K A P I T E L 12

84 7 0
                                    

Ich fühlte mich furchtbar. Nicht nur weil dieser Idiot meinte den Helden spielen zu müssen, um mich dann wie einen nassen Sack ins Bett zu werfen und dann abzuhauen, ich hatte super Kopfweh. Zum hundersten Mal hätte ich mir schwören können nie wieder Alkohol zu trinken, aber ich würde ja doch nur wieder gegen meine eignen Vorsätze verstoßen... Ich musste mich zusammenreißen, denn es war an der Zeit mich von meiner besten Freundin zu verabschieden. Der Flughafen war an diesem Morgen kaum besucht und so standen wir neben ein paar weiteren Reisenden alleine vor dem Schalter. Suji konnte seine Tränen nicht mehr zurück halten. Auf dem Weg hieher, war er noch ziemlich gefasst und versuchte seinen Kummer, mit kleinen Späßen zu übertönen. Ich schloss Mia noch einmal in meine Arme und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. "Melde dich, sobald du angekommen bist!" Sie schluchzte und nickte. Danach wendete sie sich ihm zu. Die beiden gaben sich ihren Tränen hin und hielten sich Minuten lang in den Armen. Ihre Geschichte fand zwar hier noch kein Ende, aber dieser Abschied bedeutete Veränderung. Suji holte eine Kette aus seiner Jackentasche und legte sie Mia um. "Vergiss mich nicht.." Sie schüttelte den Kopf und nahm ihn erneut ihn ihre Arme. "Ich liebe dich..." ihre Worte waren sehr bedacht. Sie klangen Sehnsüchtig und verlangend. Welch ein Glück sie hatte hier, in Seoul, eine Liebe gefunden zu haben. Bedingungslos und unwiederruflich. Es war so einfach. So simpel. Ich beneidete sie. Sie wussten das es für sie nur eine Trennung auf Zeit war und was sie gegenseitig füreinander empfanden. Mia nahm ihren Koffer und ging. Ein letztes mal sah sie sich um und verschwand.

