secretly pregnant//Jikook

75.

Jungkook

Je mehr ich von Jimin erfahre, umso mehr Respekt bekomme ich vor ihm.

Wir haben uns dafür entschieden, zu Hoseok zu gehen, da Jimins Wohnung für uns 10 Leute einfach zu klein wäre. Yoongi wartet bereits vor dem Haus als wir ankommen. Ahri, die sich den ganzen Weg von mir hat tragen lassen, beginnt zu zappeln. Vorsichtig lasse ich sie runter. "Hey Kleine!", lacht Yoongi, als sie direkt in seine Arme rennt. Weiß denn hier jeder mehr als ich?!

Hoseok schließt uns auf und wir treten ein. Ahri klammert sich ängstlich an Jimin, der sich vor ihr hinkniet. "Los, Schuhe aus und dann ab ins Bett.", fordert er sie liebevoll auf. Ihre pinken Sandalen sind winzig im Vergleich zu meinen Turnschuhen. So schnell, wie sie ihre Angst verliert und durch die Wohnung flitzt, kann Jimin gar nicht aufstehen. "Erst das Kind, dann die Erwachsenen.", sagt er noch, dann folgt er Ahri, ihren Rucksack dabei über die Schulter gehängt. 

Zusammen gehen wir Anderen ins Wohnzimmer, wo wir uns auf der Couch niederlassen und warten. Nach ein paar Minuten kommt Jimin mit Ahri auf den Armen aus dem Badezimmer, das Handy am Ohr. "Ja, hey. Wenn ihr vom Arzt zurück seid, könnt ihr zu mir in die Wohnung und Doum füttern? Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch brauche.", spricht er, während er seiner Tochter mit einer Hand den Schlafanzug zuknöpft.

Danach legt er auf, steckt sein Handy zurück in die Hosentasche und setzt Ahri auf dem Boden ab. "Hunger!", beschwert sie sich, was ihn erschöpft lächeln lässt. "Du hast doch schon in der Schule ganz viel gegessen, hm?" Das Mädchen legt Jimins Hand auf ihren Bauch. "Der ist noch nicht so dick wie deiner mit mir.", schiebt sie die Unterlippe vor.

"Das ist auch gut so und jetzt ab ins Bett, bevor die bösen Monster kommen.", kommentiere ich das Ganze. Eigentlich dachte ich, sowas würde bei kleinen Kindern immer ziehen, doch Ahri verdreht bloß die Augen. "Wir Menschen sind die einzigen Monster auf diesem Planeten, wir bilden uns nur ein, Andere wären es, um uns die Wahrheit nicht eingestehen zu müssen." Geschockt sehe ich sie an. Ich dachte, sie ist erst vier?!

"Ist es okay, wenn ich sie in dein Bett lege oder hast du eine Matratze?", mischt sich Jimin ein. "Ähm, im Bett ist okay.", murmelt Hoseok, nicht weniger überrascht wie ich. Der Blonde nickt und führt Ahri ins Zimmer, wo er ein paar Minuten bleibt und schließlich zurück zu uns kommt. Seufzend lässt er sich neben mich auf die Couch fallen und schließt für einen Moment die Augen. "Beeilt euch mit den Fragen, damit ich endlich schlafen kann."

"Warum so früh?"
"War es ein Unfall?"
"Bereust du es?"
"Warum wussten wir nichts davon?"
"Ich dachte, du wärst schwul?"
"Wer ist die Mutter?"

Yoongi ist es schließlich, der uns mit einem Pfeifen unterbricht. Als es still ist, beginnt Jimin uns zu antworten. "Es war nicht geplant. Ja, war es. Nein, könnte ich nie. Weil ihr mich verurteilen werdet. Ja, bin ich. Und es gibt keine Mutter.", rattert er runter. Mir bleibt jedoch nur der letzte Satz im Gedächtnis. "Wie, es gibt keine Mutter? Wer hat das Kind dann ausgetragen?!" Der Blonde sieht hilfesuchend zu seinem besten Freund und irgendwie spüre ich, das es jetzt ernst wird. Yoongi nimmt seine Hand und drückt sie leicht.

Es dauert einen Augenblick bis Jimin zu wissen scheint, wie er uns das alles am besten erklärt und tief Luft holt. "Vorerst, ich bin männlich und will auch so behandelt werden." Irritiert runzle ich die Stirn. Natürlich ist er ein Mann. Ich hätte es doch sofort gesehen, wenn er statt einem Penis plötzlich eine Muschi hätte.

Erneut atmet Jimin durch, wirkt tatsächlich total nervös und durcheinander. "Ich bin einer der acht Männer auf der Welt, die trotzdem Kinder bekommen können und der einzige, der wirklich eines geboren hat."

Stille. Niemand sagt ein Wort.

"Aber wie ist das möglich?!", frage ich fassungslos, will das eben Gesagte einfach nicht glauben. "Beweise es!", fordert auch Wooyoung, der Jimin gegenüber ja sowieso schon immer skeptisch war. Nach kurzem Zögern holt der Blonde aus seinem Rucksack im Flur zwei kleine Hefte. "Das ist ein sogenannter Mutterpass. Für jede Schwangerschaft gibt es einen, in dem sämtliche Fakten und Termine notiert werden."

