8. Hautnah

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Sein Atem streifte sanft an meinem Hals vorbei und versetzte mir sofort eine Gänsehaut. Es war ein komisches Gefühl, eine Mischung aus Gefahr und Vertrautheit. Ich wollte ihn natürlich nicht merken lassen, dass mich seine Aktion kurzzeitig aus der Bahn geworfen hatte. Also sagte nur kühl: „Malfoy", ohne mich dabei umzudrehen. Ich wollte, dass er sich in mein Blickfeld bewegen musste, damit ich ihm Beachtung gab. Wenn er Psychospielchen spielen wollte konnte ich das auch.

Mit einem unzufriedenen Ausatmen trat er um den Tisch herum. „Na was brauchen wir? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!", sagte er mürrisch. „Warum? Musste du weiter üben, wie du deinen Vater richtig imitierst?", entgegnete ich ihm selbstbewusst während ich ihm den Zettel mit den Zutaten in die Hand drückte. Ich schien besser im Kontern zu werden, ganz zum Ärger von Draco. Obwohl, manchmal glaubte ich es würde ihm mehr gefallen, als er zugeben wollte, wenn ich mich wehrte.

Ein lauter Knall von Dracos Händen, die auf den Tisch schlugen, riss mich aus meinen Gedanken. Er baute sich auf den Tisch gelehnt vor mir auf: „Wie kannst du es wagen!?" Seine vor Wut aufgerissenen Augen starrten direkt in meine. Obwohl er mir in diesem Moment ziemlich Angst machte, riss ich mich zusammen und erwiderte den Blickkontakt mit starkem Blick. Manchmal wurde ich aus Draco wirklich nicht schlau. Wie kann man nur jemanden so unsympathischen wie seinen Vater so verehren? Draco zerriss den Zutatenzettel quer in zwei Teile. Einen legte er vor mir auf den Tisch. „Da kümmerst du dich drum", sagte er und wendete sich dem Regal mit den kleinen Fläschchen voller Kräuter und sonstigem an der Wand zu. Schweigend tat ich es ihm nach. Mit Neville hatte ich hier unten viel Zeit mit Nachhilfe in Kräuterkunde verbracht, sodass ich mich sehr gut in den Meterlangen Regalen auskannte. Mühelos fand ich fast alle Zutaten. Bis auf eine. Das Bilsenkraut stand ganz oben auf dem letzten Regalbrett. Ich war nicht die kleinste, aber im Verhältnis zu allen anderen auch nicht gerade die größte. Mit Mühe erreichte ich nur gerade so das letzte Regalbrett mit den Fingerspitzen. Ohne Hocker schien meine Situation aussichtslos.

Draco, der sich mit den Kräuterregalen anscheinend ebenfalls bestens auskannte, hatte bereits alle Zutaten seiner Liste zusammen und saß wieder am Tisch. Seinen Stuhl hatte er zu mir gewandt und beobachtete mich amüsiert. Ich warf ihm einen genervten Blick zu und holte mir einen der alten Stühle, da kein Hocker zu finden war. Durch den unebenen Boden in Verbindung mit dem alten Stuhl wackelte es ganz schön, als ich etwas an der Lehne rüttelte, um den Stand zu prüfen. Da ich mir nichts anmerken lassen wollte nahm ich behutsam ein Bein hoch auf den Stuhl. Ich wollte gerade das zweite Bein heben, als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönte: „Du willst doch nur, dass ich dich wieder auffangen muss?" Draco grinste mich mit einem schiefen Grinsen und einer sarkastisch hochgezogenen Augenbraue an. Sollte ich trotzdem auf den Stuhl steigen? Eigentlich wollte ich ihm den Triumpf nicht gönnen und ihm beweisen, dass ich ihn keineswegs zur Hilfe brauchte. Also setzte ich erneut an mich auf den Stuhl zu stellen, wurde aber von Dracos Händen an meiner Hüfte zurückgehalten. „Warte, ich mach das schon. Du sollst dir ja nicht noch was brechen", sagte Draco. Entgegen dem, was er gesagt hatte, startete ich einen letzten Versuch auf den Stuhl zu steigen, doch seine Hände, die immer noch auf meiner Hüfte ruhten, hielten mich zurück.

Er schob den Stuhl beiseite und streckte einen Arm nach oben. Das weiße Hemd, was er trug, zog sich mit der Bewegung nach oben und seine Haut kam zum Vorschein. Ich wollte eigentlich reflexartig weggucken, doch mein Blick blieb an seinem Bauch hängen.

Ich traute meinen Augen kaum. Auf seinem muskulösem Bauch zeigten sich starke blaue Flecken, die teilweise sogar in Blutergüssen ausuferten. Solche Flecken konnten nicht durch einen einfachen Sturz entstanden sein. Es sah brutal aus. Ich stand wie erstarrt da. Draco hatte mittlerweile mühelos das Glas vom Regal geholt und sein Hemd glitt wieder über die Wunden. Mir war nie aufgefallen, wie viel größer er als ich war. Dass mein Blick immer noch auf seinen Bauch gerichtet war als er sich zu mir drehte realisierte ich erst, als Draco mich charmant drauf hinwies: „Sag mal guckst du mir auf den...?" Warte was? Oh mein Gott wie peinlich. Ich wusste nicht, wie ich aus dieser Situation wieder rauskam, ohne den falschen Eindruck zu hinterlassen.

Mein Kopf schnellte wieder nach oben und ich sah ihm direkt in die Augen. Immer noch nicht wissend, was ich sagen sollte, brach Draco die Stille: „Alles ok? Du guckst so verstört. Aber naja ist ne übliche Reaktion, wenn ..." Er schien meinen Blick bemerkt zu haben, doch bevor er weiter reden konnte unterbrach ich ihn: „Nein, sorry, das war nicht wo ich hingeguckt habe." Mit einem sarkastischen Lächeln antwortete er: „Das tut mir leid für dich, wäre deine Chance gewesen." Verstört warf ich ihm einen angewiderten Blick zu. Sollte ich ihn drauf ansprechen? Er würde mir ja eh nichts sagen und er würde ja eh nur unqualifiziert zurück feuern. Während mein Verstand sich entschieden hatte ihn nicht darauf anzusprechen, öffnete ich mein Mund wie verselbstständigt und fragte: „Ähm Draco? Was ...? Woher ...? Was sind das für Flecken auf deinem Bauch?"

Ich hoffe es gefällt euch soweit😅😊
Viel Spaß beim Weiterlesen!❤️❤️

Unwanted Love - Draco Malfoy Lovestory - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt