Ich hatte mir ziemlich schnell einen Fensterplatz reserviert, während Sandra unter großer Anstrengung versuchte, ihren kleinen schwarzen Rucksack beim Handgepäck über den Sitzplätzen zu verstauen. Mit einem leichten grinsen im Gesicht beobachtete ich die nahende Stewardess. Ihr Blick wirkte fast schon ängstlich, als sie Sandras Ellenbogen ausweichen wollte. "Gute Frau, lassen sie mich doch helfen, glauben sie mir, ich mache das täglich." ein kleiner Moment verging, indem Sandra sie von der Seite beeugte. "Ich schaffe das schon." antwortete sie ihr knapp. Noch etwas ernergischer wurde der Rucksack in die noch freie Lücke geprügelt, was trotz all der Kraft nicht klappte. Sandra war einfach ein wenig zu klein dafür. Nun löste sich auch noch ihr mühsam zusammengeknoteter Zopf. Mit einem leisen, aber dennoch wütendem Aufschrei, warf Sandra der Stewardess den Rucksack in die Arme. "Mir reichts, machen Sie es besser." und schon plumste meine beste Freundin neben mich auf ihren Sitzplatz. "Tief durchatmen." sagte ich, um sie zu beruhigen, doch Sandra verdrehte nur die Augen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir schon bald losfliegen würden. "Das wird ein sehr langer Flug, wie sollen wir uns in der Zeit nur beschäftigen?" mit einem leicht gequälten Blick sah ich zu meiner Begleiterin, die zur Beruhigung durch Tiktok scrollte. "Also ich werde gleich erstmal ein bisschen schlafen, damit bekommt man sehr viel Zeit rum, hoffe ich zumindest." Das hörte sich nach einer guten Idee an, jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich mit der ganzen Aufregung überhaupt schlafen konnte. Während Sandra noch an ihrem Handy diverse Nachrichten schrieb und ihre Mama kurz anrief, um sie auf dem laufenden zu halten, wie sie es immer tat egal, wo wir hinfuhren, packte ich langsam meine Kopfhörer aus. Gerade als ich meinen Eltern noch eine letzte Nachricht schicken wollte, sah ich, dass Emre mir geschrieben hatte. "Wir sollten nach deiner Reise miteinander reden, also wenn du auch willst..." In meinem Hals bildete sich ein Knoten, der mich gerade noch atmen lies. Reden, worüber sollten wir noch reden? Wollte ich mit ihm reden? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Mein Darm meldete sich, wie immer, wenn mein Kopf sich nicht ausschalten lies. Günter - so wie ich ihn damals benannt hatte, damit ich mit meiner psychosomatischen Erkrankung besser zurecht kam. Ich bekam ziemlich starke Bauchkrämpfe und hielt meinen Unterleib fest. Sandra schaute besorgt zu mir rüber. "Günter?" fragte sie vorsichtig. Ich konnte nur mit meinem Kopf nicken, alles andere hätte zu viel Energie gekostet. Mein Handybildschirm leuchtete ihr entgegen und sie nahm es von meinem Schoß runter, um seine Nachricht zu lesen. Sie schüttelte ihren Kopf. "Er weiß doch, dass du darüber jetzt stundenlang nachdenken wirst. Unglaublich dir sowas jetzt zuzumuten." regte sie sich über ihn auf. "Ganz ehrlich, ich würde ihn an deiner Stelle für die nächsten Wochen blockieren und archivieren. Oder du antwortest ihm, genug Zeit hast du jetzt erstmal, aber die Frage wäre dann, was du ihm sagen willst. Ich denke, dass du schon weißt, wie du mit ihm weitermachen willst... Aber kannst du das jetzt schon umsetzen?" Sandra wusste gruseliger Weise immer was in meinem Kopf los war und viel mehr, was ich fühlte. Ihre Ratschläge waren die Besten. Deshalb wusste ich auch genau, wie ich die Sache mit Emre handhaben wollte, aber das hies nicht, dass ich dafür auch bereit war. Lieber verdrängte ich alles, gerade was zwischenmenschliche Themen anging. Wenn mir etwas missfiel oder ich sauer war, fraß ich es meistens in mich hinein, weil ich keinen Streit provozieren wollte. Nur löste das nichts. Meine Krämpfe ließen langsam nach und der gequälte Blick verlies mein Gesicht. "Ich will ihn nicht verlieren." presste ich hervor. "Ich weiß, er ist dir sehr wichtig und Gefühle hast du auch für ihn, nur leider nicht die, die er gerne hätte. Aber was ich dir schonmal gesagt habe, selbst wenn du ihn so verlieren würdest, würde es dir nach einen Gespräch besser gehen." Sie schaute mich aufmunternd an. "Du hast ja recht. Warum muss sowas denn immer so schwer sein? Ich komme mit mit diesen Situationen einfach nicht klar." Um meine plötzliche Wut rauszulassen boxte ich einmal kurz gegen den Sitz vor mir. Ein Mann drehte sich um und sah mich mit einem strafenden Blick an. Ich entschuldigte mich kleinlaut und er widtmete sich anderen Dingen. "Jetzt fang aber bitte keine Schlägerei an." "sehr witzig." erwiderte ich und schaute Sandra gespielt böse an.
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New Orleans - eine dunkle Leidenschaft
VampireLaras Leben wandelt sich um 360 Grad. Endlich hat sie einen Platz an einer Universität bekommen, um endlich Medizin studieren zu können und damit ihren Traum wahr werden zu lassen. Das einzige Problem? Für ihr Studium muss sie nach Ungarn ziehen. Do...