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"Warum nennen sie mich Luna? Ich bin keine" - "Nein ... noch nicht. Aber eigentlich hast du genau das gemacht, was eine Luna tut - mich beruhigt und dich für die Jungen eingesetzt. Und das, ohne zu überlegen. Ich sagte doch, sie werden dich lieben". Logan will noch etwas sagen, aber ein Klopfen an der Tür unterbricht ihn. "Ja?" Jim tritt ein. "Ach, du hast meine Patientin immer noch entführt?" Jim zwinkert Mia zu, was Logan leise knurren lässt. Die sieht ihn tadelnd an. "Logan, Ava sucht dich" - "Warum?" - "Keine Ahnung" - "Ich hab zu tun". Logan vergräbt sein Gesicht an Mias Nacken. "Na, geh schon. Du kannst nicht deine Pflichten vernachlässigen", meint Mia und Logan stöhnt auf. "Ava ist keine Pflicht, sondern eine Zumutung, Liebes" - "Mag sein, trotzdem wirst du jetzt zu ihr gehen, los, Abmarsch!" Grinsend sieht Jim Logan hinterher, der murrend sein Büro verlässt. Ava ist die letzte Person, die er jetzt sehen will - sie war lange Zeit seine Gespielin und wird nicht gleich akzeptieren, dass sie Vergangenheit ist.

Jim schaut zu Mia. "Wie geht es dir, Mia?" - "Gut!" - "Keine Schmerzen mehr, Müdigkeit?" - "Nein. Eigentlich nur ... Hunger". Wie um ihre Worte zu unterstreichen, knurrt ihr Magen in diesem Moment und Jim lacht. " Na, dann komm, lass uns etwas essen". Gemeinsam gehen sie nach unten in die Küche, wo Jim ein paar Sachen aus dem Kühlschrank nimmt. Er beginnt Gemüse zu schneiden und wirft alles in den Wok. "Du kannst kochen?", fragt Mia überrascht. "Natürlich. Du nicht?" - "Doch, schon ... aber ich bin ja ein Mädchen" - "Ich liebe kochen. Ich bin nicht so der Fastfood-Fan, deshalb hab ich's mir irgendwann beigebracht". Jim füllt zwei Teller, stellt einen vor Mia und setzt sich ihr gegenüber. Mia erzählt gerade eine Geschichte über ihren Bruder, als sie plötzlich blaß wird und sich an den Kopf greift. "Mia? MIA!Was ist los?" Sie steht auf und taumelt, Jim kann sie gerade noch auffangen, bevor sie fällt. "Bring mich hier weg ... ganz weit weg ... bitte!", haucht sie tränenüberströmt. "Mia ... aber warum denn?" Sie schiebt Jim von sich und läuft nach draußen. "Mia! Wo willst du hin?"
"Wo zum Teufel steckst du?", linkt er Logan an, aber der hat seine Gedanken verschlossen. Mittlerweile hat er Mia eingeholt und hält sie nun zitternd in seinen Armen. "Kleines, was ist los?" - "Ich muss hier weg, Jim, bitte. All seine Worte - nur Lügen" - "Lügen?" - "Ja ... oder warum liegt er gerade mit einer anderen im Bett?" - "Was?" Fassungslos sieht Jim Mia an. "Wie kommst du denn darauf?" - "Ich hab's gesehen. Diese Ava - groß, blond, grüne Augen? Eine wunderschöne Frau ... mit der kann ich nicht mithalten" - "Mia ..." - "Habt ihr hier einen Bahnhof?" - "Ja ... aber ich lass dich nicht gehen, zumindest nicht allein". Er greift nach Mias Hand und zieht sie mit sich zu seinem Haus. Dort holt er seinen Autoschlüssel und setzt Mia in sein Auto, holt noch tief Luft, bevor er sich auf den Fahrersitz setzt und losfährt. Mia hat ihren Kopf an die Seitenscheibe gelehnt und Jim mustert sie immer wieder besorgt. "Wohin fahren wir?", fragt sie nach einer Weile. "Ich bring dich zu einem guten Freund, der auf dich aufpassen kann" - "Warum nicht nach Hause?" - "Weil er dich dort als erstes suchen wird". Nach langer Fahrt hält Jim vor einem Häuschen in einer kleinen Stadt. "Hör zu Mia! Ray ist kein Werwolf, aber er hat andere Fähigkeiten. Er ist ein Eigenbrötler, also nimm es bitte nicht allzu ernst, wenn er brummig ist. Eigentlich ist er nämlich ein herzensguter Mann". Jim schaut an Mia vorbei zur Haustür, in der ein Mann steht und sie finster ansieht. "Aber er ist der Einzige, der dich jetzt vor Logan abschirmen kann. Komm!" Beide steigen aus und zögernd folgt Mia Jim. Die Männer umarmen sich und dann wendet sich Ray an Mia. "Du bist also Mia, die auf der Flucht vor ihrem Alpha ist?", fragt er mit dunkler Stimme. "Er ist nicht mein Alpha. Ja, ich bin Mia" - "Dann komm rein, Mia". Er dreht sich um und geht ins Haus, Jim nimmt Mia noch kurz in den Arm. "Ich bin sicher, das ist nur ein Missverständnis, Kleines" - "Nein, Jim, ist es nicht. Das war sehr deutlich. Danke für deine Hilfe!" - "Du bist hier gut aufgehoben. Wir bleiben in Kontakt, ja?" Jim löst sich von ihr und wartet, bis sie Haus verschwunden ist, dann steigt er in sein Auto und fährt zurück. Er merkt, dass Logan versucht ihn zu erreichen, aber er sperrt ihn aus. Er spürt die Wut und Verzweiflung seines Alphas, der bemerkt hat, dass Mia verschwunden ist.