Wieso sind es dann zwei Hefte? Er hat doch nur ein Kind? Bevor erneut Fragen aufkommen, fährt Jimin fort. "Der Mann, der mir letztens eine verpasst hat, war Kim Narek, mein Exfreund. Er war fünf Jahre wegen Vergewaltigung im Gefängnis." Ich ahne schlimmes. Bitte lass es nicht das sein, was ich denke.

Jimin versucht verzweifelt ruhig zu bleiben, presst die Lippen aufeinander und senkt den Blick. "Er wollte unbedingt Kinder und ich Trottel hatte Angst, ihn sonst zu verlieren. Es hat auch geklappt und ich hatte mich schnell damit abgefunden. Wir waren wirklich glücklich."

Die erste Träne rollt seine Wange hinab, doch er wischt sie hastig weg. "Aber mein Sohn war krank. Man sagte mir, er würde nicht lange leben... Nach der Geburt per Kaiserschnitt habe ich Narek angerufen, damit er sich zumindest verabschieden kann. Aber dieser Mistkerl hat lieber gefeiert und kam viel zu spät..." Ein herzzereißendes Schluchzen durchbricht die Stille.

"Er hat genau 92 Minuten gelebt, dann ist er in meinen Armen gestorben. Und sein Vater war nicht da... Narek kam drei Stunden später, war außer sich vor Wut und der Meinung, ich hätte mein Kind absichtlich getötet. Dann hätte ich auch einfach abtreiben können.", lacht der Blonde spöttisch auf. Sein Körper zittert wie Espenlaub, aber ich spüre irgendwie, dass das noch nicht alles war.

"Zwei Wochen später ist es passiert. Er meinte, ich würde ihm ein Kind schulden. Als ob das so leicht wäre... Der Test war natürlich positiv, mehr Pech geht echt nicht." Seine Stimme trieft nur so vor Missgunst und Selbsthass und er tut mir unglaublich leid. "Ich sagte ihm, das ich abtreiben wollte und dann ist er richtig ausgerastet. Ich bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht... Danach habe ich ihn angezeigt und wollte erst wirklich abtreiben. Aber ich konnte es einfach nicht." Ich habe wirklich Mitleid mit ihm.

"Das ganze hat mich so fertig gemacht, das ich mir einen Psychologen gesucht habe. Moonbyul, die blonde Frau vorhin. Sie und ihre Partnerin Hwasa sind Leihmütter und haben mir durch die Schwangerschaft geholfen. Nein, wir führen keine verkorkste Dreierbeziehung oder so. Ich bin stockschwul und die Beiden bloß anhänglich. Damals lebte ich noch bei meinen Eltern, die dafür natürlich kein Verständnis hatten. Wir einigten uns darauf, das Hwasa und Moonbyul Ahri nahmen. Auch, um sie vor Narek zu schützen, der bis heute nichts von ihr weiß."

"Aber ich dachte, du wurdest rausgeschmissen, weil deine Eltern erfahren haben, das du schwul bist?", mischt sich Mingi ein. Jimin schüttelt den Kopf. "Diese Ausrede ist leichter als die eigentliche Geschichte. Ich sollte Ahri nämlich eigentlich gar nicht sehen. Als sie rausgefunden haben, das ich mich lieber um mein Kind statt um meine Karriere gekümmert habe, wurde ich rausgeschmissen. Dann sind wir zusammen hier her gezogen und ich lebe jetzt bei Yoongi und Ahri bei den Beiden."

"Papa?" Wie aufs Stichwort kommt Ahri ins Wohnzimmer. "Papa, warum weinst du?" Mit ihren kleinen Händen wischt sie Jimin unbeholfen die Tränen weg und klettert auf seinen Schoß. Automatisch setzt der Blonde sein perfekt einstudiertes Lächeln auf. "Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Kannst du nicht schlafen?", fragt er liebevoll, worauf sie nickt. "Ich habe über den Film nachgedacht. Und irgendwann will ich auch zurück in die Zeit Reisen."

"Aber du bist doch noch gar nicht so alt.", scherzt San und versucht die Situation etwas aufzulockern. Ahri sieht ihn bloß verständnislos an. "Doch nicht für mich." Sie legt sich selbst eine Hand auf die Brust und dann Jimin, genau dort, wo das Herz sitzt.

"Ich will verhindern, dass mein Bruder stirbt, damit Papa endlich glücklich sein kann."

~~

Uff. Ich bin echt nicht gut in Erklärungen. Hoffentlich hat man es trotzdem halbwegs verstanden 😂

Ihr habt alle krasse Theorien aufgestellt und vieles davon war auch richtig. Meinen riesen Respekt an euch dafür 👍

Schreibt gerne mal, ob mir der Plottwist halbwegs gelungen ist 🙈

안녕❤️