8.

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Jimin

Gähnend lehne ich den Kopf gegen die angenehm kühle Fensterscheibe zu meiner linken. Rasselnd setzt sich der Bus wieder in Bewegung und die Welt da draußen rauscht an mir vorbei.

Zwei Stationen später springe ich die Stufen des Ausstiegs herunter, ziehe mir meine Kapuze ein Stück tiefer ins Gesicht und laufe dann ein paar Meter, bis ich in einer leeren Seitenstraße stehen bleibe. Mein Schlüsselbund klimpert als ich den richtigen Schlüssel suche und schließlich damit die alte Holztür öffne.

Schnell schlüpfe ich ins Innere, flüchte vor der Dunkelheit und der schlechten Laune meiner Mitmenschen. Ich streife mir die Schuhe von den Füßen, hänge meine Jacke über einen vereinzelt im Flur hängenden Kleiderbügel und tapse dann leise die mit Teppich überzogenen Treppenstufen nach oben. Im ersten Geschoss biege ich rechts ab und stehe vor der nächsten Tür, die ich aufstoße und den Lichtschalter an der Wand betätige.

Sofort wird der riesige Raum mit Licht geflutet und ich kann mich an der verspiegelten Wand sehen, wie meine Klamotten unförmig an mir hängen und meine Haare wild von meinem Kopf abstehen. Ich sehe ja echt schrecklich aus.

Bedächtig laufe ich zu der Musikanlage, die auf einem kleinen Tisch steht, das einzige Möbelstück hier drinnen. Nach wenigen Sekunden werden die ersten Töne des Klaviers in der CD angespielt. Laut klingen sie im Raum wieder, brechen sich an den Wänden und versetzen ihn in ein beinahe magisches Ambiente. Augenblicklich wird der Gedankennebel in meinem Kopf lichter.

Zunächst wippt nur mein Bein mit, danach überträgt er sich immer weiter, bis mein ganzer Körper im gleichen Rhythmus schwingt. Ich schließe meine Augen, lasse mich von der Musik treiben. Hier drin kann ich abschalten, mich gehen lassen und einfach Mal für einen Moment ich selbst sein. Wenn ich tanze, muss ich nicht darauf achten, mich vor meinen Mitschülern als perfekt zu geben und kann Fehler passieren lassen.

Die Töne werden höher, die imaginären Tasten schneller geschlagen. Meine Bewegungen passen sich an das Stück an, werden kraftvoller und energischer, immer in dem Ziel, mich an meine Grenzen zu treiben.

Ich weiß nicht, wie lange ich so in der Musik gefangen getanzt habe, aber irgendwann lasse ich mich völlig erschöpft zu Boden sinken und öffne die Augen.

Mein erschrockener Aufschrei halt schrill im Raum wieder, als ich durch den Spiegel eine dunkel gekleidete Person hinter mir wahrnehme. Einem Augenblick später rapple ich mich wieder auf die zittrigen Beine und falle der Person in die Arme. Ganz schön unklug und naiv, ich weiß.

"Yoongi, du hast mich voll erschreckt!" Der Ältere wuschelt mir grinsend durch die an meiner Stirn klebenden Haare. "Das habe ich gehört." Ich gehe nicht weiter darauf ein und nehme dankbar den Turnbeutel entgegen, den mir mein bester Freund mitgebracht hat. Schnell entledige ich mich meinen verschwitzten Klamotten und schlüpfe in die frischen Sachen.

"Was machst du überhaupt schon hier? Müsstest du nicht noch bei deiner Sicht sein?", frage ich, während wir nebeneinander die Treppe runter laufen. Yoongi beginnt zu lachen, weshalb ich verwirrt eine Augenbraue hochziehe. "Es ist kurz nach zwei Uhr nachts, jimin."

"Bitte was?!"

~~

Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Lang genug hat's gedauert 😂

Btw ein ganz großes Danke für bereits 1K Reads!🥺

안영❤️

secretly pregnant//JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt