Kapitel 14

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Lia

Ich wollte schreien, wollte weglaufen, aber meine Füße gehorchten mir nicht mehr und meine Kehle war wie zugeschnürt. Den anderen schien es wohl genauso zu gehen, denn außer Alinas bleichem Gesicht und Finns weit aufgerissene Augen konnte ich auch an ihnen keine andere als meine Reaktion auf Rens Auftritt ausmachen. Angst durchflutete meinen Körper, nicht die Angst um mich, sondern die um Alina und Finn, die nur wegen mir in dieser Situation gelandet waren.

Als Ren sah, dass von uns jetzt schon niemand mehr in der Lage war, ihm Widerstand zu leisten, kam er entschlossen näher. Offenbar hatte er aber auch nie mit großem Widerstand gerechnet, denn er war alleine.

Als er etwa zwei Meter vor uns zum Stehen kam, fuhr er sein flammend rotes Lichtschwert ein und sagte mit unüberhörbarem Spott in der sonst so monotonen, unmenschlichen Stimme: "FN-2187. Wie schön dich wiederzusehen."

Das reichte! Sein Gehabe und die Arroganz, die ich aus seiner Stimme hören konnte, machten mich wütend. Ganz offensichtlich wusste er genau, welche Wirkung er auf uns hatte, vor allem auf Finn, den er zu kennen schien und, aus welchem Grund auch immer, FN und sonst noch irgendwas nannte. Und er genoss unsere Angst.

Die Wut, die dieser Gedanke in mir entfachte, machte es mir möglich, mich wieder zu bewegen. Ich schrie meinen Freunden (ich hatte beschlossen, Finn als einen anzusehen) zu, dass sie sich beeilen und zum Falken rennen sollten, und anscheinend hatte sie mein Aufschrei erschreckt, denn ihre Köpfe wandten sich zu mir, was den Bann durchbrach, der auch sie gefangen hielt.

Keine Sekunde später drehte Finn sich um und rannte los, direkt auf den Falken zu. Alina hatte er am Arm gepackt und zog sie mit sich, da sie viel langsamer war als er. Ich beschloss, ihm einfach später beleidigt zu sein, da er es ja offenbar nicht für nötig hielt, sich auch um meinen Verbleib zu kümmern, und stürmte hinter den beiden her.

Gerade als ich ernsthaft angefangen hatte zu glauben, dass wir Kylo Ren tatsächlich entkommen könnten, blieben Alina und Finn auf einmal wie erstarrt stehen.

"Was zum...?!", setzte ich an, als sich plötzlich auch meine Beine anfühlten, als wären sie an Betonklötze gebunden, was mir das Vorankommen stark erschwerte, jedoch nicht unmöglich machte.

"Dachtet ihr ernsthaft, ihr würdet mir entkommen?", fragte die roboterartige Stimme, die sich nun direkt hinter mir befand, weswegen ich mich rasch umdrehte. Das Gewicht an meinen Füßen machte eine schnelle Bewegung jedoch unmöglich, weshalb ich ins Straucheln geriet und stolperte. Der unsanfte Aufprall auf dem Boden kam jedoch nicht, denn plötzlich spürte ich, wie sich zwei Arme um mich legten und ich aufgefangen wurde.

Der raue Stoff von Rens Umhang kratze leicht über meine bloßen Arme, jedoch krallte ich mich automatisch noch stärker an ihm fest, denn ich hatte Angst, dass er mich loslassen und zu Boden fallen lassen könnte. Das tat er jedoch nicht und als ich zu ihm aufblickte, ertönte wieder seine roboterartige Stimme, jedoch diesmal viel leiser, sodass nur ich ihn hören konnte: "Dachtest du ernsthaft, du würdest mir entkommen, Lia?"

Die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach, ließ mich erschaudern. Jedoch nicht aus Angst. Es hörte sich einfach...einfach zu gut an. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, ihn meinen Namen mit seiner wahren Stimme sagen zu hören und ich war schon dabei, meine Arme auszustrecken, um ihm den Helm vom Kopf zu nehmen, als mir wieder einfiel, wer er war.

Plötzlich fand ich, dass er mir viel zu nahe war und augenblicklich ließ ich seinen Umhang los und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Seine Größe, die mir erst jetzt so richtig auffiel, und die stahlharten Muskeln, die ich durch seine Kleidung spüren konnte, wirkten jetzt nur noch bedrohlich auf mich.

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