Lia
Innerhalb der Raumfähre war alles, wie zu erwarten gewesen war, in einem schwarzen Farbton gehalten.
Das Metall der Wände, der Boden und sogar die ganzen Geräte, das Armaturenbrett und auch die Sitze im Cockpit...alles war, so weit wie eben möglich, schwarz.
Trostlos war das einzige, was mir dazu einfiel.
Nicht, dass mir die Farbe an sich nicht gefallen hätte, nein, das war es nicht, jedoch wirkte das Ganze in meiner aktuellen Lage ziemlich erdrückend auf mich. So als wollten sie mir allein mit der Farbe des Raumschiffes alle Hoffnung auf Flucht nehmen.
In diesem Moment riss mich eine schneidende Stimme aus meinen Gedanken:
"Na endlich! Ich habe mich schon gefragt, ob Sie mit dem Mädchen nicht alleine fertig werden, Ren."
Ich versuchte mich umzudrehen, um den Mann mit offensichtlicher Todessehnsucht näher in Augenschein nehmen zu können, jedoch versperrte mir Kylo größtenteils die Sicht. Das einzige, was ich ausmachen konnte, war das Gesicht des Generals, das ein breites, selbstgefälliges Grinsen zierte. Und seine roten Haare, die, umgeben von dem ganzen Schwarz, fast schon zu leuchten schienen.Dieser Kommentar des Generals und das unverschämte Grinsen dazu veranlassten den Anführer der Ritter von Ren dazu, den Griff um meinen Arm zu verstärken. Nicht etwa weil er befürchtete, dass ich fliehen könnte, nein, nachdem sich die Türen der Raumfähre wieder geschlossen hatten, war das eh keine Option mehr für mich, sondern vor unterdrückter Wut auf Hux.
Der Griff wurde so fest, dass meine Haut um die Druckstellen bereits ganz weiß wurde. Ich keuchte auf.
"Nun, ich an Ihrer Stelle würde sie los lassen, Ren.", richtete der General wieder das Wort an den Schwarzhaarigen, "Nicht, dass Snokes neues Spielzeug noch vor der Zeit einen Arm verliert. Ich glaube das wollen Sie nicht verantworten müssen."
Während er das sagte, landete der Blick des Rothaarigen auf mir und er musterte mich einmal ausführlich. Klar, er kannte mich nicht und hatte mich auch nicht einer merkwürdigen Vision gesehen. Hoffte ich.
Ren warf einen schnellen Blick auf meinen Arm und lockerte dann seinen Griff. Ganz offensichtlich wollte er tatsächlich nicht, dass ich vor der Zeit einen Arm verlor. Ich entschied mich dafür, später darüber nachzudenken, ob das gut oder schlecht war.
Der Schwarzhaarige machte einen Schritt in Richtung des Generals und zog mich dabei mit sich. Diese Bewegung kam so überraschend, dass ich stolperte und als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich, dass mich der General amüsiert beobachtete. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und beschimpfte ihn in meinen Gedanken. Rens Kopf wandte sich leicht in meine Richtung und sofort unterbrach ich meine Schimpftirade. Anscheinend hatte er alles mitbekommen. Ich wollte schon den Mund aufmachen, um mich zu entschuldigen, als ich ein leises Lachen vernahm, dass nur von ihm stammen konnte.
Ich blickte vorsichtig zum General zurück und als ich sah, dass er anscheinend nichts mitbekommen hatte und mich immer noch mit arrogantem Blick musterte, atmete ich erleichtert auf, denn auch wenn er hier vielleicht nicht das Oberkommando hatte, konnte ich mir gut vorstellen, dass er trotzdem in der Lage dazu war, mir das Leben zur Hölle zu machen.
Ren hatte sich in der Zwischenzeit wieder Hux zugewandt und sagte: "Vorsicht General, ich an Ihrer Stelle würde nicht so über sie reden, immerhin wissen wir nicht, warum Snoke sie so unbedingt haben wollte. Bringen Sie sie lieber in eine Zelle, aus der sie nicht entkommt."
Das wiederum zeigte auch, wie wenig Ren von mir hielt, denn so offen über mich zu reden und so zu tun als sei ich nicht da, war ja wohl definitiv ein Anzeichen dafür, dass auch er sich nicht vorstellen konnte, wie ich den beiden jemals gefährlich werden sollte. Das schien auch der General bemerkt zu haben, denn auf seinem Gesicht erschien wieder dieses herablassende Grinsen, während er sich von einem der Sturmtruppler, die neben ihm aufgetaucht waren, Handschellen überreichen ließ. Ren bog mir die Arme auf den Rücken und Hux trat auf mich zu, um mir die Handschellen anzulegen, doch ich hatte angefangen zu zappeln und war keinesfalls bereit, mich einfach fesseln zu lassen.