Logan tobt. Als er von Ava zurückkam, war Mia nicht mehr auffindbar. Ihr Duft liegt noch schwach in der Luft, aber so  als wäre sie schon lange weg. Ein Blick auf die Uhr lässt ihn stutzen - fünf Stunden? Er war fünf Stunden bei Ava? Nein, das waren höchstens zwanzig Minuten nach seinem Zeitgefühl. Logan läuft zu Jims Haus und kommt gerade dort an, als dieser in die Auffahrt fährt. "Wo warst du? Und warum blockierst du mich? Und warum ...", Logan beginnt zu schnüffeln, "WARUM RIECHST DU NACH MIA?" - "Geh duschen, Logan. Du stinkst!" - "Wie redest du mit mir?" - "So wie du es verdienst. Hattest du wenigstens Spaß, hm? Wie kannst du nur ...!" Jim drückt sich an Logan vorbei in sein Haus, der ihm sprachlos hinterhersieht. Nachdenklich geht Logan zurück ins Rudelhaus, er spürt viele Blicke auf sich, böse und verständnislose, und hört, wie sein Rudel flüstert - er versteht, was sie sagen und kapiert es trotzdem nicht. 'Warum macht er das? Das arme Mädchen. Sie wäre eine gute Luna gewesen! Gut, dass sie noch nicht markiert war". Fassungslos dreht er sich um. "Was sagt ihr da?" Mason kommt auf ihn zu und zieht ihn wortlos mit sich. "Kannst du mir mal bitte erklären, was hier los ist?" - "Kannst du dir das nicht denken? Du erhältst ein Geschenk der Mondgöttin und verjagst sie gleich am zweiten Tag. Tolle Leistung, Logan", spottet Mason. "Geh duschen, Logan, du stinkst" - "Warum sagt ihr das? Wonach stinke ich?" Ungläubig starrt Mason ihn an. "Du stinkst nach Sex ... nach Sex und Ava" - "Ich hatte keinen Sex, und schon gar nicht mit Ava. Was redest du da?" - "Und dann nichtmal zugeben? Vielleicht war es wirklich gut, dass Mia noch nicht markiert ist. Ich könnt grad kotzen, Logan!" - "Wo ist Mia?" - "Weg, in Sicherheit! Abgeschottet, damit sie nicht nochmal mitbekommen muss, wie du sie hintergehst!" Mason dreht sich um und geht nach draußen, Logan vollkommen verwirrt zurücklassend.

Mate - The Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt