Ich musste mit ihm reden und das so schnell wie möglich.
Doch erst mal musste ich die Schule durchstehen. Vielleicht konnte ich ihn da schon fangen und ihm zumindest sagen, dass es nicht so lief, wie er sagte. Wie war das? Hoseok, du bist dämlich?
Nachdenklich stieg ich aus dem Schulbus und warf einen Blick zu den Motorrädern, ob seins dastand, doch es war nirgends zu sehen. Ich seufzte leise. Das musste noch nichts heißen, aber ein gutes Zeichen war es nicht. Wie ernst hatte er es gemeint, dass er abhauen wollte? Was, wenn er bereits weg war? Der Gedanke war schrecklich und brachte mich ins Wanken. Würde er mich so einfach hinter sich lassen? Wie stark waren seine Gefühle dann?
Sehr stark, weil er mich ja ach so beschützte? Gar nicht mal so stark, weil er einfach gehen konnte?? Ich wusste im Moment einfach gar nichts mehr und ich fühlte mich schrecklich. Ich rannte die Treppen nach oben. Wenn ich mich richtig erinnerte, dann hatte er in der ersten Stunde Physik. Ich stellte mich also vor den Raum und wartete, ob er nicht doch noch auftauchen würde.
Angespannt stand ich neben der Tür, umklammerte die Riemen meines Rucksacks.
Schüler strömten in den Raum und als es bereits vorklingelte, überlegte ich, ob ich nicht einfach stehen blieb. Was war schon dabei mal ein bisschen zu spät zur Ersten zu kommen? Doch genau das war es ja auch, was mich in diese Situation gebracht hatte, oder? Kleine, scheinbar harmlose Gedanken. Frustriert stieß ich mich von der Wand, an der ich gestanden hatte, ab und eilte zu meinem Unterricht.
Mit dem Klingeln rutschte ich neben Jungkook, der mit nur einen fragenden Blick zuwarf. Ich hatte noch gar nicht mit ihm gesprochen, denn ich war, als ich nach Hause gekommen war, einfach nur noch in mein Bett gefallen. Doch natürlich merkte er sofort, dass was nicht stimmte. Er legte mir die Hand sachte auf die Schulter und seine Augen wurden nur etwas fragender.
"Später", murmelte ich und packte meine Sachen so leise es nur ging aus, denn mein Lehrer verstand keinen Spaß, schließlich war es derselbe, der mich damals rausgeworfen hatte, weil ich ihm zu viele Fragen gestellt hatte. Jungkook jedoch ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Er nahm seinen Block hervor und schrieb unten in die Ecke nur: 'U good?' Danach schob er den Blick so, dass ich bequem darauf schauen konnte, ohne, dass er allzu sehr auf meiner Seite lag. Ich presste die Lippen aufeinander und atmete tief durch. Gerade, wenn es mit schlecht ging, zeigte sich doch, ich hatte die besten Freunde. Ich wollte schon wieder heulen.
Ich nahm meinen Block auch davor 'Nah' kritzelte ich in meine Ecke und warf einen Kontrollblick nach vorn, denn ich wollte nicht wirklich erwischt werden. 'Wieder single', schrieb ich danach schnell unter die erste Nachricht. Jungkook warf mir einen verständnislosen Blick zu. 'Y' war seine nächste Nachricht, die er wieder auf seinen Block schrieb. Erneut presste ich die Lippen zusammen und biss mir auf die Lippe. Ich sah ihn an und zuckte ratlos mit den Schultern. So wirklich verstanden hatte ich es ja auch nicht. Jungkook legte mir die Hand auf den Rücken und strich mir sachte über diesen.
Danach folgten wir erst mal dem Unterricht und als es klingelte, verlor er auch keine Zeit mich aufs Klo zu schleifen. Er sah alle Kabinen durch, auf dass auch ja keiner zuhörte, schob mich dann in die letzte und schlüpfte mit rein. Das Klo und ich. Ich fühlte mich langsam heimisch auf den Toiletten dieser Stadt.
"Wie kann er es wagen?!", fragte er sogleich und legte einen Arm um mich. Ich war die ganze Zeit stark gewesen, doch Kookie wusste schon, warum er mich an einen Ort schleifte, wo ich ein bisschen heulen konnte. Tränen schossen mir in die Augen, die ich die ganze Zeit schon zurückgehalten hatte.
"Er ist der Meinung, dass er nicht gut für mich ist, weil ich mich verändert habe und rebellischer geworden bin, seit ich mit ihm Zutun habe. Er meint, er verdirbt mich oder so was", erklärte ich und Jungkook schien verwirrt.
"Das klingt fishy", meinte er und ich zuckte mit den Schultern, ehe ich mich auf das Klo setzt und etwas von dem Toilettenpapier nahm, um mir die Nase zu putzen. Dann schüttelte ich den Kopf und zuckte wieder die Schultern. Ich vertraute immerhin darauf, dass das nicht nur eine fadenscheinige Ausrede war, weil er nicht die Eier hatte, mir zu sagen, dass er mich eigentlich nicht mochte. Ich wusste, dass er mich gern hatte.
"Er beschützt mich, aber er macht es falsch", antwortete ich also und stand wieder auf. Jungkook schien sich das durch den Kopf gehen zu lassen und musterte mich dann kurz. Wahrscheinlich kam er zu dem Entschluss, dass ich das wohl besser beurteilen konnte, als er und nickte dann ab, was ich sagte.
"Was willst du jetzt machen?", fragte er und ich seufzte nur tief.
"Mit ihm reden, dann seh ich weiter", antwortete ich, "doch dazu muss ich ihn erst mal finden."Finden war ein gutes Stichwort. Ich hangelte mich durch meinen Schultag und mit dem Klingeln zur letzten Stunde, machte ich mich auf den Weg.
Zuerst versuchte ich es in der Tanzschule, weil wo würde er schon sein, wenn es ihm nicht so gut ging, wenn nicht da? Doch zu meinem Verdruss war er nicht zu finden und auch Yongguk wusste nicht, wo er sein konnte. Ich fragte noch eine der Tanzlehrerinnen, wo er sein konnte, wenn nicht in der Schule und sie meinte, dass er vielleicht im Park wäre. Sie erzählte mir, dass er zumindest früher, immer eine Stelle gehabt hatte, an der er sich herumtrieb, wenn er keinen Bock gehabt hatte, schon nach Hause zu gehen.
Doch auch da war er nicht zu finden. Es war zum verrückt werden. Ich versuchte ihn anzurufen und ihm zu schreiben. Ich war nicht mal geblockt, doch er antwortete einfach nicht, geschweige denn öffnete er meine Chats. Was sollte ich nur machen? Wie sollte ich mit ihm reden, wenn er mich so konsequent ghostete? Es tat weh so behandelt zu werden, vor allem, weil er mir versprochen hatte, das nicht noch mal zu tun? War er wirklich derart verzweifelt? Oder war er meiner so überdrüssig?
Ich verwarf den Gedanken. Verdammt, ich wollte ihm vertrauen.
Mein nächster Weg führte mich in den Club, doch da kam ich nicht rein, denn wie erwartet, war er geschlossen. Doch was sollte ich machen, ich war verzweifelt! Die letzte Station war dann wohl ... sein Zuhause.
Mein Herz schlug wie wild, als ich vor seiner Tür stand und klingelte. Ich fragte mich, ob um die Uhrzeit wohl noch mehr zuhause sein würden, als nur er, oder vielleicht gar keiner. Seine Eltern hatte ich in der ganzen Zeit nie gesehen, es war fast, als seien sie nur vage Gespenster in Hoseoks leben. Niemand öffnete die Tür, also klingelte ich hoffnungslos noch mal.
Er war also nicht da? Ich setzte mich auf die Treppe und beschloss erst mal zu warten. Ich musste doch mit ihm reden können, ihn vielleicht umstimmen können. Mir war bewusst, ich sollte versuchen ihn vielleicht positiv zu beeinflussen, statt mich negativ beeinflussen zu lassen. Zeit verging, ich wusste nicht wie viel, doch als ich das Tor hörte, stand ich schnell auf, in der Hoffnung, dass er gleich den Weg hochkommen würde, der zur Haustür führte.
Doch leider war es nicht er, der den weg hinauf kam, sondern seine Nanny. Also die Haushälterin, also... die Einzige, die sich um Hoseok kümmerte, wie sich eigentlich seine Eltern um ihn kümmern sollten.
"Miss Kim", sagte ich und verbeugte mich kurz. Sie stellte ihre Tasche ab und suchte nach ihrem Schlüssel. Sie musterte mich fragend.
"Jiminie, was machst du denn hier?", fragte sie und ihre Frage klang irgendwie mitleidig. Wusste sie mehr als ich? Mit großen Augen sah ich sie an, doch dann riss ich mich wieder zusammen."Ich suche Hoseok ... Wo ist er?", fragte ich leise und versuchte nach einem Hinweis in ihrer Mine zu suchen, ob er vielleicht mit ihr gesprochen hatte. Sie lächelte traurig. Garantiert wusste sie was, doch ob sie es mir sagen würde, stand auf einem anderen Blatt. Sie sah mich an und seufzte. Dann nah sie ihre Tüten wieder auf.
"Sag du es mir, er ist gestern nicht nach Hause gekommen."
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Blue Side
FanfictionEs gibt Menschen, von denen hält man sich besser fern und einer dieser Menschen ist Jung Hoseok. Auch Jimin macht - wie es für vernünftigen Jungen gehört - einen großen Bogen um den rauchenden, schwänzenden und rebellischen Taugenichts. Doch plö...