Kapitel 18

49 2 1
                                    

Kylo Ren

Nachdem sich die Türe der Zelle geschlossen hatte, blieb ich noch eine Weile an Ort und Stelle stehen und blickte in Gedanken versunken auf die Stelle, wo Lia bis gerade eben noch gestanden hatte.

Nun versperrten mir die dunkelgrauen Wände die Sicht auf sie.

"Commander Ren?", hörte ich General Hux Stimme und ich blickte augenblicklich auf. Als er sich sicher sein konnte, dass er meine volle Aufmerksamkeit hatte, redete er weiter: "Der Oberste Anführer Snoke erwartet unseren Bericht."

Mit diesen Worten wandte er sich ab und schritt den langen Gang entlang, vorbei an unzähligen anderen bewohnten oder leerstehenden Zellen. Offenbar erwartete er, dass ich ihm folgte und genau aus diesem Grund wäre ich wohl an so manchen Tagen nicht mitgekommen, doch heute hatte ich keine Lust mehr auf die ewigen Macht Streitereien, die wir uns sonst immer lieferten. Ich setzte mich also in Bewegung und folgte dem rothaarigen General, der darüber offenbar genauso überrascht war wie ich.

Wie zu erwarten war redeten wir nicht, während wir durch die Gänge der Supremacy liefen, um diesmal direkt und nicht nur über eine Projektion mit dem Obersten Anführer zu sprechen.

Wir betraten den Fahrstuhl, der uns zum Thronsaal des Supreme Leaders brachte. Während wir darauf warteten, dass sich die Türen wieder öffneten, spürte ich, wie sich in mir eine Nervosität aufbaute, die ich sonst nicht oder nur in Maßen verspürte, wenn ich Snokes Thronsaal betrat.

Ich blickte zum General. Sein Gesichtsausdruck war fast schon zu nichtssagend, so als ob er krampfhaft versuchen würde, das Unwohlsein zu überspielen, das jeden, und somit auch ihn, befiel, wenn man vor den Obersten Anführer trat.

Das half jedoch gar nichts, denn ich konnte sein Unbehagen spüren. Und das wusste er.

Gerade als ich mir überlegte, wie ich diese Karte am besten gegen ihn ausspielen konnte, öffnete die Fahrstuhltüre sich mit einem leisen Pling und Hux und ich betraten den riesigen Raum, welcher mit seinen roten Wänden und dem Gerüst aus schwarzem Metall, das ihn verzierte, einen äußerst bedrohlichen Eindruck machte.

Auf einer Erhöhung in der Mitte des Raumes, der mit spiegelnden Fliesen ausgekleidet war, befand sich ein Thron und auf diesem saß die Gestalt des Obersten Anführers Snoke.

Während wir den Gang zwischen Aufzug und Thron entlang schritten, fielen mir sofort die acht Wachen mit der roten Rüstung auf, die vor den Wänden Stellung bezogen hatten. Sie waren mit Elektrokettenpeitschen und Kampfstäben mit Doppelklingen ausgestattet und bildeten die Elite-Prätorianergarde Snokes.

Vor dem Thron knieten der General und ich nieder und warteten, bis Snoke uns das Zeichen gab, dass wir uns erheben konnten.

"Nun, was haben Sie beide zu berichten?", fragte der Supreme Leader, "Habt ihr das Mädchen?"

"Ja, Sir, sie ist hier. Momentan befindet sie sich aber im Zellentrakt.", sagte Hux.

"Gut. Morgen werdet ihr sie zu mir bringen. Ich möchte sie sehen und mit ihr sprechen.", erwiderte Snoke.

"Commander Ren, ich stelle das Mädchen hiermit unter Ihr Kommando. Sie werden sie ausbilden und sind nun für sie verantwortlich."

"Ja, Sir.", sagte ich, nicht besonders überrascht von dem eben gehörten, aber auch nicht sonderlich begeistert.

"Aber dazu muss ich wissen, wozu Ihr sie braucht. Ich muss wissen, worin ihre Wichtigkeit für uns liegt.", fügte ich noch hinzu.

"Sie müssen nur wissen, dass sie mächtig ist. Sehr mächtig. Und versuchen Sie, ihr die Dunkle Seite näher zu bringen. Überzeugen Sie sie, aus freien Stücken zu bleiben.", antwortete der Oberste Anführer.

"Ja, Sir.", sagte ich noch einmal auf seine Erklärung hin, doch das ganze gefiel mir gar nicht. Wenn Snoke mir den Auftrag gab, jemanden auszubilden, dann musste die Person wirklich mächtig sein und das konnte gefährlich für mich werden. Es konnte mich den Rang kosten.
"Gut.", sagte der Oberste Anführer, "Sie beide können nun gehen."
Auf diese Worte hin erhob sich der General und ich tat es ihm gleich und folgte ihm durch den Saal in Richtung des Aufzugs, der uns auch schon hergebracht hatte.
Als sich seine Türen öffneten und wir die kleine Kabine betraten, atmete ich zum ersten Mal, seit Snoke mir verkündet hatte, dass ich nun für das Mädchen verantwortlich war, wieder richtig aus.
Dies linderte meine Anspannung ein wenig, jedoch auch nicht unbedingt ausschlaggebend.
Wenn Lia tatsächlich so mächtig war, wie Snoke sagte, dann stünde ich in der Rangordnung der Ersten Ordnung nicht mehr an zweiter Stelle und sogar der General hätte Befehlsgewalt über mich.
Bei diesem Gedanken verkrampfte sich jeder Muskel in mir und ich ballte die Hände zur Faust.
Das durfte auf keinen Fall passieren. Offenbar war meine angestaute Wut so mächtig, dass sie in Form der Macht aus mir herausströmte und das Glas, hinter dem sich die Beleuchtung des Aufzugs befand, zum Zersplittern brachte.
Doch selbst als mir auffiel, welches Chaos ich hier gerade anrichtete, hörte ich nicht auf.
"Ren! Lassen Sie das!", fauchte mich der General an, dessen Anwesenheit ich schon vollkommen vergessen hatte.
"Wagen Sie es nicht, mir Befehle zu geben!", schrie ich ihn an und schleuderte ihn mit dem Rücken an die Wand, nahm ihm mit einem Macht-Würgegriff die Luft zum Atmen.
Er keuchte auf und griff sich mit den Händen an den Hals, jedoch gab es nichts, von dem er sich hätte befreien können.
"Haben Sie mich verstanden, General?", fragte ich ihn nun gefährlich ruhig. Mir war klar, dass er nicht meine Position untergraben, sondern mich nur einfach zum Aufhören hatte bewegen wollen, doch er hätte in diesem Moment nichts Falscheres sagen können.
Ich konnte sehen, wie sehr es ihn anstrengte zu sprechen, doch schließlich schaffte er es, mir mit einem abgehackten "Ja...Commander Ren." zu antworten.
Auf der Stelle ließ ich ihn los und er schnappte panisch nach Luft, wie ein Ertrinkender, der dank hilflosem Armrudern die Oberfläche durchbricht.
"Sie werden mir helfen, General."
"Mit was?", fragte er leise und stockend, während er schwer atmete.
"Ich werde dem Mädchen einen Besuch abstatten und herausfinden, warum sie für den Supreme Leader so wichtig ist."
"Und warum sollte ich Ihnen dabei helfen?", fragte der Rothaarige trotzig.
"Weil sie, wenn der Oberste Anführer recht hat, wahrscheinlich mächtiger ist als ich. Das heißt, sie kann Ihnen das Leben zur Hölle machen. Mehr als ich es kann."
"Denken Sie bloß nicht, Ihr Machtgehabe würde mich beeindrucken, Ren.", zischte der General und rieb sich über den Hals, auf dem sich bereits Hämatome bildeten.
"Ich werde Ihnen helfen, aber nicht weil ich Angst vor ihr habe, sondern weil ich nicht dazu bereit bin, dass Snoke ihr eine Höhere Position gibt, als mir und ich somit einer weiteren Person ergeben sein muss."
Ich blickte Hux an und sah, dass es ihm vollkommen ernst war. Er war Lia nicht gänzlich abgeneigt, ich hatte sogar das Gefühl, dass er sie ein wenig mochte, aber sein Rang war ihm eindeutig wichtiger als irgendeine Schrottsammlerin von Tatooine.
"Also gut.", sagte ich und verzog dabei meine Lippen zu einem bösen Grinsen, das der General jedoch nicht sehen konnte, da es von meinem Helm verborgen war, "Finden wir also heraus, was die Kleine so alles weiß."

Show Me the Dark SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt