Als ich am Montag die Schule betrat, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Der Knall verging genau so schnell, wie er gekommen war und um mich herum rieselte es nur noch goldenes Konfetti. Verwirrt sah ich mich um.
Ja, wir hatten das Spiel gewonnen. Sehr gut sogar. Aber so wurde ich noch nie nach einem Spiel empfangen. Normalerweise sprang nur jeder halb auf mich drauf, klopfte mir auf den Rücken oder reichte mir sofort einen Becher mit meist alkoholischem Inhalt.
Komfettikanonen standen noch nie auf dieser Liste.
Wobei es eine nette Abwechslung wäre. Zumindest so lange, wie ich es nicht wegmachen musste. Schließlich war Konfetti zum aufräumen ziemlich ätzend. Auch Jahre später fand man immer noch Schnipsel, obwohl man diese Stelle bereits mehrere hundert Mal aufgeräumt hatte.
Meine Illusion wurde jedoch jäh zerstört, als mein Blick auf ein Mädchen fiel, dass gerade seine Arme um einen Jungen schlang, der freudestrahlend ein Plakat mit „Winterball?" in den Händen hielt.
Gut, dann keine Glückwünsche, nur ein glückliches Paar.
Ich schlängelte mich durch das Konfettiwirrwarr und die Gratulanten hindurch und machte mich auf den Weg zu meinem Spind.
Rhys stand bereits an seinem und tippte eifrig auf seinem Handy herum.
„Hey", grüßte ich ihn, öffnete meinen Spind und sortierte den Inhalt meines Rucksackes für die ersten Stunden.
„Morgen", murmelte Rhys neben mir anwesend. „Wie war euer Spiel?"
„Haben gewonnen."
„Das erklärt, warum einige deiner Teamkammeraden sehr enttäuscht aussahen, als sie begriffen, dass diese komische Vorstellung im Eingangsflur nicht für sie bestimmt war."
Gut, dann war nicht nur mir das passiert. Immerhin. Vielleicht hatte Maliah mit ihrer Anfangseinstellung mir gegenüber doch ein kleines bisschen recht. Manchmal war ich überheblich. Aber nur manchmal und auch nur ein kleines bisschen.
„Welche komische Vorstellung?"
So schnell hatte ich mich noch nie umgedreht und meinen Spind zugemacht. Schmetterlinge bevölkerten meinen Magen und ich musste spontan nachdenken, wie man noch mal atmete.
„So ein Typ hat eben ein Mädchen gefragt, ob sie mit ihm auf den Winterball geht. War ziemlich viel Tamtam. Mit Tanzeinlage und Konfetti", antwortete Rhys.
Mein Gehirn war zu sehr auf Maliah fokussierten. Aber sie spielte auch unfair, schließlich trug sie eine Leggings - wahrscheinlich Thermo, wie ich am Samstag gelernt hatte - und diese betonte einfach ihre Beine unfassbar gut. Ihr grauer Mantel hing über ihren Arm und sie trug einen blauen Hoodie mit dem Schullogo. Ihre Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten und zudem trug sie meine schwarze Mütze, die ich ihr am Samstag noch gegeben hatte, weil ihr dann doch irgendwann kalt geworden war.
„Ach so, das haben wir wohl verpasst", antwortete Maliah, sah dabei jedoch statt Rhys mich an. Erst jetzt bemerkte ich Maliahs Freundin, die etwas hinter ihr stand und mich ziemlich genervt ansah. Das musste dann wohl Aliena sein. Ich nahm mir einen Augenblick, um sie zu betrachten. Sie war ein Stückchen größer als Maliah, was jedoch kein Kunstwerk war, und genau so schlank. Sie hatte blonde Haare, die zu einem Zopf geflochten waren, der mich an Elsa aus Frozen erinnerte; Ja, den Film hatten wir Jungs uns angeguckt und er war ziemlich cool.
Sie hatte fast überall Sommersprossen und eigentlich hätte das süß aussehen können, wenn sie mich nicht gerade mit zusammengekniffenen Augen ansah.
„Naja, zumindest weiß Chadwick jetzt, wie er dich einzuladen hat", kam von Aliena bissig.
Uff.
Okay.
Noch jemand, der meinen Nachnamen besser als meinen Vornamen fand.
Panik erfasste mich. Erwartete Maliah denn noch eine Einladung? Wir hatten doch eigentlich unsere Abmachung. Würde sie mit jemand anderen dahin gehen? Und erwartete sie wirklich so einen Aufwand?
„Wenn Noah so gut tanzen kann, wie er sich auf dem Eis bewegt, dann wird das die beste Vorstellung, die diese Schule je gesehen hat", nahm Maliah ihrer Freundin den Wind aus den Segeln und ließ mich etwas leichter atmen.
Ich war ein miserabler Tänzer, aber das würde ich ihr irgendwann anders erzählen. Wenn nicht ihre blicketötende Freundin anwesend war. Was machte sie eigentlich hier? Kann sie bitte gehen? Und kann ich Maliah jetzt küssen?
Nein, der letzte Gedanke war falsch. Auch wenn wir am Samstag einen wunderschönen Abend gehabt hatten, noch gehörte sie nicht mir.
„Guten Morgen Ladys", platzte Jack in diese äußerst seltsame Konversation, wobei er spontan Aliena einen Arm um die Schulter legte und sie an sich zog. Diese sah ihn mit einem angewiderten Blick an. „Und Jungs natürlich. Was habe ich bisher verpasst?", quatschte Jack einfach weiter und sah uns abwartend an.
Aliena schaffte es, seinen Arm von ihrer Schulter zu schieben, trat einen Schritt zu Seite und sah Maliah auffordernd an.
„Nichts. Können wir jetzt gehen? Du hast ihn ja gesehen."
„Aber..."
„Es klingelt gleich", unterbracht sie Maliah, nahm ihre Hand und zog sie einfach mit sich. Maliah warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie hinter der nächsten Ecke verschwanden.
„Und da nennt das Team Maliah eine Kratzbürste. Wenn, dann hat sie das bei dieser Trulla da gelernt", kommentierte Jack kopfschüttelnd den Abgang der zwei.
„Übrigens, Christian Moore hat eben Sophie Samson gefragt, ob sie mit ihm zum Winterball geht. Überall lag Konfetti. Muss ziemlich cool gewesen sein. Hast du Maliah schon gefragt?"
Hatte dieser Junge ein Radio verschluckt?
„Nein, noch nicht."
Rhys und Jack sahen mich verblüfft an.
„Wie, du hast sie noch nicht gefragt?", fragte Rhys und zog dabei die Augenbrauen hoch.
„Naja, wir haben doch eine Abmachung. Da sollte es doch auch logisch sein, dass wir zusammen da hin gehen", nervös sah ich meine Freunde an. „Oder?"
„Für dich vielleicht, aber sie ist ein Mädchen. Die denken anders", meinte Jack.
Das beruhigte nicht wirklich meine Nerven.
„Glaubt ihr denn, sie erwartet etwas Großes?"
Meine beiden besten Freunde sahen sich an, Zucken mit den Schultern und antworteten gleichzeitig „Vielleicht."
Vielleicht reichte mir, um zu wissen, dass ich erledigt war.
Wie konnte ich die ganzen Dates planen, ohne daran zu denken, sie zu dem Ball einzuladen? Da hatte ich mich gerade gefreut, dass die nächsten drei Wochen ein Klacks werden würden, da kam wieder etwas neues auf mich zu, das ich beachten musste.
Gut, Gehirn, streng dich an.
Was wäre der ideale Weg, Maliah zu fragen, ob wie mit mir zum Ball gehen möchte?
Erstaunlicherweise hatte mein Gehirn sehr schnell eine Antwort bereit. Ich klopfte Rhys auf die Schulter, murmelte hastig ein „wir sehen uns später", kramte mein Handy aus der Tasche und begann darauf herumzutappen, während ich ziemlich planlos durch die Gänge ging und meinen Plan gedanklich weiter ausarbeitete.
Dass ich dabei die Klingel überhörte fiel mir erst auf, als die Gänge menschenleer waren und die erste Stunde bereits seit zwanzig Minuten lief.
Ich fluchte und rannte dann durch die Gänge, um zum Biologieunterricht zu kommen. Wie konnte ich meinen Leistungskurs vergessen?
Schwer atmend klopfte ich an und öffnete dann die Tür.
„Es tut mir leid...", begann ich gerade meine Entschuldigung, doch mein Lehrer schob sie mit einer Handbewegung beiseite.
„Jack hat mir bereits berichtet, dass Sie noch etwas für das Hockeyteam besprechen mussten. Setzen Sie sich und lassen Sie sich auf den aktuellen Stand bringen."
Ich nickte, schlüpfte durch den Gang und setzte mich auf meinen Platz neben Jack.
„Danke, du hast mir den Arsch gerettet", flüsterte ich ihm zu, während ich meine Unterlagen herauskramte und gleichzeitig versuchte, die Notizen an der Tafel zu verstehen.
„Kein Ding. Wo warst du?", flüsterte Jack zurück und schob mir ein Arbeitsblatt zu, auf dem er tatsächlich ein paar Sachen geschrieben hatte.
