Stoffbank zurück und sah sie abwartend an. Die Bänke waren wirklich sehr bequem und erinnerten einen eher an ein Sofa anstatt an eine Restaurantbestuhlung.
Maliah seufzte. „Also gut, aber ich habe dich gewarnt. Sei nur nicht enttäuscht, wenn die Geschichte doch nicht so spannend ist."
Dann begann sie zu erzählen, wobei sie so viele Namen erwähnte, die ich noch nie zuvor gehört hatte, dass es schwierig wahr, ihr zu folgen. Ich gab mir dennoch Mühe und konnte aus dem ganzen Wirrwarr heraushören, dass es sich um einen Streit zwischen den Mädchen handelte, der wirklich unnötig war. In der Zwischenzeit brachte uns eine Kellnerin bereits die Karte.
„Also, nur um dich richtig zu verstehen: Ihr hattet Sondertraining, weil sich zwei Mädchen über den Kapitänsposten gestritten haben und diesen Streit mit Make-up ausgetragen haben?"
„Du hast es erfasst. Noemi hat Lucia die falschen Wimpern ausgerissen, daraufhin ist meine Trainerin wütend geworden und hat uns das Training aufgebrummt. Damit wir alle als Team mehr Disziplin lernen oder so."
Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Es klang so dumm nach Mädchen. Ich lachte so lange, bis mir auffiel, dass es solche ähnlichen Streitereien mit genau den selben Konsequenzen auch schon bei uns Jungs gegeben hatte. Und das mehr als nur ein Mal.
„Darf ich euch schon etwas zu essen bringen?", fragte die Kellnerin, die sich unauffällig genähert hatte.
Ich sah fragend zu Maliah, die bestätigend nickte. Sie bestellte sich eine große Portion Nachos mit Salsa, ich nahm Wraps gefüllt mit Ceasar-Salat und Hähnchen, dazu Pommes. Die Kellnerin nahm uns die Karten wieder mit und ließ uns alleine. Ich sah kurz aus dem Fenster in den sonnenbeschienen Park und unterdrückte den Drang, nervös mit dem Bein zu wackeln. Bisher lief es doch ganz gut, oder? Oder doch nicht?
„Ich glaube, ich sehe dich heute das erste Mal ohne das erste Mal ohne Kapuzenpulli", hörte ich Maliah und sah sie sofort wieder an. Ich lächelte sie schief an.
„Ist das gut oder schlecht?"
Sie zickte mit den Schultern. „Ungewohnt."
Ich konnte es nicht lassen und fuhr mir durch die Haare, die Rhys eben wieder in Form gebracht hatte. „Ja, ich dachte, ich probiere mal was anderes aus heute. Oder sieht das nicht gut aus?"
Bitte lass sie es gut finden!
„Das habe ich nicht gesagt."
Yes!
„Ich nehme das mal als Kompliment."
Dann war es wieder still zwischen uns. Lief es vielleicht doch nicht so gut? Es war zum verzweifeln. Ein kleiner Teil von mir wollte sich der Unsicherheit hingeben, sich in einer Ecke zusammenrollen und weinen. Doch ich beobachtete lieber Maliah, die mir immer noch in die Augen sah und nachdenklich wirkte. Bereute sie es, mit mir hier zu sein? Dem ganzen zugestimmt zu haben? Plötzlich musste ich lachen. Maliah sah mich etwas verwirrt an.
„Warum lachst du?"
„Es ist nur absurd", kicherte ich vor mich hin. „Ich sitze hier, endlich, mit dem Mädchen, in das ich seit der achten Klasse oder so Hals über Kopf verknallt bin. Ich sitze hier mit dem wunderschönsten Mädchen der Schule." Meine Stimme wurde etwas gequält. „Ich sitze hier mit dem Mädchen, das mich absolut nicht ausstehen kann und ich kenne den Grund dafür nicht. Und das tut weh. Aber weißt du, was wirklich absurd ist? Ich habe mich in ein Mädchen verliebt, über das ich kaum etwas weiß. Findest du das nicht auch merkwürdig?"
Mein Monolog wurde kurz unterbrochen, als unser Essen gebracht wurde. Dankend nahm ich den Teller entgegen, nahm aber erst einen großen Schluck von meinem Wasser. Maliah sah mich noch nachdenklicher an, als vorhin.
Ich seufzte. „Ich kann auch verstehen, wenn du jetzt aufstehst und gehst. Vielleicht war das alles einfach eine dumme Idee, von der ich mir mehr erhofft hatte."
Ich schaffte es nicht mehr, sie anzusehen und begann deshalb lieber meine Pommes zu essen. Maliah sagte immer noch nichts. Ich fühlte mich elend. Dieses Date lief noch keine zwanzig Minuten und ich hatte jetzt schon das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.
„Ich werde nicht gehen, Chadwick. Ich habe dem zugestimmt und ich habe versprochen, dir eine Chance zu geben. Und um ehrlich zu sein, Essen bei einem Date finde ich immer gut."
Langsam sah ich sie an. Sie lächelte vorsichtig und hielt meinen Blick fest.
„Vielleicht können wir ja noch mal ganz von vorne anfangen? Ich ironisiere, dass du gesagt hast, dass du in mich...verknallt bist und tue so, als ob ich dich gerade das erste Mal kennengelernt hätte. Ein kompletter Neuanfang, ist das eine Idee?"
Ich musste nun auch lächeln und nickte.
„Das fand ich super." Ich atmete tief durch. „Entschuldige bitte, ich bin nur nervös. Ich bin nicht gewohnt in so einer schönen Gesellschaft zu essen. Meine Freunde sind alles Affen."
Damit brachte ich Maliah zum Lachen. „Also meine Freundinnen finden deine Affen als sehr gut aussehend."
„Nun, das mag vielleicht sein, aber wenn sie nach dem Training essen wie die Schweine ist auch das Aussehen egal."
Maliah lachte weiter. Es war so ein schönes Geräusch, das mich zum Lächeln brachte. Ich räusperte mich.
„Also, du bist Maliah, habe ich recht?", fragte ich und tat so, als ob ich sie wirklich zum ersten Mal sehen würde. „Ich weiß über dich nur, dass du Japanerin bist, Fußball spielst und gut in der Schule bist. Dass du gut aussiehst habe ich dir schon gesagt, nicht, dass du davon noch eine Überdosis bekommst."
Maliah kicherte weiter, räusperte sich und bemühte sich genau so zu reden: „Ja, das ist alles richtig. Naja, fast, ich bin nur zur Hälfte Japanerin. Mein Vater ist Kanadier."
„Kannst du auch japanisch sprechen?"
„Ja, ich bin zweisprachig aufgewachsen. Aber nun zu dir: Ich weiß, dass du Noah Chadwick heißt, Eishockey spielst und so ziemlich jedes Mädchen der Schule auf dich steht. Zudem gehen Gerüchte herum, wie viele von denen du schon im Bett hattest- so ziemlich jede."
Ich trank noch einen Schluck, bevor ich antwortete: „Auch alles richtig, bis auf das letzte. Ich hatte bisher bei weitem nicht so viele Mädchen in meinem Bett, wie du vielleicht denken magst." Nur dich. Sonst niemanden. Und es war wundervoll. „Wie wäre es, wenn wir ein Spiel spielen? Um uns kennenzulernen."
„Ich hasse Kennlernspiele", kam es sofort von Maliah, was mich wieder zum Lachen brachte.
„Ich auch, sie sind schrecklich. Ich meine eher ein Fragespiel. Jeder stellt dem anderen zehn Fragen, die man beantwortet haben möchte. Derjenige, der antwortet muss ehrlich sein und darf nicht lügen, sonst hat das Spiel keinen Sinn. Die Rückfrage ‚und du?' oder Ähnliches gilt nicht als eigene Frage."
„Das hört sich doch nach einer schönen Idee an", lächelte Maliah.
„Gut, ich fange an. Hast du Geschwister?" Eine ziemlich einfache Frage für den Anfang.
„Ja, zwei größere Brüder. Sie sind Zwillinge und bereits fünfundzwanzig. Raiden und Aron heißen sie. Sie sind echt toll", geriet Maliah ins Schwärmen. „Raiden hat sich im Sommer verlobt, die Hochzeit soll im April sein. Aron ist schon verheiratet und er und seine Frau erwarten gerade das zweite Kind. Aber leider sehe ich meine Brüder nicht so oft. Beide wohnen in Montreal."
„Aber da kann man doch mal am Wochenende hin fahren, oder nicht?"
„Ja, aber das sind trotzdem fast sechs Stunden im Auto. Und jetzt gerade mit den Klausuren ist das nicht einfach so gemacht."
Ich Kopf machte ich mir einebnete Notiz: Maliah an einem Wochenende zu ihren Brüdern bringen. Da gab es deutlich schlimmeres, als mit ihr sechs Stunden alleine in einem Auto zu sitzen.
„Über meine Brüder kann ich auch noch wann anders reden. Wie sieht dein Leben so aus, Chadwick? Was möchtest du nach der Schule machen?"
„Also als erstes hasse ich es, wenn mich jemand bei meinem Nachnamen nennt. Bei Lehrern und Trainern ist das ok, aber ansonsten mag ich das wirklich nicht." Ich glaube, ich klang pampiger als beabsichtigt, denn Maliah guckte leicht zusammen. „Nach der Schule möchte ich gerne weiter Hockey spielen, zumindest so lange wie möglich. Ich versuche damit ein Stipendium zu bekommen, damit meine Eltern nicht meine ganzen Gebühren für das College zahlen müssen, sowas mag ich gar nicht." Maliah nickte verstehend und ich redete einfach weiter. „Ich möchte Kinderarzt werden und auf der Kinderstation im Krankenhaus arbeiten. Welche Abteilung weiß ich noch nicht."
„Das klingt nach einem sehr coolen Plan. Warum Kinderarzt?"
„Das hat seine Gründe und wenn ich die jetzt erzählen würde, wäre die gute Stimmung weg. Das erzähle ich dir lieber zu einem anderen Zeitpunkt."
Zum Glück nahm Maliah diese Erklärung so hin und fragte nicht weiter nach, auch wenn man ihr deutlich ansah, dass sie mehr wissen wollte.
„Was möchtest du denn machen?", fragte ich zurück.
„Ich möchte Psychologie studieren. So ziemlich aus den selben Gründen, wie du. Ich bin gerne mit Menschen zusammen und hoffe, ihnen so helfen zu können." Sie grinste mich an. „Du musst noch eine Frage stellen, Rückfragen zählen nicht."
„Wie bist du zum Fußball gekommen?", fragte ich und aß den letzten Rest von meinen Wraps auf. Kurz überlegte ich, mir die selbe Portion noch einmal zu bestellen, aber das kam wahrscheinlich zu verfressen rüber. Lieber warten und später Nachtisch bestellen, da wurde man nicht so komisch angesehen.
„Durch meine Brüder. Die haben auch schon in der Schulmannschaft gespielt. Das fand ich schon als kleines Kind toll, wenn sie in unserem Garten mit ihren Freunden gespielt haben. Es ist nur nicht so cool für Brüder, wenn die kleine Schwester immer mitspielen will. Sie haben immer unfair gespielt, aber ich wollte trotzdem gewinnen. So bin ich immer besser geworden und konnte schon ein paar Tricks, als ich in die Schulmannschaft meiner Grundschule kam."
„Meine Familie ist auch Schuld, dass ich beim Eishockey gelandet bin", begann ich zu erzählen. „Mein Vater hatte mich mal mit zu einem Spiel genommen. Damals war ich vier Jahre alt. Ich fand das so cool, dass meine Eltern mich bald im Verein angemeldet haben. Mein Opa hat in seinem Garten im Winter immer eine kleine Eisfläche gebaut, auf der ich spielen konnte. Ich musste ihm immer meine neuen Fähigkeiten zeigen, auch wenn ich nichts neues gelernt hatte. Auch jetzt noch muss ich ihn immer auf dem Laufenden halten." Ich wartete, bis Maliah ihren letzten Bissen heruntergeschluckt und etwas getrunken hatte. „Du bist dran."
„Hast du Haustiere?"
„Ja, einen Kater. Er heißt Cookie."
Sofort wollte Maliah ein Foto sehen. Ich musste nur lache, während ich ein Bild von meinem britischen Kurzhaarkater auf meinem Handy suchte und es der aufgeregten Maliah zeigte.
„Jetzt musst du aufpassen, dass ich ihn dir nicht klaue", kam es entzückt von dem Mädchen vor mir.
„Nichts da, der passt perfekt zu meiner Zimmereinrichtung!"
Und so ging es die ganze Zeit hin und her. Tatsächlich schaffte ich es, dass Maliah die ganze Zeit am Lachen war oder zumindest lächelte. Ich erfuhr, dass Maliah ganz klischeehaft japanisches Essen liebte, sie kein Schlittschuhlaufen konnte- etwas, was ich unbedingt ändern musste-, sie den Sommer liebte, Winter durch seine Kälte jedoch nicht ausstehen konnte. Ihre Lieblingsfarben war Türkis und Flieder, sie wollte unbedingt mal nach Italien und nach London in Großbritannien und ihre beste Freundin war Aliena, die sie seit der sechsten Klasse kannte.
Nach dem Essen, zu dem ich sie selbstverständlich eingeladen hatte, waren wir noch etwas im Park spazieren gegangen und nun standen wir fast vor ihrem Haus. Die Sonne ging fast unter. Wir hatten tatsächlich den ganzen Nachmittag über Gott und die Welt geredet und es geschafft, und näher kennenzulernen. Das einzige Thema, was nicht aufgekommen war, war unsere gemeinsame Nacht.
Maliah sah mich an und sagte: „Ich glaube, ich habe dich falsch eingeschätzt, Chadwick. Du bist doch gar nicht so übel."
„Kannst du mich bitte einfach Noah nennen", fragte ich sie leicht gequält. Was hatte sie nur mit meinem Nachnamen?
„Nö, erst wenn du es schaffst, meine Meinung von dir komplett zu ändern. Dann nenne ich dich vielleicht Noah", grinste sie diabolisch. Ich seufzte theatralisch, bevor ich mir wieder durch die Haare fuhr.
„Also...möchtest du auf weitere Dates mit mir gehen?", fragte ich schüchtern. Was, wenn sie jetzt nein sagte? Wenn ich den Nachmittag ganz anders wahrgenommen hatte, als sie?
„Ich bin schon gespannt, was du dir sonst noch so überlegt hast. Also ja, ich gehe gerne auf weitere Dates mit dir."
Ich lächelte sie an. Die untergehende Sonne funkelte in ihren dunklen Augen und ließ ihr ganzes Gesicht strahlen. Wie schon zu oft an diesem Tag musste ich den Drang niederkämpfen, sie einfach an mich zu ziehen und zu küssen. Meine Hände über ihren Körper gleiten zu lassen, sie zu berühren. Sie zu verwöhnen und dann...
Ich räusperte mich kurz und vertrieb die Bilder aus meinem Kopf, die mal wieder eindeutig nicht jugendfrei waren. Maliah sah mich abwartend an.
„Heißt das, dass du mich jetzt nicht mehr hasst und ich dich in der Schule begrüßen darf?", versuchte ich sie zu necken.
„Nur, wenn du mir sagst, wann wir unser nächstes Date haben. Ich plane gerne frühzeitig."
„Wenn du möchtest nächsten Freitag?"
„Ja, das passt sehr gut", lächelte Maliah. „Ich bin schon gespannt."
Oh ja, ich auch. Ich hatte noch absolut keine Idee. Aber das sagte ich ihr lieber nicht. Mir würde schon etwas einfallen.
„Dann sehen wir uns Montag?"
„Ja, wir sehen uns Montag", lächelte ich sie an. Ich konnte nicht anders. Dieses Mädchen machte mich einfach glücklich. Bevor ich jedoch überlegen konnte, ob ich sie zum Abschied umarmen sollte, hatte sie sich schon umgedreht, war zwei Häuser weiter gegangen und hatte die Tür aufgeschlossen. Sie winkte noch kurz und war dann verschwunden.
Und ich stand wie ein grinsender Idiot auf dem Bürgersteig. Mich wunderte es schon, dass mir die Herzchen nicht aus den Ohren purzelten. Und von dem ganzen Lächeln, Grinsen und Lachen würde ich bestimmt Muskelkater bekommen.
Aber das war es mir wehrt.-
Das erste Date! Und der arme Noah war ziemlich nervös. Wie hat es euch gefallen? Bin gespannt auf eure Kommentare.
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Alles begann mit...
ChickLit„Warum sollte ich darauf eingehen?" „Damit ich dir zeigen kann, dass ich ganz anders bin." „Bist du das denn wirklich? Oder spielst du nur ein Spiel, so wie mit den ganzen anderen Mädchen auch? Ach, was sage ich da, natürlich spielst du das selbe Sp...