"Hey! Lassen Sie das! Ich hab mein Wort gegeben, dass ich mitkommen werde, aber ich will diese Dinger nicht!"
"Sie kann ja auch sprechen.", hörte ich Hux Stimme. Er stand direkt hinter meinem Rücken und ich konnte das böse Grinsen in seinem Gesicht förmlich vor mir sehen. "Was du Commander Ren versprichst, ist mir vollkommen egal." Mit diesen Worten schloss er die Handschellen um meine Handgelenke, die Kylo Ren mittlerweile mit seinen Händen umschlossen hatte, um sie still zu halten.
"Sorgen Sie dafür, dass sie nicht entkommt, General!", sagte Ren, als er mich los ließ und sich jeweils zwei Sturmtruppler rechts und links von mir positionierten.
"Das wird sie nicht.", sagte der General, "Ich werde persönlich mitkommen, um auf sie aufzupassen."
Mit diesen Worten schritt er den kleinen Gang entlang, der aus dem Cockpit führte und der fast zu eng war für drei Personen, die nebeneinander gingen und führte mich und die vier Sturmtruppler in den hinteren Teil der Raumfähre, in dem eine Tür in der Wand eingelassen war. Sie öffnete sich mit einem zischenden Geräusch, als er auf einem Schaltpanel herumtippte, das neben der Türe in die Wand eingearbeitet war.
Den kleinen Raum, der hinter der Tür erschien, konnte man nur notdürftig als Zelle bezeichnen, doch das hinderte den General nicht, mich hineinzuführen und einen Sturmtruppler abzukommandieren, bei mir in der Zelle zu bleiben.
Gerade als sich der Rothaarige wieder abwenden wollte, um die "Zelle" zu verlassen, fiel mir noch etwas ein: "Nehmen sie mir jetzt diese Dinger wieder ab?", während ich das sagte, wedelte ich mit meinen Armen durch die Luft, um seine Aufmerksamkeit auf die Handschellen um meine Handgelenke zu lenken, "Ich sitze doch jetzt sowieso hier drinnen fest. Was könnte groß passieren?"
Zuerst schien es, als würde er tatsächlich überlegen, ob er sie wirklich abnehmen sollte und ich wollte meine nicht besonders gute Meinung über ihn schon minimal ändern, doch dann zuckte er einfach mit den Schultern, nuschelte etwas, das wie "Sicherheitsvorkehrungen" klang und verließ den kleinen Raum. Offensichtlich wollte auch er nicht die Verantwortung übernehmen müssen, falls ich entkam. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich das bewerkstelligen sollte.
Als ich mich damit abgefunden hatte, dass ich hier drinnen wohl noch ein wenig länger herumsitzen würde, setzte ich mich auf eine der beiden Bänke, die sich an den zwei langen Seiten des Raumes befanden und zog die Füße an. Die arme konnte ich nicht um meinen Körper schlingen, denn die waren ja auf den Rücken gefesselt. Ich spürte, wie sich das Metall der Handschellen in meine Handgelenke schnitt und ich versuchte, meine Arme noch weiter nach hinten zu biegen, damit es auf Dauer nicht noch schlimmer wurde. Mir war zum Heulen zumute. Die ganzen Emotionen, die ich hatte unterdrücken müssen, seit dem ich die Raumfähre betreten hatte, kamen nun an die Oberfläche und durchbrachen sie, wie ein Taucher, der zu lange unter Wasser gewesen war und nun verzweifelt nach Luft schnappt. Wut, Unsicherheit, die Sorge um die anderen und vor allem die Angst. All das überkam mich auf einmal. Die Gefühle waren so stark, dass ich anfing zu weinen und trotz des einsamen Sturmtrupplers, der sich gegenüber von mir hingesetzt hatte, keine Hemmungen hatte, die Tränen meine Wangen hinunter laufen zu lassen. Was mit vereinzelten Schluchzern begonnen hatte, entwickelte sich langsam zu einem ausgewachsenen Heulkrampf und irgendwann waren meine Augen rot und brannten und es gab keine Tränen mehr, die ich noch weinen konnte. Das war wohl auch der Augenblick, in dem mein Körper entschied, dass der ganze Tag zu anstrengend für ihn gewesen war, denn plötzlich fühlte ich mich unheimlich schwach und ausgelaugt. Die Augen brannten zu sehr, um sie offen zu halten, also schloss ich sie wieder und fiel nach kurzer Zeit in einen traumlosen Schlaf.
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Show Me the Dark Side
FanfictionLia ist ein einfaches Mädchen, das sich ihren Lebensunterhalt mit Schrottsammeln verdient, und damit gerade Mal so über die Runden kommt. Doch als sie eines Tages von dem Gerücht erfährt, dass der mächtige Kylo Ren von Rey, die alle zunächst für ein...