Kylo Ren
Irgendetwas stimmte nicht. Nicht, dass ich mit mir und dem Verlauf meiner Mission nicht zufrieden war, nein, das war es nicht. Ich hatte das Gefühl auch nicht deshalb, weil Hux ein einziges Mal das getan hatte, was ich ihm gesagt hatte. Daran lag es auch nicht.
Es lag an ihr, diesem Mädchen. Lia.
In der kurzen Zeit, in der sie hier bei mir gewesen war und ich mit dem General diskutiert hatte, hatte ich versucht, irgendetwas über sie herauszufinden. Dabei hatte mich weniger ihre Geschichte oder wo sie herkam interessiert, eher der Teil, wegen dem sie interessant für den Obersten Anführer war.
Ich hatte ihn jedoch nicht finden können.
Ich konnte ihre Gedanken lesen und ihre Gefühle spüren, genauso wie ihre Präsenz. Ich konnte auch die Anwesenheit aller anderen Menschen in dieser Raumfähre fühlen, aber ihre war anders. Irgendwie...stärker, leuchtender; sie zog meine Aufmerksamkeit automatisch auf sich. Deshalb hatte ich sie wohl auf unserem Hinflug so schnell schon ausmachen können.
Dass sie anders war, fiel aber erst dann auf, wenn man sich stärker konzentrierte.
Ich hatte auch versucht, mir ihre Erinnerungen anzuschauen und ich hatte es geschafft, einzelne zu sehen, ohne dass sie meine Präsenz gespürt hatte, aber es war nichts hilfreiches für mich dabei gewesen und weiter wollte ich noch nicht vordringen. Das hatte Zeit.
Lia
Ich wachte auf, als irgendetwas an meinem Arm rüttelte. Als ich die Augen aufschlug erkannte ich durch meine trockenen und immer noch brennenden Augen, die eine Weile brauchten, um sich scharf zu stellen, den Sturmtruppler, der gegenüber von mir gesessen hatte und dessen weiße Rüstung sich stark vor der ansonsten in Dunkelgrau gehaltenen Zelle abhob. Ich blinzelte ein paar Mal, um meine Augen zu befeuchten und sah ihn dann verschlafen an.
"Wir werden gleich da sein.", hörte ich ihn sagen und mein Gehirn überlegte fieberhaft, was er mit "da" meinte. Vermutlich einen der Sternenzerstörer der Ersten Ordnung.
"Bei meinem Glück lande ich eher direkt auf der Supremacy.", dachte ich und mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich bei diesem Gedanken.
Genau in diesem Moment öffnete sich die Türe und der rothaarige General trat ein, gefolgt von zwei seiner Sturmtruppler.
"Bringt sie zu Commander Ren.", sagte er zu seinen Soldaten und sie zogen mich an meinen Armen hoch. Ich keuchte auf, als ich spürte, wie die Handschellen, die ich trug, erneut in meine Handgelenke schnitten aber das bewegte die beiden Sturmtruppler nicht dazu, ihren Griff um meine Arme zu lockern.
Mir traten erneut Tränen in die Augen, diesmal jedoch aus Schmerz, und ich verzog angespannt das Gesicht. Das sah der General.
"Ich denke, es ist nicht nötig, sie so festzuhalten.", sagte er mit ruhiger Stimme, "Sie wird nicht abhauen. Wie sollte sie auch?"
Verblüfft sah ich ihn an. Ihm hätte ich eher zugetraut, mir mit Absicht Schmerzen zufügen zu wollen. Vermutlich sollte das auch keine nette Geste sein, sondern er wollte mir einfach nur noch einmal vor Augen führen, dass ich der Ersten Ordnung nicht mehr entkommen konnte. Nichts desto Trotz nuschelte ich ein leises "Danke", als mich die Sturmtruppler in ihre Mitte nahmen und mich so aus der Zelle hinausführten. General Hux ging direkt hinter uns.
Bei jedem Schritt, den ich gehen musste, taten mir die Beine weh. Vermutlich deshalb, weil ich so verdreht geschlafen hatte und den gesamten letzten Tag unterwegs gewesen war.
Plötzlich knickte mein Knie ein, weil es mein Gewicht nicht mehr tragen konnte und ich rechnete schon mit einem schmerzhaften Aufprall auf dem Boden, doch im letzten Augenblick spürte ich, wie sich zwei starke Arme von hinten um meinen Oberkörper schlossen und mich so vor der Bekanntschaft mit dem schwarzen, spiegelnden Metall bewahrten.
Nun lag ich schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in den Armen eines Mannes. Eines Mannes, der mein Feind war. Ich wandte mein Gesicht dem des Generals zu, um ihm zu sagen, dass er mich loslassen sollte, und bemerkte dabei, wie nah er mir war. Mein Blick erfasste sofort die kantigen Gesichtszüge und die hohen Wangenknochen, die schmalen Lippen und das ausgeprägte Kinn. Doch an seinen Augen blieb er hängen. Das stechende Grün seiner Iriden war wunderschön und wurde von seinen hellen Wimpern umrahmt. Dieser Anblick hielt mich gefangen und ich verlor mich darin und auch er wandte sich nicht ab; zumindest nicht, bis sich neben uns jemand räusperte und wir beide herumfuhren.
"Störe ich?", fragte Kylo Ren. In seiner sonst so monotonen Stimme ließ sich eindeutig Sarkasmus heraushören. Ich wurde sofort knallrot, doch der General blieb gelassen und antwortete mit ruhiger, schneidender Stimme: "Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Ren."
Dann ließ er mich los, wobei ich fast schon wieder hingefallen wäre und ging schnurstracks an Kylo Ren vorbei.
"Dort ist übrigens das Mädchen, Ren. Ihr wolltet sie doch sehen.", sagte General Hux noch leise zu Kylo.
Das war das letzte, was ich von ihm hörte, bevor er das Cockpit betrat und somit aus meinem Sichtfeld verschwand.
Ratlos blickte ich ihm hinterher. Mir war zum ersten Mal aufgefallen, dass er ein wirklich gut aussehender Mann war.
"Wenn wir landen, wirst du dich an meiner Seite halten.", wandte sich da plötzlich Kylo Ren an mich und ich nickte ganz automatisch.
"Gut.", sagte er, trat auf mich zu und öffnete die Handschellen. Erstaunt blickte ich zu ihm auf, doch er wandte sich schon wieder von mir ab, um zur Tür der Raumfähre zu gehen.
"Danke!", rief ich ihm hinterher, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte. Meine Stimme hörte sich kratzig an, denn ich benutzte sie ja momentan nicht wirklich oft.
"Da nicht für.", meinte Ren bloß, "Du erinnerst dich sicher an unseren Deal: Wenn du wegläufst, wird es deinen Freunden nicht gut ergehen."
"Danke für die Erinnerung, das hätte ich ja schon fast vergessen.", meinte ich sarkastisch, während ich mir die Handgelenke rieb, die ganz rot und aufgeschürft waren. Erneut verzog ich das Gesicht, als ich das Brennen fühlte, das diese Wunden verursachten.
Kylo Ren drehte sich zu mir um, erwiderte jedoch nichts auf meinen Kommentar. Stattdessen deutete er auf meine Hände und sagte: "Ich werde das untersuchen lassen."
"Das ist nicht nötig. So schlimm ist es nicht."
"So siehst du aber nicht aus." Er wandte sich wieder ab, als sei für ihn diese Diskussion nun vorbei, aber ich war nicht bereit, mir nun auch schon vorschreiben zu lassen, welche Wunden ich behandeln lassen sollte und welche nicht. Leider kam ich aber nicht mehr dazu, ein neues Argument zu finden, denn in diesem Moment fuhr ein Ruck durch die Raumfähre und ich trat schnell neben den Anführer der Ritter von Ren, denn ich sollte ja dicht bei ihm bleiben. Dann öffnete sich die Tür.
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Show Me the Dark Side
FanfictionLia ist ein einfaches Mädchen, das sich ihren Lebensunterhalt mit Schrottsammeln verdient, und damit gerade Mal so über die Runden kommt. Doch als sie eines Tages von dem Gerücht erfährt, dass der mächtige Kylo Ren von Rey, die alle zunächst für ein...