Kapitel 10

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Lia

Drinnen war es trotz der brennenden Mittagshitze angenehm kühl und schummrig. Die Kneipe bestand aus einem großen Raum, an dessen Seiten sich Wandnischen befanden, in denen zusätzlich zu den Tischen und Stühlen, die im ganzen Raum verteilt waren, Sitzgelegenheiten aufgestellt waren, die jedoch aufgrund der mittäglichen Stunde fast alle unbesetzt waren. Die einzigen anderen Besucher der Kneipe saßen einzeln an ihren Tischen und aßen still ihr Mittagessen oder kippten sich an der Bar einen Drink nach dem anderen hinter die Binde. Die meisten trugen Kapuzen, wodurch wir ihre Gesichter nicht sehen konnten, doch auch ohne diese hätten diese Gestalten auf uns wohl einen zwielichtigen Eindruck gemacht.

Als wir die Kneipe betreten hatten, hatten wir unweigerlich alle Blicke auf uns gezogen, und ich schauderte bei dem Gedanken, wer sich wohl alles unter diesen Kapuzen verbarg. Womöglich war es ja...nein, nein er war es vermutlich nicht. Er hatte es nicht nötig sich zu verstecken.

Augenblicklich ging es mir besser, auch wenn es mir immer noch unangenehm war, wie diese Leute Alina und mich abschätzend musterten.

Zwei Mädchen, die augenscheinlich alleine unterwegs waren, waren gefundenes Fressen für die unzähligen Sklavenhändler, die es hier auf Tatooine gab.

Schnell versuchte ich meine Unsicherheit zu verbergen, indem ich die Schultern straffte und das Kinn hob, sodass diese Männer hoffentlich nicht sehen konnten, wie sehr sie mich einschüchterten. Alina sah aus dem Augenwinkel, wie ich mich anspannte und tat es mir gleich und so schritten wir durch den Raum, direkt an den Tresen der Bar. Dort setzten wir uns auf die Barhocker, die am weitesten von den betrunkenen Männern entfernt waren und warteten, bis Cathrin oder ihr Mann Caleb durch die Tür hinter der Bar kamen. Ich tat so, als würde ich ganz ruhig auf meinem Barhocker sitzen, doch ich behielt alles im Auge, soweit mir das von hier aus möglich war, und war bis aufs Äußerste angespannt.

Als einer der Männer, die ebenfalls an der Bar saßen, tatsächlich aufstand und zu uns herüberkam, machte sich Angst in mir breit. Nervös stupste ich Alina mit dem Ellenbogen an und glücklicherweise verstand sie sofort. Langsam erhoben wir uns und versuchten, unauffällig aus der Sache heraus zu kommen, doch da hatte der Typ uns bereits erreicht.

"Was haben denn zwei so schöne junge Frauen wie ihr allein in so einer Bar verloren?", fragte er mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht, bei dem ich einige faulige Zähne erkennen konnte. Ich verzog das Gesicht und ging langsam rückwärts, während ich mich nach Hilfe umsah. Die anderen Besucher der Kneipe hatten ihre Aufmerksamkeit zwar wieder auf uns gerichtet, jedoch machte keiner von ihnen auch nur den Anschein, als hätte er vor uns zu helfen.

Ich verfluchte innerlich jeden einzelnen Mann der Galaxis, denn die waren ja überhaupt erst der Grund, warum wir uns in dieser Situation befanden, bevor ich Alina am Arm packte und sie einfach mit mir zog. Weit kamen wir nicht. Noch bevor ich den ersten Schritt machen konnte, hatte mich der widerliche Typ am Arm zu fassen bekommen und zog mich zu sich, wodurch ich die fettigen Haare und die glasigen Augen noch besser erkennen konnte. Ich versuchte mich loszumachen und Alina zog an meinem anderen Arm, doch es half nichts. Der Griff der schmierigen Hand, die mich festhielt, war zu fest.

"Na, na, na, wollt ihr etwa schon gehen, bevor wir ein wenig Spaß haben konnten?", fragte er, leckte sich dabei über die rissigen Lippen und betrachtete meine Brüste eingehend.

Das reichte! Ein letztes Mal versuchte ich, mich einfach loszureißen, aber da das nach wie vor nicht von Erfolg gekrönt war, musste ich effizientere Methoden anwenden. Ich versuchte so gut es ging den Fuß zu heben, denn der Typ hielt mich sehr nahe bei sich, und trat ihm, zugegeben eher behelfsmäßig, aber dennoch wirkungsvoll, zwischen die Beine.

Der Mann heulte auf und war gezwungen mich loszulassen, was mir und Alina die nötige Zeit gab, um abzuhauen. Jedoch liefen wir nicht zum Ausgang, sondern wir verschwanden durch die Tür, die hinter der Bar lag, denn ich hatte den eigentlichen Grund, warum wir hier waren, nicht vergessen.

Als wir in den kleinen Raum gestürmt kamen, der nicht viel mehr enthielt als eine kleine Küche, Geschirrschränke und einen Tisch mit zugehörigen Stühlen, blickte Caleb, der gerade an eben diesem Tisch saß und zu Mittag aß, erschrocken von seinem Teller auf und sah uns dann fragend an.

"Was macht ihr beiden denn hier?", fragte er, "Und was ist passiert? Lia, dein Arm ist ja ganz zerkratzt!"

"Wo ist Cathrin?", fragte ich panisch und ohne auf seine Frage einzugehen, denn ich hatte genug damit zu tun, mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Türe zu lehnen, um den aufdringlichen Typen draußen zu halten.

"Ich äh im Haus, glaube ich.", erwiderte er und sah mich weiterhin perplex an.

"Ich würde nicht fragen, wenn es nicht sein müsste, aber könntest du uns vielleicht dorthin begleiten?", fragte ich und sah ihn dabei flehentlich an, was ihn zum Nicken brachte.

Schnell stand er auf und führte uns aus dem Zimmer und zurück in den Hauptraum der Kneipe, in dem ich mich verstohlen umsah. Der Mann, der uns vorher nicht hatte gehen lassen, war weg, doch ich traute dem ganzen nicht. Schnell lief ich den anderen beiden hinterher. Als wir an einer weiteren Türe ankamen, drehte sich Caleb zu uns um und sagte, dass wir einfach die Treppe, die hinter der Tür lag, nach oben gehen sollten. So würden wir ins Wohngebäude, das über der Kneipe lag kommen.

Alina und ich nickten beide, öffneten die Tür und liefen die Stufen nach oben, bis wir vor einer weiteren Türe zum stehen kamen. Dort klopften wir an und mussten keine zehn Sekunden warten, bis uns geöffnet wurde.

"Oh, hallo Alina, hallo Lina. So eine Überraschung, kommt doch herein.", sagte Cathrin, während sie zur Seite trat, um uns den Weg frei zu machen.

"Dankbar lächelten wir sie an und betraten die geräumige, helle Wohnung.

"Also, was führt euch her?", fragte Cathrin, noch bevor wir uns auf die von ihr dargebotenen Stühle setzen konnten.

"Das spielt keine Rolle.", sagte ich bestimmt, "Das einzige, was zählt ist, dass Alina und ich so schnell wie möglich von diesem Planeten runter müssen."

Zweifelnd und auch ein wenig verwirrt sah Cathrin uns an, als sie jedoch unsere entschlossenen Gesichter sah, und die Angst in unseren Augen erkannte, nickte sie und sagte: "Ich weiß zwar nicht, was hier los ist, aber wenn ihr es mir nicht sagen wollt, wird es wohl seine Gründe haben. Kommt mit."

Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging Richtung Wohnzimmer. Alina und ich folgten ihr. Als wir den hellen, offenen Raum betraten, der hauptsächlich von einem großen Schrank und einer Couch dominiert wurde, wühlte Cathrin gerade in einem der zahlreichen Regale herum, die an der Wand standen.

"Ah, hier ist es ja", murmelte sie, als sie etwas hervorzog, das aussah wie ein Funkgerät. Ein Funkgerät mit...nein, das konnte nicht sein!

"Ist das da auf dem Funkgerät das Zeichen vom...", fing ich an, entschied dann aber, das was ich wissen wollte direkt zu fragen: "Bist du beim Widerstand?"

Sie warf uns einen flüchtigen Blick zu, nickte und sprach dann in das Funkgerät: "Finn? Ja, hallo, hier ist Cathrin. Ist der Falke noch in der Nähe?"

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