Zurück in der Wohnung nahm ich nun auch meine Koffer und machte mich auf den Weg zur Seniorenanlage. Ich war überhaupt nicht in der Stimmung heute zu arbeiten. Viel lieber hätte ich mich mit Suji und einem riesigen Eimer Eis auf die Couch gepflanzt und den ganzen Tag Filme gesehen.  Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Er brauchte jemanden, der für ihn da sein würde. Aber er sagte, dass er sich später mit Jackson treffen wolle und ich mir keine Sorgen machen soll. Fürs erste stellte ich meine Koffer in den Pausenraum der Mitarbeiter und machte mich an die Arbeit. Heute sahs ich ausschließlich im Büro und schrieb einige Berichte sowie Planungen für die nächsten Wochen. Allerdings konnte ich mich kaum konzentrieren. Immer wieder musste ich an Yoongi denken und das nun Mia nicht mehr da war. Viel zu viele Emotionen prasselten auf mich ein. Ich entschloss mich dafür eine kurze Pause zu machen und holte mir im Pausenraum einen Kaffee. Mir fiel direkt auf, dass meine Koffer fehlten. Panik machte sich in mir breit. Verdammt. Ich hatte sie doch genau hier abgestellt. Ich durchsuchte alle umliegenden Räume, doch nirgendswo waren sie auffindbar. Auch nicht draußen vor der Tür. Das durfte doch nicht wahr sein. In den Koffern befand sich mein Hab und Gut. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Selbst mein Pass befand sich darin. Frau Kim kam gerade aus ihrem Büro, als ich über den Flur stolperte. "Fee, ist alles in Ordnung?" Dies verneinte ich sofort und berichtete ihr von meinem Problem. Zu meiner Überraschung fing sie sofort an zu kichern. Meine rechte Augenbraue fand ihren Weg nach oben. Was gab es denn da zu lachen? Sie hielt ihre Hand vor den Mund und schaute zur Seite. "Entschuldige, ich denke Yoongi, kann dich auffklären". Meine Augen weiteten sich. "H-he-er M-in-n? stotterte ich. Sie nickte. "Er ist gerade im Essenssaal" Ich verbeugte mich und lief sofort dorthin. Wenn das ein blöder Streich von ihm sein sollte, dann war das überhaupt nicht lustig! War ich den nirgends sicher vor ihm? Ich stürmte wutentbrannt in den Essenssaal und sah ihn direkt mit ein paar ältern Damen am Tisch sitzen. Sie aßen zu Mittag und lachten miteinander. Schnurstracks lief ich auf sie zu und stellte mich direkt vor ihm. Ich räusperte mich um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Sein lachen verschwand und er sah zu mir auf. Innerhalb von Sekunden war sein Blick kalt und distanziert. "Was ist? du störst" Ich spürte schon wie das Feuer durch meine Adern schoss und ich fing an zu schnaufen, wie ein Bulle der vor seinem Kampf stand. "Können wir bitte unter vier Augen reden?" sagte ich leise, doch hörbar sauer. Daraufhin wendete er sich wieder den Damen zu. "Später" . Am liebsten hätte ich ihn am Kragen gepackt und aus dem Saal geschliefen, aber ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen und so zog ich mich ohne ein weiteres Wort zurück. Diesmal hatte er gewonnen....
Der Tag neigte sich dem Ende zu und noch immer hatte er sich nicht blicken lassen. Der Verzweiflung nahe, stützte ich meinen Kopf, auf dem Schreibtisch ab. Ruhig bleiben... Doch fiel das schwerer als gedacht. Ich lauschte dem ticken der Uhr. Jede einzelne Sekunde hörten sich endlos lang an. Bis endlich die Tür auging. Ruckartig, setzte ich mich aufrecht hin und blickte zur Tür. Da stand er, am Türrahmen angelehnt und sah mich an. Sein Gesichtsausdruck war nichts sagend. Nach einigen Sekunden der Stille, warf er mir einen Schlüssel zu. "Auf der Rückseite steht der Code". Ich drehte den Schlüssel um und sah mir die unbekannte Kombination an. "Was soll ich damit?" Mein Blick richtete sich wieder zu ihm auf. "Deine Koffer sind schon da, später holt dich ein Taxi ab und bringt dich dort hin" Zum Ende drehte er sich um und ging. Ich war verwirrt. Was sollte das? Bevor ich überhaupt reagieren konnte war er auch schon weg und Frau Kim stand in meinem Büro. "Wie ich sehe hast du die Schlüsseln schon erhalten, freust du dich?" fragen sah ich sie an. "Worüber soll ich mich freuen?" fragte ich derweil etwas sarkastisch. "Na das du nun eine Wohnung hast. Ich war so frei und erkundigte mich nach freien Wohnungen und Yoongi bekam das mit. Sofort erklärte er sich dazu bereit, zu helfen" Ich sah sie mit halb offenen Mund an. Er? helfen? Sie fing an zu lachen. "Jetzt guck nicht so skeptisch." Ich schüttelte mich kurz, mit geschlossen Augen. Das war kein Tagtraum.
Nach der Arbeit, lief ich unsicher zum Tor und tatsächlich wartete dort ein Taxi auf mich. "Sie sind Frau Sommer?" Ich nickte und der Herr hielt mir die Türe auf. "Danke.." flüsterete ich schon fast und stieg ein. Die Fahrt dauerte etwa 20 Minuten, bis wir in eine der teureren Gegenden von Seoul ankamen. Das Taxi hielt vor einem riesigen Gebäude. Gerade als ich meinen Geldbeutel zücken wollte, sagte der Taxifahrer, dass schon bezahlt sei. Ich wurde dadurch nur noch verwirrter. Der Pförtner öffnete mir lächeln die Tür. "Guten Abend Frau Sommer, ich hoffe sie hatten einen angenehmen Tag" Wie ein scheues Reh verbeugte ich mich kurz, während ich in den Empfangssaal lief. Dieser war bereits sehr luxuriös eingerichtet. Teure Gemälde an der Wand und verschiedenste Staturen aus der griechischen Mythologie. Der Boden war aus Mamor und die Wände in Gold verziert. Etwas zu kitchig für meinen Geschmack. Vor dem Fahrstuhl, sah ich keine Knöpfe, sondern ein Schlüsselloch. Hmm.. ich probierte den Schlüssel aus und wie sollte es anders sein, passte er. Im Fahrstuhl musste ich einen Code eingeben, es war logisch, dass es der auf der Rückseite war. In dem kleinen Bildschirm über der Tür, wurde das 13 Stockwerk angezeigt. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich auch schon wieder die Tür und ich betrat ein hoch modernes Apartment, in den Wolken von Seoul. Ich war baff. Es sah so aus, als hätte hier noch nie zuvor jemand gelebt. Alles war so klinisch rein und aqurat, sodass man sich garnicht traute irgentwas anzufassen. Das Wohnzimmer hatte eine riesige Fensterfront, die einem den Ausblick über ganz Seoul bescherte. Neben dem Wohnzimmer befand sich direkt eine offene Küche, mit einer riesigen Kücheninsel davor. Alles war in dunklen Farben gehalten und wirkte recht Kühl. Auf der Kücheninsel befand sich ein kleiner Notizzettel...

Es sollte alles da sein was du brauchst.
y.

Ich stellte meine Tasche ab und lief weiter. Das Badezimmer war fast so groß wie meine alte Wohnung. Eine riesige Regendusche... und ein breite Badewanne. Auch hier war alles in dunklen Farben gehalten bis auf das Keramik, was weiß blieb. Auf dem Schrank neben dem Waschbecken, stand all mögliche Kosmetik und Drogerie Artikel für Damen. War das etwa für mich? Mein nächster Halt, war das Schlafzimmer. Wieder eine riesige Fensterfront und ein riesiges Bett. Wer auch immer diese Wohnung eingerichtet hatte, hielt nichts von Deko oder Farben, denn wieder kühl und unberührt. Neben dem Bett befand sich noch eine weiter Tür die in ein Ankleide Zimmer führte. Auf der rechten seite, ausschließlich Männer Klamotten. Von sportlich bis elegant. auf der linken Seite, zu meiner Verwunderung, meine Kleidung. Sie hing ausgepackt an der Wand und daneben im Schrank meine drei Paar Schuhe, die ich neben denen die ich trug mit hatte. Irritriert lies ich mich aufs Bett fallen. Nocheinmal sah ich mir den Zettel in meiner Hand an. Es sollte alles da sein was du brachst. y.

Cold Summer Dream ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt