7

3.9K 127 0
                                    

"Wer war dann der Wolf, der mich verjagt hat?"

Logan mustert Mia kurz, dann antwortet er. "Vermutlich Lucas" - "Lucas? Ja, wahrscheinlich ... er war immer gegen mich, hat mich nur wegen Abigail geduldet, sogar manchmal geschlagen", hier knurrt Logan leise, aber ein Blick von Mia besänftigt ihn sofort. "Jetzt wirds kompliziert, Mia" - "Warum?" - "Du bist auch seine Mate. Er hat dich aber abgelehnt und aus seinem Revier verjagt, weil er deine Nähe nicht ertragen würde" - "Warum merke ich davon nichts?" - "Wahrscheinlich, weil er immer distanziert war. Aber solange du ihn nicht auch abgelehnt hast, wird er immer Besitzansprüche erheben können" - "Und das heißt?" - "Er kann mich jederzeit zu einem Kampf herausfordern, dessen Trophäe du bist" - "Wie bitte? Ich bin doch kein Pokal!" Mia winkelt ihre Füsse an und legt ihren Kopf auf ihre Knie. "Könntest du mich bitte alleine lassen, Logan?", fragt sie leise. "Mia ..." - "Bitte!" - "Komm mit, ich zeig dir ein Zimmer, in dem du deine Ruhe hast". Er steht auf und reicht ihr die Hand, doch Mia weicht ihm aus, was ihn traurig macht, aber er akzeptiert es. Er führt sie ein paar Türen weiter in ein hübsch eingerichtetes Gästezimmer. "Ich bin in meinem Büro, wenn du mich brauchst, Mia". Er gibt ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und schließt dann die Tür von aussen. Es fällt ihm schwer, sie jetzt allein zu lassen, aber er versteht auch, dass das jetzt etwas viel war für sie. Da er nur ein paar Zimmer weiter sitzt, kann er ihre Gefühle spüren, die von Ärger über Schmerz bis hin zu Verwirrtheit und Entschlossenheit reichen. Er könnte auch ihre Gedanken lesen, tut es aber nicht - er will von ihr selber hören, was in ihrem hübschen Köpfchen vorgeht.

Mia grübelt lange über das Gehörte nach. In Bezug auf Lucas macht irgendwie alles Sinn - selbst der Wolf, der ihr hinterhergejagt war ... im Nachhinein ist sie fast sicher, dass sie seine Stimme in ihrem Kopf gehört hat. Aber warum hat Abi ihr nie die Wahrheit gesagt? Sie ist mit Freunden aufgewachsen, die Werwölfe sind, irgendwie war sie immer in Gefahr, oder? Und Abi und Adrian sind Mates? Würde erklären, warum sie immer zusammen abhängen. Und das Knurren, das sie sich nie erklären konnte - Adrian war eifersüchtig auf sie, wenn sie Abi umarmte? Mia lässt sich rückwärts aufs Bett fallen. Wenn sie so nachdenkt, hatte sie seit dem Geburtstag von Lucas immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber das war kein gutes Gefühl - im Gegensatz zu hier, wo sie sich gleich angenommen gefühlt hat. Mia fasst einen Entschluss.

