49.

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Jimin

Gehetzt reiße ich das Eingangstor des Grundstücks auf.

Der nächste Bus hält zwei Kilometer entfernt, weswegen 20 Minuten brauche, um hier her zu gelangen. Innerlich bereite ich mich bereits auf die Begegnung mit dem Hofhund vor. Der mag mich nämlich noch immer nicht, auch wenn ich mittlerweile seit drei Wochen hier arbeite. Jedes Mal aufs Neue greift er mich an, das ich noch keinen Biss abbekommen habe ist echt ein Wunder. Aber diesmal nicht, denn heute bin ich vorbereitet.

Kaum bin ich eingetreten, ist auch schon lautes Gebell zu hören und der massige Körper bewegt sich mit einer Mordsgeschwindigkeit auf mich zu. Entgegen meines Fluchtinstinkts bleibe ich tapfer stehen. Schnell kommt das Tier näher, bereit, seinen riesigen Schädel in meine Seite zu rammen und mir somit die nächsten blauen Flecken zuzufügen. Doch kurz bevor dies eintreten kann, verpasse ich ihm mit der Faust einen kräftigen Schlag, direkt auf die Schnauze.

Winselnd bleibt er stehen, lässt sich auf den Hintern fallen und leckt sich immer wieder über die schwarze Nase. Zufrieden werfe ich ihm noch einen kurzen Blick zu, dann laufe ich über das karg bewachsene Grundstück bis zur Lagerhalle. Darin erwartet mich bereits ein großer Haufen an Autoteilen, die ich von hier auf den Laster draußen bringen soll, der die dann abtransportiert.

Mit einem leisen Seufzen mache ich mich also an die Arbeit. Die Bezahlung ist wirklich gut, aber der Kerl, dessen Namen ich immernoch nicht weiß, hatte Recht. Er ist ein echter Alptraum. Das Schleppen der Teile ist körperlich verdammt anstrengend, dazu kommen die gehässigen Kommentare der anderen Leute hier. Ich kann zwar gut einstecken, aber auf Dauer fällt es auch mir schwer, diese dummen Sprüche nicht an mich heran zu lassen.

Jetzt gerade bin ich allein. Meine Mitarbeiter machen wahrscheinlich gerade eine Pause, etwas, was mir verboten ist. Ich hätte laut ihnen noch kein Anrecht auf etwas wie Erholung, sei es auch nur, um etwas zu trinken. Deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Arbeit so schnell wie möglich zu erledigen.

Ich habe bereits die Hälfte geschafft und will gerade wieder rein, da stellt sich mir etwas in den Weg. Der bullige Rottweiler setzt sich direkt vor mich, nicht bereit, mich durch zu lassen. Genervt versuche ich, ihn zu verscheuchen, aber er bleibt hartnäckig auf seinem Platz sitzen. Da mir nichts anderes übrig bleibt, strecke ich vorsichtig meine Hand aus, taste nach einem Halsband.

Jedoch finde ich auf die Schnelle keines, also lege ich die andere Hand an seine Brust, um ihn wegzuschieben. Mit einem tiefen Brummen lässt sich das Tier zur Seite auf den Rücken rollen, zeigt mir somit seinen ungeschützten Bauch.

Instinktiv knie ich mich zu ihm herunter und lasse meine Finger behutsam durch das weiche Fell an seiner Unterseite gleiten. Zwar verstehe ich nicht viel von Hunden, aber dieses Verhalten habe ich schon einmal bei dem Hund von Freunden meiner Mutter beobachtet. Ihr Kind hat dem armen Tier damals gefühlt das ganze Fell abgeschrubbt, so sehr hat es sich gefreut, ihn streicheln zu dürfen.

Und auch dieser Hund scheint meine Berührung zu genießen, hat die Beine in die Luft gestreckt und die Augen sogar geschlossen. An seinem Hals kann ich in der untergehenden Sonne eine silberne Kette erkennen. Als ich danach greifen will, zuckt er zusammen und ruckt mit dem Kopf herum. "Schon gut, ich möchte mit das nur ansehen.", murmle ich und kraule ihm beruhigend hinter einem Ohr.

Beim zweiten Versuch hält er still. Scharf ziehe ich die Luft ein, als ich die Kette ein Stück hochhebe. Die Haut darunter ist aufgescheuert und blutet, an manchen Stellen ist es bereits entzündet. Da es so ein Teil ist, welches enger wird, wenn der Hund an der Leine zieht, hat dieses Tier vermutlich schon lange Schmerzen.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich noch nie gesehen, das sich jemand wirklich für ihn interessiert hat. Er soll das Grundstück bewachen, alles andere ist den Leuten hier egal. Bei den Qualen, die er wahrscheinlich durchmachen musste, ist es kein Wunder, das er so aggressiv ist.

Ich hole mein Taschenmesser, welches ich in letzter Zeit immer bei mir trage, hervor und mache mich daran, eines der Kettenglieder aufzuhebeln. Das Teil sitzt so fest, das ich es anders niemals über seinen Kopf kriegen würde. Der Hund bleibt dabei erstaunlich still, als wüsste er, was ich vorhabe.

Nach wenigen Minuten habe ich es geschafft und entferne die Kette vorsichtig von seinem Hals. "Jetzt musst du nicht mehr leiden.", flüstere ich und irgendwie macht es mich tatsächlich glücklich, diesem Tier geholfen zu haben. "Jetzt brauchst du nur noch einen Namen.", überlege ich, während ich ihm weiterhin das Fell streichle. "Ich glaube, ich nenne dich Doum, die Hilfe.", berichte ich stolz, von ihm kommt ein zustimmendes Schnaufen.

Wie hätte ich auch wissen können, das dieser Name noch eine große Bedeutung haben wird...

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Das Chapter ist boring aber dieser Hund wird noch eine sehr wichtige Rolle spielen 🙃

안녕❤️

secretly pregnant//JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt