Langsam öffnete ich meine Augen. Meine Muskeln waren allesamt entspannt, mein Herz pumpte gemächlich mein Blut durch mein System. Vorsichtig rieb ich mir die Augen. Ich fühlte mich als hätte ich Jahrzehnte lang geschlafen, aber so ausgeruht, war ich noch nie gewesen. Die Hexen saßen noch genauso da, wie vorher, hatten sich keinen Millimeter bewegt. Ihr leises Murmeln floss immernoch durch den Raum, hatte aber nicht mehr die gleiche Wirkung, wie vorher. Es berührte mich nicht mehr, kein Stück. Es wirkte einfach nicht mehr so besonders, wie vorher, sondern eher gewöhnlich, als wäre ich von Kind auf damit aufgewacht. Sandra stand noch immer neben mir. Auch sie war dabei ihre Augen zu öffnen und auch sie wirkte ausgeruhter denn je. Doch trotzdem wirkte sie irgendwie anders, als wäre sie glücklicher als vorher. Ich erinnerte mich an die Erlebnisse zurück, aus denen ich gerade wiedergekehrt war. Ein Blick nach unten verriet mir, dass ich in meinen normalen Körper zurückgekehrt war. Meine Gedanken wanderten kurz zur der Kriegsszene von vorhin. Adrenalin raste durch meinen Körper und ich fühlte mich so energiegeladen, wie schon lange nicht mehr. Meine Mundwinkel formten sich zu einem selbstbewussten Grinsen und kurz hatte ich das Gefühl zwei Flammen würden aus meinen Augen schießen, doch ich atmete es gekonnt weg. Mein Blick setzte sich auf Sandra, die mich mit einem skeptischen Blick ansah. Sie hatte etwas bemerkt und sie würde mich darauf ansprechen, wenn die Zeit gekommen war. "Also nachdem wir das hier beendet haben, würde ich jetzt echt gerne einfach Zuhause sitzen und ein bisschen lesen. Es ist gerade einfach ein bisschen viel und ich brauche eine Pause." Klaus schaute Sandra leicht verwirrt an. "Was meinst du? Wir haben erst vor ein paar Minuten den Raum betreten." Gereizt machte er einen Schritt auf die Frauen zu. "Ich habe die Schauze gestrichen voll. WACHT AUF!" Die Adern um seine Augen traten hervor, ein Zeichen, dass er jetzt einen Angriff starten würde. Irgendetwas in mir gefiel diese Szene. Diese wütende Energie, diese Aggression, versetzten mich in einen Zustand der Kontrolllosigkeit. Ich wollte das Blut spritzen sehen. Langsam biss ich mir genussvoll auf die Unterlippe. Aber kurz bevor das Gemetzel losgehen und er in seiner Schnelligkeit auf sie losrasen konnte, erhob Sandra die Hand und fegte Klaus mit dieser kleinen Bewegung gegen die Wand. Schnell überspielte ich meine Enttäuschung mit Überraschung über Sandras neue Fähigkeiten. "Wie, wie hast du das gemacht?" fragte ich mit meinen grenzwertigen schauspielerischen Talent. Sie schaute völlig entsetzt von mir zu Klaus und dann zu ihren Händen, als könne sie an deren Oberflächen Zeichen einer Veränderung erkennen. "OMG, WIE?" schrie sie in den Raum hinein. Die Hexen hatten sich von dem ganzen Chaos nicht beirren lassen und ich war mir ziemlich sicher, dass wir von ihnen nichts mehr erwarten konnten. "Ich meine, ich habe meine Hand gehoben und dann war er an der Wand. LARA SAG MIR, DASS DU ES GESEHEN HAST." Gekonnt blitzelte ich überrascht und nickte, ohne einen Ton zu sagen. Hmm vielleicht sollte ich doch ins Theater gehen, überlegte ich. Klaus hatte sich langsam aufgerichtet und schaute einfach nur ohne jeglichen Ausdruck in seinem Blick zu uns herüber. Nichts in mir konnte vorhersagen, was nun passieren würde. Langsam schritt er auf Sandra zu, ohne auch nur seinen Blick von ihr zu nehmen. Seine Schritte hallten durch den Raum, ansonsten war es still. Selbst als er vor ihr stehen blieb, sagte er kein Wort. Andächtig dachte er nach, wusste scheinbar nicht so recht, ob er diese neue Erkenntnis als gut oder schlecht bewerte sollte. Vorsichtig nahm er ihre zarten Hände in seine und analysierte sorgfältig jede Rille in ihrer Hand. Ein kurzer Blick zu Sandra verriet mir, dass sie diesen Moment sehr genoss. Ihr war die Röte ins Gesicht geschossen und sie machte keine Anstalten, auch nur im geringsten ihre Hände aus seinen zu reißen. "Sind das meine Kräfte, von denen hier die ganze Zeit die Rede war?" fragte sie gefühlt eine halbe Ewigkeit später, um den Moment voll auszukosten. Klaus legte seine Stirn in Falten. "Wenn sie es sind, ist es erst der Anfang. Du wirst die ganze Energie aller Wesen haben, jedoch entweder die Helle oder die Dunkele. Ich kann wirklich nicht deuten, was das gerade war." Genervt verdrehte ich die Augen. "Was heißt hier, wenn sie es sind? War mir echt nicht bewusst, dass sie vorher auch schon Menschen ohne Berührung gegen die Wand schmettern konnte." Ich vedrehte die Augen und schaute noch ein bisschen böser drein. "Und können wir jetzt solangsam gehen? Es hat nichts gebracht hier zu sein, vermöbeln kannst du Klaus auch zu Hause." Beide schauten mich überrascht an. Worte diesesgleichen hätten beide sicher nicht von mir erwartet und ich ehrlich gesagt auch nicht. Keine Ahnung, warum ich auf einmal so genervt war, aber ich hatte keine Lust mehr in der Gegend rumzustehen und mir das gesamte Schauspiel anzuschauen. Sandra öffnete den Mund, wollte wohl etwas erwidern, dachte aber erst nach bevor sie ihre Worte aussprach. "Ich kann verstehen, dass du wütend bist, weil du deine Fähigkeiten noch nicht hast, die kommen bestimmt noch..." Immernoch nicht besser gelaunt nickte ich, drehte mich um und ging Richtung Tür. Ich wollte einfach nur in mein Bett und schlafen. Mein Rücken kribbelte und ich war mir dessen bewusst, dass sie mir komisch hinterher sahen, aber es war mir vollkommen egal.