„Ich habe ein Date geplant", erzählte ich ihm grinsend. Auf sein verständnislosen Blick hin erklärte ich ihm meinen ganzen Plan. Als ich fertig war, grinste auch Jack.
„Wenn das klappt, bist du der König der Dateideen!"
Ich lachte leise. „Naja, es muss erst funktionieren."
„Das wird, das hab ich im Gefühl."
„Ach und was sagt dir dein Gefühl noch so?"
„Dass ich Hunger und keinen Bock auf Bio habe."
Wir mussten beide lachen, was uns nur einen strengen Blick von unserem Lehrer einbrachte.
Die Doppelstunde ging ziemlich schnell vorbei.
Wir saßen in der Cafeteria an einen Tisch und warteten auf Rhys. Was uns allerdings nicht davon abhielt, schon mit dem Frühstück zu beginnen.
„Rhys ist ziemlich ruhig im Moment, findest du nicht?", fragte ich Jack. „Glaubst du, ihm geht es gut?"
Jack zickte mit den Schultern. „So, wie er sich momentan durch die Welt vögelt, kann es ihm doch nur gut gehen." Er grinste, aber in seinen Worten schwang ein Unterton mit, den ich nicht ganz deuten konnte.
„Du bist nicht besser als ich", entgegnete Rhys und ließ sich neben mich auf die Plastikbank fallen. „Du warst derjenige, der am Samstag mit zwei verschiedenen Mädchen rumgemacht hat und mit einer dritten dann verschwunden ist."
„Ach, das hast du mitbekommen? Ich dachte, du warst zu sehr damit beschäftigt, diesen Typen fast aufzuessen."
Die beiden funkelten sich an, während ich nur verwirrt daneben saß.
„Was war denn Samstag?"
„Wir waren abends noch feiern. Nichts großes. Der Club war auch nicht besonders gut", erklärte Rhys.
„Zum ficken war für dich aber scheinbar genug Auswahl da", murmelte Jack und trank einen Schluck aus seiner Flasche.
Rhys stützte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und lehnte sich vor. „Immerhin bekomme ich direkt den ersten verführt und brauche nicht drei Anläufe. Was beweist, dass ich eindeutig heißer bin als du."
„Wie auch immer", grummelte Jack nur, packte seine Sachen und ging.
Was genau war da gerade passiert?
„Hab ich etwas verpasst?" Ich fühlte mich etwas hilflos. „Und warum habt ihr mich nicht mitgenommen?"
„Du warst auf deinem Date. Und nein, du hast nichts verpasst. Jack spinnt nur rum, das ist alles."
Ich nickte, obwohl ich ein ungutes Gefühl hatte. Dann fiel mir wieder etwas ein.
„Hattest du nicht am Sonntag einen Wettkampf?"
„Ich bin nicht das erste Mal mit einem Kater geschwommen", lachte Rhys. Dabei verschwand der nachdenkliche Blick aus seinen Augen. „Der Wettkampf war gut, bin zweiter geworden."
„Nur zweiter?", zog ich meinen Freund auf, der eigentlich noch häufiger gewann, als wir mit dem Team.
„Keine Sorge. Nachher haben wir uns das obere Treppchen geteilt."
Bilder blitzten vor meinen Augen auf, die ich wirklich nicht sehen wollte.
„Bitte, verschon mich mit Details."
„Es ist nicht viel passiert, keine Sorge. Haben nur etwas rumgemacht." Er zuckte mit den Schultern. „Aber scheinbar hatte er bis dahin noch nichts mit Jungs, denn als es ernster wurde, hat er einen Rückzieher gemacht." Er zuckte wieder mit den Schultern und sein Blick war kurz ganz weit in der Ferne. „Schade eigentlich, wäre bestimmt klasse gewesen."
Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Vielleicht siehst du ihn ja noch mal wieder und dann könnt ihr da weiter machen."
Das Klingeln beendete unser Gespräch.
Auf dem Weg zum nächsten Unterricht schwirrte mir die Pause weiter im Kopf herum.
Warum war Jack so mies drauf? Was ist Samstag passiert, dass er Rhys so angefahren hatte? Was hatte ich verpasst und übersehen, als mein Kopf nur an Maliah dachte?
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Alles begann mit...
Romanzi rosa / ChickLit„Warum sollte ich darauf eingehen?" „Damit ich dir zeigen kann, dass ich ganz anders bin." „Bist du das denn wirklich? Oder spielst du nur ein Spiel, so wie mit den ganzen anderen Mädchen auch? Ach, was sage ich da, natürlich spielst du das selbe Sp...