Lia
Plötzlich war ich hellwach. Meine Augen waren weit geöffnet und mein Körper aufs Höchste angespannt. Es war nichts zu spüren von der bleiernen Schwere meiner Gliedmaßen, die mich normalerweise quälte, wenn ich kurz zuvor aufgestanden war.
Das, was ich soeben geträumt hatte, war kein normaler Traum gewesen, es war real, das konnte ich spüren. Ich wusste nicht, wieso ich diese Gewissheit verspürte, doch ich wusste, dass es so war. Es war dasselbe Gefühl, das sich auch meldete, um mir mitzuteilen, dass das Mädchen, das Kylo Ren suchen musste, niemand anderes war, als ich selbst. Zutiefst beunruhigt und verwirrt kletterte ich aus meinem kleinen wackeligen Bett und suchte nach etwas essbarem, das ich mitnehmen konnte, denn für mich stand fest, dass ich hier nicht mehr bleiben konnte.
Als ich einen ausgefransten Beutel von einem Haken an der Wand nahm und alles, was ich besaß und auf der Reise brauchen konnte hineinstopfte, überkamen mich jedoch Zweifel. Ich war hier zu Hause, hatte mir ein Leben aufgebaut und Freunde, die mich unterstützten, komme was wolle, und seit wann hörte ich denn auf irgendwelche unbegründeten Bauchgefühle meinerseits, die nur aufgrund eines schlechten Traumes entstanden waren? Was tat ich hier eigentlich? Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Sollte ich denn wirklich gehen? Doch nach einem kurzen Augenblick des Zögerns erinnerte ich mich wieder daran, wie sicher ich mir gerade eben noch gewesen war, schüttelte den Kopf und nahm den Beutel von der Wand. Dann zog ich den winzigen Rest an Wupiupi, der Währung von Tatooine, unter meinem Kopfkissen hervor und schnappte mir beim verlassen meiner kleinen Hütte den massiven Holzstock, der griffbereit an der Wand lehnte. Er war meine einzige Waffe. Dann lief ich los. Da ich mich jedoch komplett ohne Plan auf den Weg gemacht hatte und keine Ahnung hatte, wie ich denn von diesem Planeten herunterkommen sollte, stoppte ich kurz darauf wieder. Nicht weit hinter mir lag mein kleines Häuschen, welches ich nun sehnsüchtig anblickte. Noch war es nicht zu spät, noch könnte ich umkehren.
Seufzend wandte ich den Blick ab, drehte mich wieder um und lief weiter durch den heißen Sand, der sich trotz der gerade erst aufgehenden Sonne und der Schuhe, die ich trug, glühend heiß an meinen Sohlen anfühlte.
Mein Ziel war der nächst größere Ort, den es hier draußen in der Einöde gab, denn ich musste jemanden finden, der mich in seinem Schiff mitnahm. Wie ich das mit den wenigen Wupiupi erreichen wollte, wusste ich noch nicht.
Nachdem ich eine Weile gelaufen war und meinen Gedanken nachgehangen hatte, kam ich an den ersten Häusern des kleinen Dorfes vorbei und mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich konnte nicht einfach so gehen, ohne mich vorher von Alina zu verabschieden. Ich wusste, dass ich sie in Gefahr brachte, wenn ich ihr sagte, dass ich mich auf der Flucht vor der Ersten Ordnung befand, denn Kylo Ren und dieser General würden jeder Spur folgen, die sie bekommen konnten, doch nach jahrelanger Freundschaft, konnte ich ihr das nicht antun. Sie würde sich jeden Tag fragen, wo ich war und was passiert war.
Also flitzte ich zu Alinas kleiner Hütte, klopfte leise an und trat dann ein. Sie war gerade dabei, einen leeren Teller mit Wasser abzuspülen und zuckte zusammen, als ich die Hütte betrat.
"Hey, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.", sagte ich.
"Ist schon gut. Was führt dich hier her. Ich dachte ich soll dich abholen.", erwiderte sie und sah mich dabei fragend an.
"Ja, ich weiß. Es ist nur so, dass...Ich muss mit dir reden. Es kann nicht warten."
"Na dann, schieß los." Sie sah mich neugierig und abwartend an und als ich begann zu erzählen, weiteten sich ihre Augen. Ich erzählte ihr jedes einzelne Detail meines Traumes und ließ nichts aus. Der Fokus meiner Erzählung lag auf dem Anführer der Ritter von Ren, und obwohl es keine Rolle spielte, konnte ich es nicht lassen, auch den Klang seiner Stimme, den Schwung seiner Haare und auch die Formen seines Gesichts aufs genaueste zu beschreiben. Bei diesem Teil meiner Geschichte fing Alina an zu grinsen, wurde jedoch schlagartig wieder ernst, als ich zu dem Abschnitt kam, in dem Snoke den beiden Männern mitteilte, dass sie mich finden und zu ihm bringen sollten.
Als ich zum Ende kam, sah sie mich eine Weile nur unschlüssig an, dann sagte sie leise: "Wie kannst du dir sicher sein, dass das was du gesehen hast echt war?"
"Ich weiß, es klingt verrückt, aber Alina, ich bin mir wirklich sehr sicher. Bitte vertraue mir."
"Glaub mir Lia, das tue ich, und wenn du sagst, dass du dieses Gefühl, dass du Recht hast, nicht loswirst, dann glaube ich dir, doch es fällt mir nicht leicht dich gehen zu lassen."
"Es fällt mir auch nicht leicht zu gehen, doch es kam mir so vor, als wäre es für Snoke äußerst wichtig, dass die beiden mich finden und das will ich auf keinen Fall. Nicht wenn es der Ersten Ordnung helfen würde. Und außerdem habe ich Angst...oh Alina ich habe solche Angst.", erwiderte ich, und zum ersten Mal an diesem Tag war ich kurz davor in Tränen auszubrechen. Ich wollte nicht weinen, doch nun konnte ich nicht mehr anders.
Da sagte Alina einen Satz, der mich gleichzeitig noch angstvoller machte und mich beruhigte: "Dann lass mich mit dir kommen."
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Show Me the Dark Side
FanfictionLia ist ein einfaches Mädchen, das sich ihren Lebensunterhalt mit Schrottsammeln verdient, und damit gerade Mal so über die Runden kommt. Doch als sie eines Tages von dem Gerücht erfährt, dass der mächtige Kylo Ren von Rey, die alle zunächst für ein...