69.

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Jungkook

Nervös betätige ich die Klingel.

Seit dem Vorfall mit Narek, ich habe noch immer keine Ahnung wie die jetzt zu einander stehen, sind vier Tage vergangen. Vier Tage in denen Jimin nicht zur Schule gekommen ist und sämtliche Anrufe oder Nachrichten ignoriert hat.

Ich persönlich glaube nicht, das er wirklich jemanden umgebracht hat, aber ihm scheint das Erlebnis letzten Samstag irgendwie unangenehm zu sein. Weil ich mir aber langsam Sorgen mache, stehe ich nun vor seiner Tür und drücke auf die Klingel. Ein Surren ertönt und wenige Sekunden später lässt mich Yoongi rein.

"Hey Jungkook, willst du zu Jimin?", fragt er wenig beeindruckt. Ich nicke, streife mir die Jacke von den Schultern und die Schuhe von den Füßen. "Du kannst es gern versuchen, aber Hoseok ist auch jedes Mal gescheitert."

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folge ich Yoongi ins Wohnzimmer. Ich war hier erst ein oder zwei Mal, habe ja eigentlich nicht viel mit Jimin am Hut. Klar, wir ficken. Aber sonst? Ich weiß nicht einmal, was er in seiner Freizeit macht, was seine Lieblingsfarbe ist oder so einen Basic Kram halt.

Der Blonde sitzt auf einem alten Sofa, welches die besten Tage wahrscheinlich schon lange hinter sich hat, und sieht auf den Fernseher, wo gerade eine Dokumentation über Delfine läuft. "Hast du nichts besseres gefunden?", frage ich belustigt und setze mich mit etwas Abstand neben ihn. Er dreht den Kopf zu mir, zuckt unbedeutend mit den Schultern. "Ich mag Dokus."

Stumm nicke ich. Warum habe ich überhaupt gefragt? "Ich bin kein Mörder.", murmelt Jimin leise, wendet seinen Blick zurück auf den Fernseher. Irgendwas stimmt da absolut nicht. Wo ist der Jimin, der immer einen Spruch parat hat, egal wie blöd er ist? Dieser Jimin hier sieht aus wie ein Häufchen Elend, mit dunklen Ringen unter den trüben Augen und gleichbleibender monotoner Stimme. Er sieht erschöpft aus.

"Ich glaube dir.", beteuere ich, weiß auch nicht genau, woran das liegt. "Die Anderen glauben dir auch. Sie haben dicht gehalten, niemand außer uns weiß von dem Vorfall." Der Ältere versucht sich an einem schwachen Lächeln. "Danke."

Erneut entsteht Stille. Ein paar Sekunden, dann ein paar Minuten. Irgendwann halte ich diesen Abstand, sowohl physisch als auch psychisch, nicht mehr aus und ziehe Jimin vorsichtig in meine Arme. Sein Kopf ist an meiner Schulter gebettet, die kleinen Hände drücken abwehrend gegen Brust. Doch ich lasse ihn nicht los, habe das dringende Bedürfnis, für ihn da zu sein.

Wenige Momente später beginnt der zierliche Körper in meinen Armen zu zittern, ja regelrecht zu beben. Leise Schluchzer entkommen seinen Lippen und ich spüre, wie mein Oberteil nass wird. Aber komischerweise stört es mich nicht. Es wundert mich bloß und erfüllt mich irgendwie mit Ehrfurcht, das ausgerechnet eine so starke Person wie er sich bei mir ausweint.

Seine Finger krallen sich verzweifelt in den Stoff meines T-Shirts, als würde er langsam aber sicher den Halt verlieren. Vermutlich gibt es da etwas, das er schon viel zu lange für sich behält und das ihn langsam aber sicher kaputt macht.

Behutsam streiche ich ihm über den Rücken. "Es ist okay. Ich bin hier.", flüstere ich leise, nicht wissend, ob er das überhaupt hören will. Nur langsam beruhigt er sich wieder. Die Schluchzer verebben und auch seine Atmung wird nach und nach ruhiger.

Als ich mit einer Hand unter sein Shirt schlüpfe, die warme Haut bereits unter den Fingern spüre, schreckt er zurück. "Such dir wen anders zum ficken!", schlägt er meine Hand weg, wischt sich trotzig über die nassen Wangen und steht auf. Sofort erhebe ich mich ebenfalls. "Ich bin nicht hier, weil ich Sex will, sondern weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe."

Jimin wendet sich von mir ab, will durch eine der Türen verschwinden, aber das lasse ich nicht zu. Von hinten schlinge ich meine Arme locker um seinen Bauch, lege das Kinn auf seiner Schulter ab. Der Ältere erstarrt in meiner Umarmung, gibt ein leises Wimmern von sich. "Lass mich los!", fleht er beinahe tonlos. "Nur, wenn du mir versprichst, nicht abzuhauen. Ich fasse dich nicht an, wenn du das nicht willst und wir müssen auch nicht über letzte Woche sprechen, aber bitte lass mich bleiben."

Kurz ist es still. "Warum?", stellt er dann die Frage, die ich selbst auch gern wüsste. "Keine Ahnung. Ich will dich besser kennenlernen, was du magst, wovon du träumst. Lass mich an deinem Leben teilhaben." Jimin seufzt, nickt aber. Zusammen setzen wir uns wieder auf das Sofa, mit etwas Abstand natürlich. Ich glaube, ich habe ihn verschreckt.

Die Doku über die Delfine ist mittlerweile vorbei, als nächstes kommt eine über Babys. Neugierig schaue ich auf den Bildschirm, wo gerade ein kleines Kind mit einem Stofftier spielt. Jimin schaltet allerdings um, bevor ich mehr sehen kann. "Magst du keine Kinder?", frage ich irritiert. Der Blonde schüttelt den Kopf.

"Ich liebe Kinder, aber sie machen mich traurig."

~~

Diesmal extra lang, weil meine Motivation einfach viel zu groß ist und ich verdammt soft für Jikook bin 😂

Bald erfährt man dann auch, was es mit der Mordanklage auf sich hat und damit, das Jimin schonmal schwanger war.

Außerdem kommt ein neuer Charakter dazu und ich habe zugegeben ein wenig Angst, wie ihr darauf reagieren werdet 🙈

안녕❤️

secretly pregnant//JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt