Lia
Ich saß im Dunkeln auf der Matratze meines Bettes, hatte die Beine angezogen und die Arme um sie geschlungen, sodass ich meinen Kopf auf den Knien abstützen konnte.
Man hatte mir ein Zimmer gegeben, in dem ich mich einrichten und schlafen konnte, denn so wie es nun aussah, war ich keine Gefangene mehr, sondern die neue Schülerin von Kylo Ren höchstpersönlich.
Und das machte mir Angst. Große Angst. Ich hatte mich nicht mehr bewegt, seit mich Hux und Ren hierhergebracht hatten und das konnte Minuten, jedoch auch bereits Stunden her sein.
Die Gedanken kreisten in meinem Kopf. Kylo Ren als mein Meister...wie konnte es nur dazu kommen? Vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung gewesen. Sicher, mein Leben war alles andere als perfekt gewesen, doch ich hatte etwas gehabt, an dem ich festhalten konnte, ich hatte Freunde gehabt, jemanden, dem ich vertrauen konnte.
Plötzlich fühlte ich mich schuldig, weil ich in all dieser Zeit, in der ich nun schon hier war, kein einziges Mal an Finn und Alina gedacht hatte. Ob sie es wohl geschafft hatten, an einen sicheren Ort zu entkommen? Ich hoffte es für die beiden. Vielleicht hatten sie es auch bis zu einem Stützpunkt des Widerstands geschafft...das wäre wohl das beste in dieser Situation. Ich hoffte, dass Finn gut auf Alina aufpasste.
Meine Gedanken kehrten wieder zu mir und zu meiner gegenwärtigen Situation zurück. Und zu Hux.
Das Verhältnis zwischen uns hatte sich rasant geändert und das nicht unbedingt zum schlechten. Als ich an den Kuss zurück dachte, an seine Berührungen, musste ich automatisch lächeln.
Ja, Hux war ein gefährlicher Mann und ich konnte mir fast sicher sein, dass ich ihm nicht vertrauen konnte, doch eines wusste ich mit Sicherheit: Er hasste Kylo Ren und deshalb würde er mich, soweit es ihm möglich war, vor ihm beschützen. Und sei es nur, um ihm eins auszuwischen.
Langsam löste ich meinen Körper aus seiner verkrampften Haltung und ich legte mich hin. Meine schmerzenden Arme und Beine dankten es mir.
Ich griff nach der dünnen Bettdecke, die zuvor unberührt und ordentlich gefaltet auf dem unteren Teil des Bettes gelegen hatte und deckte mich zu, dann schloss ich die Augen.
Ich wusste nicht, was morgen war oder übermorgen oder gar danach, aber ich wusste, dass sich meine Chancen, hier wieder lebend herauszukommen, um einiges verbessert hatten.
Mit diesem Gedanken und einem leichten Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.
******
Ich erwachte früh, noch vor dem Weckerläuten. Ich beschloss, einfach schon aufzustehen, denn dann hatte ich mehr Zeit, um mich auf meine erste Unterrichtsstunde mit Kylo Ren vorzubereiten.
Es war nicht so, dass ich mich darauf freute, mit ihm zu trainieren, es war mehr die Tatsache, dass ich mir durch seinen Unterricht vielleicht einmal selbst zu helfen wissen würde. Vorausgesetzt ich hatte wirklich diese Macht, von der alle sagten, dass ich sie hatte, von der ich bis jetzt jedoch nur herzlich wenig mitbekommen hatte.
Während ich mir meine Gedanken über die kommenden Unterrichtsstunden machte, stand ich auf, ging ins Badezimmer und machte mich dort für den Tag fertig.
Ich wusste nicht einmal, welche Art von Training das sein würde. Würde ich lernen, wie man kämpfte oder würde ich darin trainiert werden, meine Macht zu benutzen?
Ich öffnete meinen Kleiderschrank und durchwühlte die wenigen Sachen, die mir gestern Abend noch von einem Droiden gebracht worden waren. Schließlich entschied ich mich für etwas sportliches, das jedoch auch nicht zu sportlich war. Ich nahm ein graues Tank Top und eine schwarze Leggins. Dann band ich mir noch mein Haar zu einem Zopf zusammen und zupfte vorne ein paar Strähnen heraus, sodass das Ganze nicht zu streng aussah, und dann wartete ich.
Mir wurde gesagt, ich würde am ersten Tag meines Trainings von zwei Sturmtrupplern zu Kylo Ren gebracht werden. Das hieß also für mich, dass ich jetzt genügend Zeit dafür hatte, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was alles schief laufen und was ich alles falschen machen konnte.
Dann, nachdem ich eine halbe Ewigkeit so herum gesessen hatte, hörte ich endlich, wie sich Schritte näherten und dann öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer.
Zwei Sturmtruppler standen im Türrahmen.
"Wir werden Sie nun in die Trainingsräume begleiten. Commander Ren erwartet Sie dort bereits.", sagte einer von beiden und ich trat schnellen Schrittes auf sie zu. Die beiden Soldaten nahmen mich in ihre Mitte und geleiteten mich durch die langen, alle im selben Farbton gehaltenen Gänge der Supremacy.
Der Marsch durch das Raumschiff kam mir unendlich lange vor und die Zeit schien voranzuschreiten wie zähflüssiger Sirup, doch dann endlich kamen wir bei den Trainingsräumen an.
Die Soldaten gingen zu einer der vielen Türen und klopften daran, dann öffneten sie die Türe und sahen mich erwartungsvoll an. Tief atmete ich ein und aus und versuchte, die anhaltende Nervosität, die sich in mir breit gemacht hatte, doch noch unter Kontrolle zu bekommen, doch letztendlich wollte es mir nicht gelingen.
Doch das war jetzt nicht wichtig, gerade kam es darauf an, dass ich genug Kraft hatte, um jetzt durch diese Türe zu schreiten, also nahm ich all meinen Mut zusammen und trat hinein in den großen, grauen Raum.
Ich sah ihn sofort.
Seine Präsenz dominierte den gesamten Trainingsraum und sein Erscheinungsbild wirkte auf mich, wie immer, anziehend und furchteinflößend zugleich.
Er trug keinen Helm, aber dafür seine schwarze Garderobe und dazu einen Umhang, der fast bis zum Boden reichte. Die gewellte Mähne rahmte sein schönes Gesicht ein und in seinen braunen Augen lag ein harter Glanz.
Ich war mir nun bereits durch seinen Anblick sehr sicher, dass das hier kein Spaß werden würde.
Ich warf einen Blick über die Schulter musste feststellen, dass die beiden Sturmtruppler bereits wieder gegangen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten. Ich war nun mit Kylo Ren alleine.
Ich schluckte und trat dann zögernd auf ihn zu, weiter hinein in die Mitte des Raumes.
"Ich ähh...", begann ich, als mir die Stille zwischen uns zu unangenehm wurde, doch er unterbrach mich: "Du weißt, warum du hier bist?"
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, aber natürlich wusste ich es, also nickte ich.
"Ich soll lernen, wie ich mit der Macht umgehen kann.", fing ich erneut an und er nickte, doch ich sah, dass er nicht besonders begeistert wirkte.
"Bevor wir beginnen", sagte er, "besprechen wir erst einmal die elementarsten Grundregeln deines Trainings: Du wirst mich mit Meister, Sir oder Commander ansprechen und du wirst immer ganz genau das tun, was ich von dir verlange und versuchen das zu erreichen, was ich von dir erwarte. Hast du verstanden?"
"Ja.", erwiderte ich und fügte nach einer kurzen Pause noch schnell ein "Sir" hinzu.
"Gut. Hast du deine Macht jemals bewusst eingesetzt?", fragte er.
"Nein. Ich weiß nicht einmal, wie ich sie kontrollieren kann...Sir."
Er seufzte. "Beginnen wir also ganz von vorne. Was weißt du über die Macht?"
Ich sah ihn ein wenig verloren an, dann versuchte das winzige Bisschen an meinem Wissen über sie, das ich hatte, zusammenzukratzen.
"Ähh, man kann mithilfe der Macht Dinge bewegen..."
Das war alles, was mir einfiel und er schien von meiner Antwort nicht gerade begeistert zu sein.
"Du bist eine Machtnutzerin und weißt wirklich gar nichts über sie?"
Ich hörte Unglauben und Enttäuschung aus seiner dunklen Stimme heraus.
"Ich schätze nicht...tut mir Leid, Sir.", sagte ich und bereute es im nächsten Moment. Wofür entschuldigte ich mich? Ich konnte doch schließlich auch nichts dafür.
Doch offenbar besänftigte ihn das ein wenig, denn der harte Glanz verschwand zumindest teilweise aus seinen Augen und wenn er weniger schlecht gelaunt war, dann war das ein Vorteil für mich.
"Also", begann er, "die Macht ist nicht nur dazu da, um Dinge zu bewegen, wie du so schön sagtest, sondern sie ist ein Energiefeld, das alles im Universum miteinander verbindet und die Galaxis im Gleichgewicht hält."
"Wir kann ich so etwas Mächtiges kontrollieren?", fragte ich staunend.
"Zuerst einmal kommt es darauf an, ob du die Macht, diese Energie, tatsächlich spüren kannst. Setz dich."
Zögernd nahm ich auf dem Boden des Raums, der mit Matten ausgelegt war, Platz und blickte unsicher zu Kylo Ren auf, der riesengroß in seiner Gestalt vor mir aufragte. Er blickte zu mir herab und musterte mich interessiert.
"Schließ deine Augen."
Ich musterte ihn skeptisch. Das letzte, was ich wollte, war in seiner Gegenwart die Augen zu schließen. Das machte mich so viel verletzlicher, als ich es ohnehin war.
"Schließ deine Augen.", sagte er erneut, diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme und der harte Glanz in seinen Augen kehrte zurück. Er musste meine Gedanken gelesen haben.
"Ich werde dir nichts tun. Wenn ich vorgehabt hätte, dich zu verletzen, dann wärst du es bereits."
Wie beruhigend, dachte ich und schloss nun doch die Augen.
"Schön. Beginnen wir also mit der einfachsten Übung."
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Show Me the Dark Side
FanficLia ist ein einfaches Mädchen, das sich ihren Lebensunterhalt mit Schrottsammeln verdient, und damit gerade Mal so über die Runden kommt. Doch als sie eines Tages von dem Gerücht erfährt, dass der mächtige Kylo Ren von Rey, die alle zunächst für ein...