Wir waren den ganzen Weg still nebeneinander hergelaufen und das ohne Klaus, da er nach ein paar Denkpausen einfach verschwunden war. Ich war mir ziemlich sicher, dass Sandra großen Redebedarf hatte, doch ich war mental nicht in der Verfassung mit ihr aufgeregt über das Geschehene zu sprechen. Zwischenzeitlich hatte sie laut aufgeatmet, so als würde sie etwas sagen wollen, doch sie hatte das Gedachte nie über die Lippen gebracht. Stattdessen hatte sie eine Zigarette nach der anderen geraucht, vermutlich um das Geschehene auf ihre Art zu verarbeiten, wenn sie es schon nicht mit mir besprechen konnte. Wir waren uns sicher, dass Elijah uns bald wieder abholen würde, spätestens, wenn Klaus mit ihm gesprochen hätte, also blieben wir an der Straße stehen und beschauten die Dämmerung, die erst vor kurzem eingesetzt hatte. Immer mal wieder hatte Sandra auf ihr Handy geschaut, doch irgendwann schien sie die Stille wohl nicht mehr auszuhalten. "Okay, keine Ahung was mit dir los ist, aber ich habe jetzt echt keinen Bock deine schlechte Laune abzubekommen." sagte sie entschlossen in die Stille hinein. Ich zuckte nur mit der Schulter. Auch wenn ich Streit nie gemocht hatte, war ich gerade nicht in der Lage eine Ursache für meine Laune auszumachen, doch die Energie darüber zu philosophieren. "Nicht mal ein Wort? Danke." kam knapp zurück. Nicken sollte sie Situation nicht verbessern, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Also blieben wir einfach wortlos dastehen, ohne jegliche Regung schauten wir in die Ferne und hofften darauf den schwarzen Wagen zu entdecken. Knapp 20 Minuten später parkte Elijah vor uns. Galant öffnete er uns jeweils die Wagentür. "Nehmen Sie Platz Ladys." sprach er mit seinem attrakiven britischen Akzent. Während der Fahrt erzählte Sandra von ihrem Erlebten und zu meiner Überraschung nahm er an dem regen Austausch teil. "Hast du schon ein Gefühl ob es dich eher zum Licht oder zur Dunkelheit zieht?" fragte er in großem Interesse. Ich verdrehte mal wieder genervt meine Augen, fühlte es sich doch so an, als würde mein Herz schmerzen. Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel. Ich wusste sofort, dass er mein Augenverdrehen gesehen hatte und ich fühlte tief in mir, dass er mich fragen wollte, was mit mir los war. Warum tust du es nicht einfach? Dachte ich fast schon verzweifelt, brach jedoch den Blickkontakt ab und schaute aus dem Fenster. "Was ist mit dir Lara?" Mein Name hallte mir durch meinen Schädel, und mein Herz schlug schneller, bevor ich noch regristrieren konnte, dass es Elijah war, der mich angesprochen hatte. "Was sollte mit mir sein?" in meiner Stimme lag eine schwerwiegende Leere. "Sandra hat über ihre Astralreise gesprochen, hast du Ähnliches erlebt?" Fragend hob ich eine Braue. "Eine was?" "War ja klar, dass du nichts bekommen hast..." Mit einer säuerlichen Miene blitzte Sandra mich an. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihr. Es reichte mir voll und ganz. Ich spührte mein Blut durch meine Adern wallen. Es fühle sich an, als würde ich entzünden, Feuer fangen und anziehen. Ich spürte, wie meine Hände anfingen zu brennen. Und dann saß ich dort, im Wagen. Meine Hände lichterloh am Brennen, schaute ich sie mit einem ausdrucklosen Blick an. "WAS" meine Stimme völlig verändert, donnerte durch die Luft, sodass Elijah eine Vollbremsung hinlegte. Verschreckt schauten mich beide an. Keiner sagte etwas. Die Wut in meinem Körper wollte raus, andernfalls würde ich selber verlodern. So ließ ich einen markerschütternden Schrei los und verschwand. Verschwand an einen Ort, den niemand finden sollte, bis der letzte Tag auf Erden anbrechen sollte.
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New Orleans - eine dunkle Leidenschaft
VampireLaras Leben wandelt sich um 360 Grad. Endlich hat sie einen Platz an einer Universität bekommen, um endlich Medizin studieren zu können und damit ihren Traum wahr werden zu lassen. Das einzige Problem? Für ihr Studium muss sie nach Ungarn ziehen. Do...