"Logan?" - "Ja, Liebes?" Logan spürt Mias Entschlossenheit und ist gespannt auf ihre Entscheidung. "Zwei Sachen: kann ich Lucas für immer von mir fernhalten und was ist eine Markierung?" - "Was zuerst?" - "Egal" - "Okay. Du musst Lucas auch ablehnen, und ihm dabei gegenüberstehen, egal ob er Mensch oder Wolf ist. Es kann sein, dass du dabei Schmerzen spürst, er wird es auf jeden Fall merken. Dann ist das Band getrennt" - "Gut. Und die Markierung?" - "Komm mal her". Logan schiebt seinen Stuhl etwas vom Schreibtisch weg, greift nach Mia, die neben ihm steht und zieht sie auf seinen Schoß. "Die Markierung zeigt, dass du vergeben bist, obwohl sie für Menschen nicht sichtbar ist, wie eine unsichtbare Grenze. Werwölfe sehen ein kleines Tattoo an der Stelle, an der das Männchen das Weibchen markiert hat, außerdem verschmelzen ihre Gerüche, so dass jeder fremde Wolf genau weiß, zu wem man gehört. Eine Markierung kann nicht rückgängig gemacht werden, man gehört bis zum Tod zu seinem Seelenpartner" - "Weiter ... bis jetzt weiß ich nicht, wie das geht" - "Mia ... denkst du wirklich ..." - "Logan ... ich muss wissen, was auf mich zukommt, wenn ich mich auf das alles einlassen möchte. Du bist doch ein starker Wolf, also kneif jetzt nicht!" Schmunzelnd sieht er sie an, dann streicht er ihre Haare über die Schulter und lässt einen Finger vom Kieferknochen über den Hals in Richtung Schlüsselbein wandern, sie immer genau beobachtend. An der Stelle, wo er ihren Puls am stärksten fühlt, hält er inne. "Genau hier werde ich dich markieren, mein Schatz. Das heißt, ich werde dich beißen ..." - "Beißen?" - "Ja, beißen und danach werden wir unglaublich heißen Sex haben", flüstert Logan mit rauer Stimme, während Mia ihn nur ungläubig anschaut. Seine Augen haben sich verdunkelt und sie sieht Verlangen darin. Er blinzelt kurz, dann sind sie wieder normal. "Sorry, manchmal geht der Wolf mit mir durch", entschuldigt er sich. "Logan ... ich hab noch nie ... ich bin ... ich ...", stottert sie mit roten Wangen. Liebevoll studiert er ihr Gesicht. "Du hattest noch nie Sex?" Verneinend schüttelt sie den Kopf und vergräbt ihr Gesicht an seiner Schulter. "Wie blind sind die Jungs, mit denen du dich umgibst?", murmelt er und drückt sie fest an sich. "Schämst du dich deswegen?" - "Ja ... Nein ... ach, keine Ahnung. Aber was willst denn mit mir? Ich bin ein kleines Mädchen mit null Erfahrung und ..." - "Schhhh ..." Logan legt ihr einen Finger auf die Lippen. "Wie alt bist du, Mia?" - "Fast 18" - "Eine junge Frau, die sich nicht jedem hingegeben sondern abgewartet hat, Mia, das bist du! Und ich wäre stolz, dein erster und letzter Mann sein zu dürfen!"
Lange sehen sie sich in die Augen. "Was willst du wissen, Mia?", fragt Logan, der spürt, dass ihr noch was auf dem Herzen liegt. "Wie alt bist du, Logan?" - "29" - "Und wieviele ..." - "Frauen? Mia, ich will das jetzt garnicht schönreden. Ich hatte vor Tabea und auch nachher einige Frauen in meinem Bett, belanglose Ficks zum Abreagieren. Geliebt habe ich nur Tabea ... und dich. Du kannst das nicht vergleichen - mit einer Frau zu schlafen, die du liebst, ist viel inniger, da ist man mit dem Herzen dabei, mit Gefühl, nicht nur körperlich". Er zieht sie noch näher zu sich. "Wie kannst du sagen, dass du mich liebst? Du kennst mich doch gar nicht" - "Ich bin ein Werwolf, mein Schatz, da gibt es nur Liebe oder keine Liebe. Nicht so wie bei den Menschen, die bei Schwierigkeiten aufgeben und sich den nächsten Partner suchen. Für mich gibt es nur noch dich" - "Und wenn ich dich nicht als Partner akzeptieren würde?" - "Wäre das extrem hart für mich. Vermutlich würde ich mich zurückziehen und meine Wunden lecken, wäre frustriert und vielleicht auch ungerecht - so wie ich es war, als Tabea starb. Aber diese Entscheidung musst du nicht sofort treffen, ich möchte, dass wir uns erst etwas besser kennenlernen, Mia!"

Mate - The Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt