Chapter 11

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Wir überquerten die kaum befahrene Straße, um das Theater erreichen zu können. Vorne war ein kleines Häusschen, in dem normalerweise Tickets verkauft wurden. Ich schaute den Mann, der dort drinnen saß, verwirrt an. Kleinen Moment mal, war es doch ein Kino? Er sah meine Verwirrung und winkte uns zu, um anzudeuten, dass wir zu ihm kommen sollten. Ich schaute fragend zu Sandra, die wohl das Gleiche dachte, wie ich. In mir schlich sich Enttäuschung nach oben. Wie schön wäre es gewesen, wenn mein erste Jazz-Club einer der ganz besonderen Art gewesen wäre. Doch wir näherten uns. "Schönen guten Abend Ladies." er strahlte uns an, als hätte er den Job seines Lebens. "Tickets?" er wedelte uns zwei lange goldene Scheine entgegen. Sie erinnerten mich irgendwie an Charlys Schokoladenfabrik. Auch Sandra zog diesen Vergleich. "Eigentlich wollten wir in einen Jazz-Club und nicht in eine Fabrik." der Mann musste lachen. "Ja dann seid ihr hier genau richtig, würde ich behaupten." Ich war ganz verwirrt. "Seit wann braucht man Tickets, um in einen Club zu kommen?" fragte ich ihn. Wissend musterte er mich von oben bis unten. "Nun ja, nur für die ganz Exclusiven." Er betrachtete die Karten in seiner Hand. "Diese Karten erlauben euch einzutreten. Nur ganz besondere Gäste sind im Besitz davon." Die Enttäuschung bahnte sich einen Weg hoch in meine Brust. "Oh dann.." Sandra unterbrach mich. "Glücklicherweise sind wir von der ganz exclusiven Sorte. Wir sind gerade im Clair de lune eingecheckt." Der Mann nickte uns zu. "Das weiß ich doch, meine Damen." Ich runzelte die Stirn. Was hatte das denn jetzt schon wieder zu bedeuten. Er schob uns tatsächlich 2 Karten rüber, eine glitzerte in einem warmen gold, die andere schimmerte silbern. Einen Moment mal... Ich runzelte meine Stirn. Waren nicht beide eben noch golden gewesen? Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, griff Sandra nach den Karten. "Wie viel müssen wir dafür zahlen." "Natürlich nichts. Wir sind ein Jazz-Club." Wir bedankten uns lächelnd bei ihm und gingen schnell an dem Ticketstand vorbei, bevor er es sich anders überlegen konnte. "Dir ist schon bewusst, dass wir einfach nur 2 Touristen sind und nicht besonders exclusiv?" Sandra machte eine abweisende Handbewegung. "Ach, denk nicht drüber nach. Wir haben jetzt einen schönen Abend und gut ist." Ich blieb skeptisch, doch lief ihr hinterher. Warmes Geklimper auf einem Flügel umhüllte unsere Körper, als wir den angenehm dunkel gehaltenen Raum betraten. Es schwebte ein leichter Zimtgeruch in der Luft und im ganzen Raum waren kleine Runde Tische mit dunkelen Ledersessel verteilt. Es wirkte alles todschick. An der Wand war eine riesige Spiegelwand mit den unterschiedlichsten Gläserarten und darunter die wohl schönste Bar, die ich je gesehen hatte. Das Holz war verschnorkelt und in vielen sowohl warmen, als auch kühlen Metallictönen eingehüllt. Auf jedem Tisch stand eine Glasvase mit Rosen und auch auf dem Boden konnte man liebevoll verteilte Rosenblätter erspähen, die keines wegs billig oder gar dreckig aussahen. Der Club war relativ gut befüllt, alle trugen sehr schicke Kleidung. Zu keiner Zeit überschallten Gesprächsgeräusche die schöne Musik. "Komm wir gehen zur Bar und holen uns einen Drink." sagte ich aufgeregt, wie ein Kind an ihrem ersten Schultag. "oh man das wollte ich schon immer mal sagen." Ich grinste bis über beide Ohren. Sandra war ebenfalls überwältigt von dem Anblick. Es war schöner, als sich überhaupt jemand von uns hätte vorstellen können. An der Decke waren hellblaue Acrylwolken aufgemalt. Ein großer Kontrast zu dem eher dunkelen Möbilliar. An der Bar arbeitete ein junger Mann, bestimmt Mitte 20. Er hatte schulterlange, goldene Locken und ein verschmitzes Lächeln. Total entspannt goss er einem Mann vor ihm einen Drink ein. Sandra und ich setzten und unbeholfen ein paar Plätze von den beiden entfernt, ebenfalls an die Bar, um das Geschehen erstmal zu beobachten. Mein Adrenalinspiegel schwankte hoch und runter, sodass ich immer mal wieder aufgerecht quiekte. Der junge Barkeeper schlenderte lässig zu uns rüber. "Gott ist der hot." Sandra zog ihn mit den Augen fast aus. Seine Arme waren gut tattooviert und sein Körper sah insgesamt sehr trainiert aus. "Danke, danke." sagte er verschmitzt. Sandra lief rot an. Das Kompliment war nicht für seine Ohren bestimmt. "Was darf ich euch Hübschen bringen?" Wir schauten uns an. Beide keine Ahnung was man in einer solchen Bar am besten bestellen sollte. "Gut lasst mich nur machen, ich weiß immer genau, was perfekt für meine Gäste ist." Sandra nickte ihm zu, für sie hörte es sich sehr gut an. Nur ich wollte ihn kurz auf etwas aufmerksam machen, doch bevor ich mich nur melden konnte grätschte er ein. "Für dich meine Hübsche" er zeigte auf Sandra "mache ich etwas mit ein wenig hochprozentigeren, auch wenn du nicht oft Alkohol trinkst, wirst du es lieben. Glaub mir." dann schaute er mir tief in die Augen und machte eine kurze Pause. "Und für dich, natürlich eine Cocktail, ganz ohne Alkohol, aber dafür..." er dachte kurz nach "etwas mit Bergamotte. Ja das ist perfekt." lobte er sich selbst. Verblüfft schauten wir ihn an. "Wie hast du.. woher weißt du das?" fragte ich ihn verwirrt. "Sagen wir einfach, ich habe ein besonderes Händchen dafür, Menschen zu lesen." mit diesen Worten drehte er sich, um viele verschiedene Flaschen vor sich aufzureihen. "Ich kann es nicht glauben" schoss uns beiden, wie aus einem Mund. Wir schauten uns an und mussten beide lachen. "Vielleicht ist er eine Hexe" murmelte Sandra. Ich verdrehte lachend die Augen. "Ja wahrscheinlich und der Typ dahinten, ich zeigte auf den Mann, der vor uns bedient wurde, ist ein Vampir. Ganz sicher. " ich fletschte verspielt meine Beißer.

New Orleans - eine dunkle LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt